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Aus den Reiseberichten S. M. Kbt. „Wolf“, Kapt.-Lieut. Becks.
S. M, Kbt. „Wolf“ trat am 26. Oktober 1878 die Reise nach der ost-
asiatischen Station (China) von Wilhelmshaven aus an und langte über Fiymouth,
Cadiz und Malta am 11. December in Port Said an. Von da setzte das
Kanonenboot die Reise durch den Suez-Kanal und das Rothe Meer bis Aden
fort (14. bis 24. December), verliess diesen Platz am 27. December 1878 und
traf am 16. Januar 1879 zu Colombo auf Ceylon ein.
Den von dem Kommando des Kbt. „Wolf“ eingesendeten Berichten ent-
nehmen wir nachstehende Notizen. .
Reise durch das Rothe Meer von Suez bis Aden im December 1878,
Windverhältnisse. „In dem Golf von Suez wehte leichter südlicher
Wind; in der Jubal-Strasse frischte derselbe etwas mehr auf, blieb so während
der ganzen Nacht und starb am Morgen des folgenden Tages ab, um dann einem
leichten nördlichen Winde zu weichen. So selten der südliche Wind in dieser
Jahreszeit im Golf von Suez ist, so traf ich es doch insofern günstig, dass
der im südlichen Theile des Rothen Meeres viel unangenehmere südliche Wind
erst so spät auftrat, dass er die Fahrt S. M. Kbt. „Wolf“ verhältnissmässig
nur wenig aufzuhalten vermochte. Hin, seit vielen Jahren, zu allen Jahreszeiten
das Rothe Meer befahrender Kapitän eines P.- & O.-Dampfers erzählte mir in
Aden, dass er schon häufig die Beobachtung gemacht habe, dass in den Winter-
monaten der südliche Wind im südlichen Theile des Rothen Meeres in innigem
Zusammenhang mit dem im nördlichen Theil wehenden Nordwind stände. Wenn
der Nordwind stark wehe, träfe man den südlichen Wind schon auf höheren
Breiten an, als wenn er schwach aufträte. Das Günstigste sei, im Golf von Suez
auf leichten südlichen Wind zu stossen,
Auf der Reise durch das Rothe Meer hatte ich mich entschlossen, die in den
„Hydr. Mitth.“, 1874, pag. 219, empfohlene und auch von S. M. S. „Ariadne“ im
November 1874 eingeschlagene Route durch den Musawwa- (Massaua-) Kanal zu
verfolgen, !) ging aber von dieser Absicht wieder ab, als der nördliche Wind günstig
blieb und mir erlaubte, den näheren mittleren Kanal beizubehalten. Als ich
am 20, December zuerst einen leichten SSE-Wind erhielt, befand ich mich schon
auf 17° 24,5‘ N-Br und hätte daher, als der SSE-Wind anfıng störend zu wirken,
zurücklaufen müssen, um den Musawwa- (Massaua-) Kanal zu benutzen,
Am stärksten war dieser südliche Wind auf der Strecke zwischen Jebel
Teir und Jebel Zukur und nahm darauf an Stärke wieder ab, bis er unmittelbar
vor der kleinen Strasse von Bab-el-Mandeb und in dieser selbst zu einer, bis
dahin noch nicht gewesenen Stärke auffrischte. In der Strasse selbst nahm die
See, die unter der arabischen Küste, längs welcher ich von Mokka an dampfte,
verhältnissmässig sehr schwach gewesen war, bedeutend zu. Das Wasser schien
zu kochen und zu branden, und fürchiete ich schon bei dem heftigen Stampfen
des Fahrzeuges und bei dem starken, nach Norden setzenden Strom, die Strasse
nicht passiren zu können. Sobald die durch die Enge hervorgerufene brandungs-
artige See überwunden war, nahm der Wind ab und dampfte S. M. Khbt. „ Wolf“
nun schnell in den Golf von Aden hinein.“
2. „Der Strom im Rothen Meere wurde immer nach Norden setzend ge-
funden, und zwar grösstentheils in der Richtung des Fahrwassers des mittleren
Kanals. Nur am 20. December wurde ein Strom beobachtet, der in der Richtung
N 32° E setzte, doch nur unbedeutend war, 1,9 Sm in 24. An den übrigen Tagen
wurde ein im Durchschnitt nach N 60° W setzender Strom beobachtet, der an
Stärke zunahm, je mehr sich der „ Wolf“ der Strasse von Bab-el-Mandeb näherte.
Im nördlichen Theil des Rothen Meeres betrug die Stärke dieses Stromes 9 Sm
in 24, steigerte sich schon am 18. December auf 22° 34’ N-Br und 37° 4‘ O-Lg
auf 12 Sm, behielt diese Stärke bis zum 22. December (bei Jebel Zukur), während
welcher Zeit die oben erwähnte Ausnahme am 20. December eintrat, und
erreichte am 23. December in 12° 56’ N-Br und 43° 20‘ O-Lg eine Stärke von
26 Sm in 24 Stunden. In der Strasse selbst wurde ein Strom von 1,5 Sm die
Stunde gefunden.“
HS, ‚Ann. d. Hydr. ete.“. 1875. vag. 51— 54