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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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der Atlantischen Stürme ist ihr langsames Fortschreiten.!) Dieses ist theilweise 
auf die veränderliche Bahn des Centrums des niedrigen Gebietes zurückzuführen 
und theilweise auf die häufige Verschmelzung von zwei Depressionsgebieten in 
eines, welcher, Vorgang im Allgemeinen zur Folge hat, dass die östlichsten Centren 
zurück nach dem Westen gedrängt zu werden scheinen. In meiner achten. Ab- 
handlung habe ich ein merkwürdiges Beispiel dieser Art von Bewegung 
beschrieben. In derselben Weise erscheinen in der vorstehenden Tabelle die 
Nummern 35, 39, 41, 51, 53, 70 und 72 durch Vereinigung mit Depressionen des 
folgenden Datums ‚westwärts gedrängt zu sein, Ausser dieser Ursache der 
Verzögerung scheint in dem Atlantischen Ocean ein besonderer Umstand. wirksam 
zu sein, der häufig Stürme in ihrer Lage von einem Tage zu anderen nahezu 
unverändert erhält und liegt derselbe wahrscheinlich in der Menge des aus dem 
Golfstrom sich erhebenden warmen Wasserdampfes in unmittelbarer Nähe von 
der kalten trockenen Luft der benachbarten Küste von Nord-Amerika. Hieraus 
sehen wir, dass, wenn das Erscheinen amerikanischer Stürme an der europäischen 
Küste vorausgesagt wird unter der Voraussetzung, dass sie den Ocean mit 
derselben Fortpflanzungsgeschwindigkeit kreuzen werden, wie sie die Vereinigten 
Staaten passirt haben, solche Vorhersagungen selten eintreffen werden.“ 
„Es ist ferner zu bemerken, dass die Depressionen, welche den Atlantischen 
Ocean. überschreiten, im Allgemeinen an Intensität zunehmen, sobald sie die 
amerikanische Küste verlassen haben; die durchschnittliche Tiefe des Barometers, 
wie sie die vorstehende Tabelle angiebt, zeigt sich um 6mm (0,24 engl. Zoll) 
grösser in 30° Länge als in 60°.“ - 
„Ursprung der hier verfolgten Depressionen. — Zwei der in der 
Tabelle aufgezählten barometrischen Minima, die über den Ocean vorfolgt sind, 
No. 51 und 70, scheinen über dem Atlantischen Ocean entstanden zu sein; fünf 
derselben, No, 46, 52, 54, 73 und 75, scheinen in Texas oder seiner Umgebung 
ihren Ursprung zu haben, vier von ihnen, No. 67, 69, 71 und 74, in mittleren 
Breiten der Vereinigten Staaten, jedoch beträchtlich östlich vom Felsengebirge; 
ungefähr die Hälfte der ganzen Anzahl scheint ihren Ursprung in der Nachbar- 
schaft des Felsengebirges zu haben, d.h. es ist schwer, sie weiter westlich mit 
genügender Sicherheit zu verfolgen;. vier aber von der Gesammtzahl können 
deutlich bis zur Küste des Stillen Oceans verfolgt werden, nämlich zwei, No. 26 
und 41, bis Californien und die anderen beiden, No. 39 und 40, bis Oregon, 
Die Bahn von No. 39 ist auf der dem Original beigegebenen Tafel I dargestellt. 
Um 7" 35‘ a. m. am 19. Januar stand das Barometer in Portland (Oregon) 745,2 mm 
und um 4* 35‘ p. m. 742,2mm, ein so niedriger Barometerstand, wie er selten in 
dieser Gegend beobachtet ist. Diese Depression wanderte ostwärts durch die 
Vereinigten Staaten mit abnehmender Stärke. Am Morgen des 20. war der 
niedrigste Barometerstand zu Bismark 748,8mm und am Morgen des 21. zu 
Keokuk 755,6mm; am 22, zu Alpena 755,4mm; am 23. zu Sydney 750,3mm und 
nahm dieselbe während der nächsten beiden Tage noch ferner an Tiefe zu. Ein 
anderes Gebiet niedrigen Luftdrucks hatte jetzt Nova Scotia erreicht und am 
26. sich dem ersteren so genähert, dass die beiden geneigt schienen, sich zu 
vereinigen. An den beiden folgenden Tagen wurde diese Neigung noch ent- 
schiedener und am 29, vereinigten sich beide in eine grosse Depression. Der 
Druck in der Nähe !'des Centrums betrug 735,1mm. Diese Depression rückte 
gegen NE ohne merkliche Abnahme der Intensität weiter, als sie ‚aber das 
Nordkap nahezu erreicht hatte, wendete sie ihren Kurs nach SE, Das Centrum 
dieses Gebietes niederen Druckes hat daher ungefähr durch 150 Längengrade 
1) Die oben angegebene durchschnittliche Fortpflanzungs-Geschwindigkeit von 14,0 englischen 
Meilen = 22,5km in der Stunde wird zwar auf dem Kontinent von Nordamerika, den Angaben von 
Prof, Loomis und des Signal-Service zufolge, in den meisten Monaten um 50-—100 % überschritten, 
ist jedoch wenig geringer als die durchschnittliche Fortbewegung der barometrischen Minima in 
Europa, welche nach den „Wissenschaftlichen Ergebnissen aus den Monatlichen Uebersichten der 
Witterung (Deutsche Seewarte, Monatliche Uebersicht, Jahrgang II) 600km in 24 Stunden oder 25km 
pro Stunde beträgt, Da zudem die Berechnung für den Ocean nur nach dem kürzesten Abstande 
zweier Punkte der Weg, zwischen welchen von dem Minimum durchschnittlich in 81/2 Tagen zurück- 
gelegt wurde, ohne jede Rücksicht auf die Krümmungen der Bahn geschah, so lässt sich mit Sicher- 
heit aussprechen, dass die Bewegung der Depressionen. auf. dem Nordatlantischen Ocean‘ im Durch- 
schnitt mindestens nicht langsamer sei, als auf dem Europäischen Kontinent. Beide Bestimmungen 
beziehen sich auf Lokalzeit und sind also auch in dieser Hinsicht vergleichbar, 
Ann. d. Hvdr.. 1879. Heft HI (März).
	        
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