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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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Östlich von 30° O-Lg und namentlich östlich von den Crozet - Inseln 
nehmen die Temperaturen an der Oberfläche und in der Tiefe rasch ab. So 
liegt z. B. die Isotherme von 5° bei No. 4 91m tief und erreicht bei No. 5 
die Oberfläche. In 183m Tiefe sind die Temperaturen zwischen 47°—52° S-Br 
und 45°—71° O-Lg 4°—2° €. 
In höheren südlichen Breiten fand der „Challenger“ die Wärmeverteilung 
vielfach durch das Eis gestört (s. Tab. No. 7—11). Am 11. Februar traf der 
„Challenger“ den ersten Eisberg in 60° 30‘ S-Br und gelangte am 13. Februar 
in ca 65° 30‘ S-Br an die Westkante dos Packeises, verfolgte diese bis zum 
südlichen Polarkreise, welchen das Schiff am 16. Februar in 78° 20‘ O-Lg 
kreuzte. Gemäfs seinen Instruktionen richtete Kapt. Sir G. Nares den Kurs 
des „Challenger“ wieder nördlich; die Fahrt war bis zum 24. Februar vom 
Wetter begünstigt und durch Eis wenig gestört; von diesem Tage bis zum 
27. Februar war das Wotter schr stürmisch; das Schiff war einmal in Gefahr, 
mit einem Eisberge zusammenzustofsen, und war öfters teils von Eis umgeben, 
teils dicht vor dem Packeise. Bei nordöstlichem Kurse traf der „Challenger“ 
am 4. März in 53° 17‘ S-Br und 109° 23‘ O-Lg den letzten KEisberg. Am 
Rande des Packeises, welches hauptsächlich aus kleineren Eisstücken von 9—15m 
Durchmesser und 2—'/zm Dicke bestand, wurden an der Oberfläche Temperaturen 
von — 1,4° bis — 2,2° gemessen, gerade noch hinreichend hoch, um das Salz- 
wassereis, wenn auch schr langsam, zum Schmelzen zu bringen. In kurzer 
Entfernung vom Packeiso stieg die Temperatur des Wassers an der Oberfläche 
wieder bis 0°, aber schon in eiuer Tiefe von 73m wurde sie zu — 1,7° ge- 
messen und hielt sich so bis zu Tiefen von ca 400m, oder den Eintauchungs- 
tiefen der meisten Eisberge; unterhalb dieser Tiefe wurde wieder wärmeres 
Wasser vorgefunden. Das erste Beispiel einer solchen wärmeren Wasserschicht 
unterhalb einer kälteren giebt die Messung No. 7 am 11. Februar 1874, wonach 
bis zu 183m die Temperatur des Wassers bis zu 0° sank und in Tiefen zwischen 
350—550m wieder bis 1,8° resp. 1,9° stieg. Kapt. Sir G. Nares bemerkt 
hierzu in seinem officiellen Berichte (s. „Chall. Rep.“ No. 2, pag. 18): „The 
rise in temperature at 200 and 300 fathoms may be due to the thermometers 
taking the temperature of the air after the register was set and before entering 
Ihe water; but as every possible care was taken to prevent this, I am not 
yet certain that it is not a correct register of the temperature at that depth.“ 
Die Messung No. 8 am 14. Februar 1874 in 65° 42‘S-Br und 79° 49‘ O-Lg 
— die südlichste Temperaturmessung des „Challenger“ und überhaupt irgend 
eines Schiffes — ist noch charakteristischer für diese Erscheinung. Au der 
Oberfläche war die Temperatur — 1,4°, sank bis zu 73m auf — 1,7° und hielt 
sich so bis über 100m Tiefe, in 200m betrug sie — 1,8°, stieg aber dann 
wieder bis zu 550m auf — 0,1° und bis zu 914m (500 Fad.) auf 0,3°. 
Da diese und ähnliche Bestimmungen der Temperatur in solchen Schichten 
mit abwechselnd niedrigerer und höherer Temperatur durch die von der 
Challenger - Expedition angewendeten Miller-Casella’schen Thermometer in 
hohem Grade unzuverlässig sind, so können diese Angaben noch kein besonderes 
Vertrauen auf ihre absolute Richtigkeit in Anspruch nehmen, und wir müssen 
erst spätere Bestimmungen in diesen Gegenden mittels eines Negretti- 
Zambra’schen Umkehrungs-Thermometers abwarten, ehe wir bestimmte Schlüsse 
aus diesen Beobachtungen ziehen dürfen. Das geringe specifische Gewicht an 
der Oberfläche bei den Messungen No. 7—12, welches 1,02408 bis 1,02503 
beträgt, scheint allerdings darauf hinzudeuten, dafs in dem’ antarktischen 
Polarmeere das Wasser an der Oberfläche bis zu einer Tiefe von ca 400m 
in der Nähe des Packeises von geschmolzenen Eisbergen herrührt und infolge 
dessen salzärmer, also leichter ist, als das unter ihm befindliche salzreichere. 
Die Thatsache der Erscheinung selbst steht indessen wohl aufser Zweifel 
und ist auch in dem nördlichen Polarmeere wiederholt konstatiert worden, 
namentlich durch Mohn, wie wir später bei Betrachtung der Tiefseeverhältnisse 
der Polarmeere näher erörtern werden. 
Die vom „Challenger“ in der Nähe des südlichen Polarkreises gemessenen 
Bodentemperaturen (s. ad No. 8 und 9) sind gleichfalls nur als unsichere 
Werte zu betrachten; die betreffenden Angaben (8. „Chall. Rep.“ No. 2, pag. 17 
and 19) beziehen sich alle auf die Ablesungen der Minimum-Indices der in die
	        
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