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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 7 (1879)

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6. Reise der Bremer Brigg „Agnes“, Kapt. H. Jaburg, 
Die in regelmässiger Fahrt zwischen Bremen und der Westküste Afrikas 
beschäftigte „Agnes“ ‚hatte im April 1878 eine neue Reise angetreten und 
befand sich am 28. April am Ausgange des Kanals. Umlaufende Winde oft 
aus östlicher, häufiger jedoch aus westlicher Richtung wehend, liessen das Schiff 
am 6, Mai den Parallel von 40° Nord in 13,5° W-Lg und am 16. Mai den von 
30° Nord in 15,6° W-Lg überschreiten. Einen Grad nördlich von letzterer 
Breite hatte man den NE-Passat erhalten, der darauf rascher, als es vorher 
geschah, das sich östlich der Kap Verde’schen Inselgruppe haltende Schiff nach 
Süden führte. Die „Agnes“ schnitt 20° N-Br in 21° W-Lg am 22. Mai und 
10° N-Br in 21,2° W-Lg am 27. Mai. Kapt. Jaburg hatte die Absicht, sich 
in der Nähe des letzteren Meridians zu halten, dort den Stillengürtel zu durch- 
schneiden und erst mit dem Südwinde, welchen man meistens als Vorläufer des 
SE-Passats antriffit, nach Osten zu steuern, Es mag fraglich erscheinen, ob dies 
die beste Route war, welche er wählen konnte, oder ob es nicht vortheilhafter 
gewesen wäre 10° N-Br schon bedeutend weiter östlich zu schneiden und dann, 
etwa von der Sherboro-Insel ab, sich in der Nähe der Küste haltend von dort 
zu versuchen nach Süden und Osten hin zu gelangen. Neuere zu der gleichen 
Jahreszeit ausgeführte Reisen, in welchen der SW-Monsun sich westlich vom 
Kap Palmas noch nicht eingestellt hatte, scheinen dies letztere wenigstens 
zu ergeben. Jedenfalls aber würde es für Kapt. Jaburg, wenn er auch der 
ersterwähnten Route folgte, vortheilhafter gewesen sein, am 2. Juni, als in 
6° N-Br und 21,5° W-Lg südöstlicher Wind angetroffen wurde, mit demselben 
ostwärts zu segeln, als danach zu streben, über St. B.-Bug mehr Süd an- 
zuholen. Von letzterem Orte ab fand das Schiff ziemlich beständige südsüd- 
östliche Brise, welche am 14. Juni in 3,4° N-Br und 12,5° W-Lg durch Süd in 
den SW-Monsun überging. Zugleich mit demselben stellte sich auch östliche 
Strömung ein, die in der Nähe des Kap Palmas, dessen Länge am 16. Juni in 
3,5° N-Br passirt wurde, eine Stärke von 30 Sm im Etmale erreichte. Die 
Dauer der Reise vom Kanale ab betrug bis zu diesem Punkte 50 Tage. Am 
20. Juni erreichte die „Agnes“ die Rhede von Winnebah, und damit endete die 
Hinreise. 
Die Brigg besuchte später verschiedene der hier an der Küste liegenden 
Plätze und trat nach Kompletirung der Ladung am 23. August von Christians- 
borg aus die Heimreise nach Bremen an. Der südwestliche Wind wehte jetzt 
frisch und ungestört und führte das der Linie zusteuernde Schiff in ziemlich 
kurzer Zeit zu derselben. Am 31. August wurde sie in 1,2° O-Lg erreicht; hier 
schon liess Kapt. Jaburg wenden, er gerieth dadurch sogleich wieder in nörd- 
liche Breite, besonders da an den zunächst folgenden Tagen der Wind aus einer 
sehr westlichen Richtung wehte, Wahrscheinlich würde es jetzt gerathener 
gewesen sein, sich mit dem Schiffe auf südlicher Breite zu halten und dort in 
etwa 2° bis 4° nach Westen zu segeln, zumal da es mit den am 2, und 3. Sep- 
tember herrschenden Winden so sehr leicht gewesen wäre, nach Süden zu kommen. 
Das Schiff hätte auf diesem Wege sehr wahrscheinlich günstigeren Wind und 
Strom angetroffen, als nördlich von der Linie. Am 12, September, als 2° N-Br 
in 17,2 W-Lg erreicht war, richtete Kapt. Jaburg mit dem dort wehenden frischen 
SW-Monsun den Kurs mehr nach Norden, so dass am 19. September die Brigg 
nach 10° N-Br in 21,3° W-Lg und am 22. September in 12,5° N-Br und 22° 
W-Lg zur südlichen Grenze des NE-Passats geführt wurde. In dessen Gebiete 
fand man nur leichte Winde, doch wehten sie ziemlich ungestört, bis die „Agnes“ 
am 9. Oktober in 31° N-Br und 36,3° W-Lg wieder an dessen nördliche Grenze 
kam. Der Wind lief hier zuerst südöstlich und kurze Zeit darauf südwestlich. 
In 36° N-Br setzte abermals Ostwind ein, doch war derselbe nicht von langer 
Dauer; es folgte nordwestlicher Wind, der am 19. und 20. Oktober in ungefähr 
42° N-Br und 25° W-Lg bis zum sehr schweren Sturme zunahm. Der übrige 
Theil der Reise konnte mit günstigen Winden zurückgelegt werden, und am 
28. Oktober segelte die „Agnes“ nach 68tägiger Reise in den Kanal ein.
	        
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