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verfolgt werden können, und mit Rücksicht darauf, dass die Depression bereits
ungewöhnlich ausgebildet war, als sie zuerst in Oregon beobachtet wurde,
scheint sicher geschlossen werden zu können, dass sie ihre Identität durch
mehr als 180 Längengrade bewahrt hat. Indessen wird man sehen, dass dieser
Sturm vom 19. Januar bis zum 3. Februar 1875 ein ungewöhnlicher Fall war.
Die Aenderungen der barometrischen Depressionen sind so häufig, dass selten
ein niedriges Gebiet in seinem Fortschreiten vom Stillen Ocean bis nach Ost-
Europa nachgewiesen werden kann.“
„Westindische Cyklonen. — Während der von Hoffmeyer’s Karten
umfassten Periode ereigneten sich verschiedene Cyclonen, welche ihren Ursprung
innerhalb oder in der Nähe des Golfes von Mexico hatten. Die folgenden Fälle
sind in den Karten der „United States Signal Service“ verzeichnet.
1. 1874. Sept. 5—7. 4. 1875. Sept. 14—19.
2. „ Sept. 9—11. 5. „ Okt. 13—16.
3. „ Sept. 27—30. 6. „ Nov. 8-—11.
No. 1 bewegte sich allem Anschein nach nordwärts und ging in einer
grösseren Depression auf, welche vorher in der Nähe Süd-Grönlands existirte.
No. 2 kann nicht mehr sicher auf der Karte vom 12, Sept. erkannt werden.
No. 3 bewegte sich deutlich nordwärts über Labrador.
No. 4 (der grosse Indianola-Orkan) schien in einer grossen Depression,
die bereits in der Nähe von Neu-Fundland existirte, aufzugehen, ohne eine
merkbare Aenderung in derselben hervorzubringen.
No. 5 kann über den Atlantischen Ocean verfolgt werden, jedoch ver-
einigte sie sich während ihres Fortschreitens mit einer oder zwei anderen
Depressionen,
No. 6 kann über den Atlantischen Ocean verfolgt werden und bewahrte
während ihres ganzen Ueberganges sehr deutlich ihre Identität. Wir sehen also,
dass von den 6 Cyklonen, die hier erwähnt sind, nur zwei über den Ocean
verfolgt werden können, und dass nur eine von diesen der Verschmelzung mit
giner anderen Depression entging, Diese Fälle (obgleich gering an Zahl) ver-
anlassen die Schlussfolgerung, dass die westindischen Cyklonen, so heftig sie
auch in den Tropen sein mögen, sobald sie die mittlere Breite erreichen, an
räumlicher Ausdehnung gewinnen, aber viel von ihrer Stärke verlieren und nach
wenigen Tagen meistens in einer der grösseren Depressionen, die sich gewöhnlich
in irgend einem Theile des Nordatlantischen Oceans bewegen, aufgehen.“
Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats December 1878
in Nordamerika und GCentraleuropa.
(Mittheilung von der Deutschen Seemarte,)
Nach der „Monthly Weather Review“ des „Signal Office“ in Washington
und der von der Deutschen Seewarte herausgegebenen Uebersicht der Witterung,
stellen wir im Folgenden die Hauptzüge im Witterungscharakter des Monats
December 1878 in Nordamerika und Centraleuropa einander gegenüber.
Nordamerika, Centraleuropa,.
i. Geringe Zahl der barometri- 1. Ziemlich erhebliche Anzahl
schen Minima, welche meistens den barometrischer Minima, deren zwei
Osten der Union von SW nach NE in der ersten Dekade von Westeuropa
durchzogen und deren Bahnen sich im grossen Bogen über das Adriatische
(im Gegensatz zum December 1877) in nach dem Weissen Meere sich be-
keinem Falle mit genügender Schärfe wegten.!) während die Minima der
4) Diese, sonst dem Frühlinge eigenthümliche Bahn wurde in diesem Winter von vielen
Depressionen eingeschlagen; die abnorme Bewegung von der Adria zur Ostsee wurde bereits in Be-
zug auf drei Minima des Novemhers 1878 hervargehohen (vgl. diese „Annalen“, 1879, nag. 95.