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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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Am 24. Mai 1878 passirte der 4,42m tief gehende englische Dampfer 
„Ailsa“ die Barre der Boca Ceniza oder der westlichen Mündung des Magdalenen- 
Stromes und fand nicht weniger als 6,7m Wasser auf derselben; auch beim 
Verlassen des Hafens einige Tage später wurde gleichfalls nicht weniger Wasser 
gelothet, Der Führer dieses Dampfers, Kapt. Hughes, ist der Ansicht, dass 
die Lootsen, aus Furcht vor der an der Ostseite des sehr schmalen Fahrwassers 
stehenden Brandung, stets zu weit westlich halten und dabei in flacheres Wasser 
yerathen. Da beim Passiren der Barre nur das Auge als Führer dienen muss, 
würden sich einige am Ufer zu errichtende Leitmarken sehr empfehlen; mindestens 
würde eine Semaphorstation sehr wünschenswerth sein, von welcher die täglich 
gefundenen Wassertiefen auf der Barre signalisirt würden, um bei dem Nicht- 
vorhandensein von Leitmarken die Gefahr für die einsegelnden Schiffe einiger- 
massen zu verringern. 
In der zweiten Hälfte des Monats Juli 1878 wurde die Boca Ceniza und 
der Fluss von der Mündung bis nach Baranquilla von dem Kommandanten des 
französischen Schiffes „La Bourdonnais“, Kapt. N. Mayet, vermessen. Die 
geringste Wassertiefe auf der Barre betrug zu dieser Zeit 7m.. Die Breite der 
Barre, zwischen der an jeder Seite selbst bei gutem Wetter stehenden Brandung, 
beträgt ungefähr 3 Kblg und in der Richtung Nord—Süd ungefähr 1 Kblg. 
.  Kopt. Mayet giebt für die Einsegelung folgende Segelanweisung: Man 
bringe die Spitze Alligator in SSO und steuere in dieser Richtung auf dieselbe 
zu,- bis man 8m Wasser lothet, dann ändere man den Kurs nach SzO und 
später allmählich etwas mehr östlicher, sobald die Tiefen bis auf 7m abnehmen. 
Bei diesem Kurs bleibt das Schiff ca 1 Kblg von dem kleinem nördlich der 
Spitze Alligator befindlichen Sandstrand ab. Sobald die Wassertiefe wieder bis 
auf 8,8m Wasser zunimmt, hat. man die Barre passirt, und wenn die Spitze 
Alligator Ost peilt, muss man nach dem westlichen Ufer bis auf 1 Kblg Abstand 
steuern. Bei diesem Abstande findet man bis zur Stadt Baranquilla stets 
11 bis 13m Wasser. ‘Die Mündung des Armes an dem Baranguilla ist ungefähr 
4/3 Sm von der Barre entfernt. 
Kapt. Mayet bemerkt noch, dass die Barre für Schiffe mit 4,6 bis 5,5m 
Tiefgang, meistens zu jeder Zeit, leicht passirt werden kann. Die Barre ist 
jedoch nicht stationär, sondern verschiebt sich schon seit mehreren Jahren 
immer mehr nach Osten. ; 
Die Fluthhöhe beträgt ca 0,6m. Die Strömung des Flusses hatte eine 
Geschwindigkeit von 2 Knoten und bei frischer Brise von 4 Knoten die Stunde, 
Am 11. September 1878 passirte das niederländische Kriegsschiff „Cornelis 
Dirks“, mit 4,42m Tiefgang, die Barre beim Einsegeln in den Magdalenen-Strom 
und fand gleichfalls 7m Wasser als geringste Tiefe auf der Barre, wie solche 
von Kapt. Mayet bei seiner Vermessung gefunden worden war, Zu der Zeit 
des Passirens wehte eine leichte Brise aus NNE, und auf der Barre war ruhiges 
Wasser. 
Am 24, September verliess der englische‘ Dampfer „Alps“, Kapitän 
Williams, den Magdalenen-Strom und fand nicht mehr als 5,5m Wasser auf 
der Barre. Es war ruhiges Wetter und das Schiff kreuzte die Barre ohne zu 
rollen oder zu stampfen. Der Kapitän behauptet, dass, wenn auf der Barre 
Dünung gestanden hätte, der „Alps“, obgleich derselbe nur 4,57m Tiefgang 
hatte, durchgestossen haben würde. 
Von andern Dampfer-Kapitänen, welche auf Baranqwilla fahren, wird, 
durch den britischen Viee-Konsul Herr Stacey, bestätigt, dass die Barre nicht 
als sicher zu betrachten ist. 
Nach den vorstehenden Berichten hat es den Anschein, als wenn die 
Barre des Magdalenen-Stromes in kurzen Zwischenräumen Veränderungen in den 
Tiefenverhältnissen unterworfen sei, und es sollten deshalb die Seefahrer beim 
Einsegeln oder Verlassen des Stromes grosse Vorsicht gebrauchen.
	        
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