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suchte anfänglich die Einbuchtungen der Küste abzuschneiden, und dies gelang mir
auch vollkommen, indem der Wind schwach, der Seegang sehr unbedeutend war.
In der Nacht vom 30. auf den 31. December, — SS. M.Kbt. „Wolf“ befand sich,
auf 15° 40‘ N-Br und 52° 25‘ O-Lg, — frischte der Wind jedoch bedeutend auf
und brachte eine sehr unangenehme und das Kanonenboot sehr aufhaltende See
hervor. Ich lief daher mit gesetzten Gaffelsegeln bis nahe unter die Küste,
die ich bei Kap Rds Sharwein erreichte. Von hier ab blieb ich dicht unter
Land und passirte in der Nacht vom 31. December 1878 auf den 1. Januar 1879 das
Kap Bander Kinkeri. Das Mittagsbesteck am 1. Januar ergab 16° 58‘ N-Br
und 55° 21‘ O-Lg. Der Wind war, wie überhaupt während der ganzen Reise,
ENE gewesen, doch hoffte ich denselben, sobald ich mich weiter von der Küste
entfernte, nördlicher zu bekommen. Dies letztere war aber nicht der Fall, im
Gegentheil ging derselbe östlicher, sogar südlicher als Ost, und war sehr
schwach, 1—2, so dass ich mich mehrere Male gezwungen sah, zu wenden und
nordwärts zu liegen. Sobald ich mich dann aber wieder der Küste näherte,
wurde der Wind wieder nördlicher, und kam ich auf diese Weise während der
ersten Tage des Januar nur wenig vorwärts. Am 3. Januar befand sich
der „Wolf“ auf 15° 21,6‘ N-Br und 57° 39,3‘ O-Lg; der Wind war SSE,
ich ging daher über Stag und befand mich am Mittag des 4. Januar auf
16° 49‘ N-Br und 57° 15‘ O-Lg. Hier ging der Wind nördlicher, sogar bis
NNE, so dass ich wendete und von jetzt ab einen stetigen NE-Monsun behielt,
der mir erlaubte, beim Winde steuernd, einen annähernd richtigen Kurs zu
verfolgen. Vom 4. bis incl. 12. Januar blieb der Wind stetig aus NE wehend,
mit geringen Abweichungen, und war auch so stark, dass das Kanonenboot
eine Durchschnittsfahrt von 150 bis 160 Sm in 24 Stunden zurücklegte.
Am 12. Januar ergab das Mittagsbesteck 9° 12,2‘ N-Br und 71° 49,7‘ O-Leg,
und flaute der Wind von jetzt ab ganz bedeutend ab. In der Nacht starb der
Wind ganz ab. Am 13. und in der Nacht auf den 14. Januar blieb es ganz
still, am 14. Januar Morgens — der Himmel war ganz bedeckt — entluden sich
mehrere Regenböen über das Schiff, und sprang ein leichter Wind mit diesen
herum, und es wehte bald aus dieser, bald aus jener Richtung. Am Morgen
des 16, Januar lief das Kanonenboot in den Hafen von Colombo ein.“
Windverhältnisse. „Der NE-Monsun, den das Kanonenboot „ Wolf“ auf der
Reise von Aden nach Colombo angetroffen hat, lässt sich in zwei ganz gesonderte
Abschnitte eintheilen, in den NE-Monsun unter der arabischen Küste, der sich
bis über 100 Sm von Land ab ganz nach dem Laufe der Küste richtet, und in
den NE-Monsun im offenen Meere.
Ersterer weht im Golf von Adern bis zum Kap Ras Fartak genau als ENE
und zeigte sogar auf dieser fast genau diesen Kurs innehaltenden Strecke des
Landes kleine Abweichungen nach Nord und Ost, je nachdem die Küste kleine
and flache Buchten bildet. Von Rds Fartak an ging der Wind, der Bucht
von Gubetal Kamar entsprechend, nördlicher, um bei der Annäherung von
Bander Kinkeri bis genau Ost fortzuschralen. Nachdem der „Wolf“ am
1. Januar d. J. Segel gesetzt und die Küste verlassen hatte, machte sich dieser,
wenn ich mich des Ausdruckes bedienen darf, Land-NE-Monsun noch bis weit
von der Küste bemerkbar. Der aus rw Ost wehende Wind, der fast den ganzen
Tag vom 2. auf den 3. Januar wehte, entspricht genau der Lage der Küste,
welcher sich das Kanonenboot am nächsten befand. Es erscheint mir daher nöthig,
wie sich dies auch am folgenden Tage bestätigte, dass jedes diesen Weg ein-
schlagende Schiff sich so lange unter der Küste zu halten hat, und unter dieser
unter Dampf nord- und ostwärts zu kommen suchen muss, bis diese selbst eine
nördlichere Richtung, NO, verfolgt. Aus diesem Grunde erscheint mir der
geeignetste Punkt zum Verlassen der Küste das Kap Rds Madraka zu sein;
auf jeden Fall muss aber versucht werden, die Curiyan Muriyan - Inseln zu
passiren, bevor Segel gesetzt und von der Küste abgehalten wird.
Der NE-Monsun im offenen Meere wurde von dem „Wolf“ fast ganz
30 angetroffen, wie er in den Maury’schen Windkarten eingezeichnet ist.
Derselbe wehte mit abwechselnder Stärke durchschnittlich aus NE. Das Baro-
meter schwankte zwischen 765,0 und 768,8mm und fiel sogar einmal bis auf
764.3mm. Durch häufiges und genaues Beobachten des in meiner Kajüte hängenden
Aneroid’s K. M. No. 95, welches sich während der ganzen Reise als ganz vor-