119
Im südlichen Atlantischen Occan wehte der SE-Passat für die „Melusine“
anfänglich in befriedigender Weise, nur erstreckte sich sein Gebiet nicht weit
nach Süden; denn schon am 30, Juni, gerade als man sich in Sicht der Insel
Trinidad befand, nahm derselbe ein Ende. Wie gewöhnlich in diesem Theile des
Meeres folgten dann zunächst nordöstliche, weiterhin nordwestliche Winde, bis
man südlich von 34° S-Br in das Gebiet der veränderlichen westlichen Winde
gelangte. Es war vorher 10° S-Br in 27,5° W-Lg am 26, Juni, 20° S-Br in
29,3° W-Lg am 30. Juni und 30° S-Br in 26° W-Lg am 6, Juli geschnitten
worden. Am 16. Juli segelte die Bark in 38,5° S-Br von westlicher in östliche
Länge über; 23 Tage waren bis dahin verflossen, seit man sich auf: südlicher
Breite befand.
Zum Ablaufen der Länge fand das Schiff keine besonders günstige
Gelegenheit; es wehten häufig östliche Winde, und zu anderen Zeiten waren die
westlichen Winde zu stürmisch, um sie nach Wunsch ausnutzen zu können.
Einmal zwangen sie selbst den Kapitän dazu, mit dem Schiffe beizudrehen. Man
lief, nachdem 40° S-Br in 6° O-Lg am 19. Juli gekreuzt worden war, als süd-
lichste Breite 44° in 30° O-Lg an, verfolgte von hier ab einen Ostkurs und
arreichte, nachdem weiter nach Osten hin wieder etwas nördlicher gesteuert
worden war, 80° O-Lg in 41° S-Br am 10. August. Es waren nun 24 Tage
verflossen, seitdem man den Meridian von Greenwich geschnitten hatte. Am
11. August wurde abermals 40° S-Br gekreuzt in 83,5° O-Lg und dann entschieden
nördlicher gesteuert. .
In 36° S-Br fand die „Melusine“ südöstlichen Wind, doch war derselbe
nicht von langer Dauer, denn in 30° S-Br und 100° O-Lg setzte wieder west-
licher Wind ein, der erst in 19,5° S-Br und 105° O-Lg durch den SE-Passat
verdrängt wurde. Am 25. August traf die Bark, als man sich in der Nähe der
Christmas-Insel befand, mit dem Bremer Schiffe „Wilhelm Anton“ zusammen;
welches gleichzeitig mit der „Melusine“ Cardiff verlassen hatte und schon einmal
vorher auf der Reise, am 18. Juli in 39° S-Br und 1,5° O-Lg angesprochen
worden war. Am 26. August gelangte die „Melusine“ zur Sunda-Strasse und
ankerte, nachdem dieselbe durchsegelt war, am folgenden Tage auf der Rhede
von Anjer: Die Reise hatte bis hierher eine Dauer von 98 Tagen.
Die „Melusine“ durchsegelte ferner die Sunda-See und Banka-Strasse und
erreichte am 6. September in 104,5° O-Lg den Aequator, In 2° N-Br endete
die bis dahin ziemlich beständig wehende leichte südöstliche Brise; es trat
Mallung. ein, die, bis man am 11, September nach 4° N-Br in 105° O-Lg gelangt
war, anhielt. An diesem Orte kam leichter südwestlicher Monsun durch, der aber
nicht von langer Dauer war, denn, nachdem er die Bark bis zum 15. September
nach 10° N-Br in 110° O-Lg geführt hatte, endete er dort gegen alles Erwarten.
Es folgte hier erst Mallung, die einige Zeit hindurch anhielt, und schliesslich
bekam man am 23. September in 15,8° N-Br und 114° O-Lg ganz regelmässig
wehenden nordöstlichen Wind, der bis zur am 28. September erfolgten Ankunft
in Hongkong nicht wieder unterbrochen wurde, :
Am 1. Oktober verliess die „Melusine“ den Hafen von Hongkong, um nach
Manila zu segeln. Am 5. Oktober wurde die Küste von Luzon erblickt, doch
hielten Windstille und sehr leichter veränderlicher Zug, welche in der Nähe
des Landes herrschten, die Bark noch einige Tage fest, bis es ihr am 8. Oktober
gelang, die Bucht von Manila zu erreichen,
Nachdem hier das. Schiff eine Ladung Zucker eingenommen hatte, trat es
damit am 9. December eine Reise nach San Francisco an. Es war jetzt mitten
in der Zeit des NE-Monsuns und daher vorauszusehen, dass der zunächst zurück-
zulegende Theil der Reise nicht rasch vollendet werden könne. So lange, als
die „Melusine“ sich noch unter Lee von der Küste Luzon’s befand, hatte man
meistens leichten unbeständigen Wind. Sobald die Bark aber nördlich von jener
Insel kam, frischte der Wind auf, zu verschiedenen Malen sogar bis zum Sturme
zunehmend. Am 22. December befand das Schiff sich in der Nähe der Süd-
spitze von Formosa, wo eine ziemlich starke nördliche Strömung beobachtet
wurde, Der heftig wehende NE-Monsun hielt an, bis man am 28. December
nach 24° N-Br in 125,3° O-Lg gekommen war; dort fand er sein Ende, es trat
für kurze Zeit erst Windstille ein, und als diese vorüber war, erhielt man südöst-
lichen Wind, der später nach SW umlief. Damit war der schwierigste Theil