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Bestimmungen (s. pag. 73). Zwischen 10° N-Br und 20° S-Br und den
Meridianen von 50°—110° Ost sind nur wenige, und in manchen Teilen dieses
grofsen Gebietes gar keine Lotungen vorhanden, so dafs es bisher nicht möglich
ist, uns eine einigermafsen wahrheitsgetreue Vorstellung von den wirklichen
Tiefen- und Bodenverhältnissen, ebensowenig wie von der Temperaturverteilung
und den physisch-oceanischen Erscheinungen dieses grofsen Teiles des Indischen
Oceans machen zu können. Doch können wir wenigstens für die südlichen,
mittleren und östlichsten Teile des Indischen Oceans, Dank den Forschungen der
Kapitäne Sir George Nares und des Freiherrn von Schleinitz, und auch
für den nördlichsten Teil einige für die Tiefseeforschung nicht unwichtige Daten
feststellen, welche eine sichere Grundlage für spätere Untersuchungen bilden
werden.
1. Tiefen- und Bodenverhältnisse. In dem südlichen Teile des
Indischen Oceans, zwischen 35°-—66° S-Br und 20°—120° O-Lg, erstreckt sich
ein unterseeisches Plateau von durchschnittlich weniger als 3500m Tiefe unter
der Meeresoberfläche, über welches sich in diesem Gebiete im Süden die
vulkanischen Prinz Edwards-, Crozet-, Kerguelen- und Heard (Mae Donald-) Inseln
und, im Norden die Inseln St. Paul und Amsterdam erheben. Dieses Plateau
scheint eine Fortsetzung des grofsen antarktischen unterseeischen Plateaus zu sein,
welches nach den Lotungen von James Ross während seiner südpolaren Reisen
in den Jahren 1840—-1843 meistens eine Tiefe von nur 900m hat. Die gröfsten
Tiefen zwischen dem Kap der guten Hoffnung und den Mac Donald-Inseln wurden
gelotet im Dezember 1873 vom „Challenger“ in 36° 48‘ S-Br und 19° 24’ O-Lg
zu 3475m (1900 Fad.) und dieselbe Tiefo von der „Gazelle“ im Januar 1875 in
41° 53‘ S-Br und 71° 55‘ O-Lg. Der südlichste Lotungsort des „Challenger“,
65° 42‘ S-Br und 79° 49‘ O-Lg, weist eine Tiefe von 3044m (1675 Fad.) auf;
nordöstlich von dieser Stelle, auf der Route nach Melbourne, in 62° 26‘ S-Br,
95° 44‘ O-Lg und in 53° 55‘ S-Br, 108° 35‘ O-Lg, lotete der „Challenger“
Tiefen von 3610 resp. 3566m, und noch näher an Australien, in 471° 25‘ S-Br,
130° 22‘ O-Lg und in 42° 42’ S-Br, 134° 10’ O-Lg noch größere Tiefen, näm-
lich Tiefen von 3932 und 4755m, welche ein ziemlich bedeutendes Depressions-
gebiet im südöstlichsten Teile des Indischen Oceans anzeigen.
Östlich von der unterseeischen Bauk (mit einer Tiefe von 2625—2750m
unter der Oberfläche), auf welcher die vulkanischen Inseln St Paul und Amsterdam
liegen, hat die „Gazelle“ gleichfalls gröfsere Tiefen gelotet, nämlich zwischen
36°—371/2° S-Br und 91°—98° O-Lg Tiefen von ca 4000—4550m (s. „Ann. d.
Hydr. ete.“, 1875, pag. 408). Näher bei Australien lotete die „Gazelle“ in
34° 4‘ S-Br und 104° 16‘ O-Lg, ca 500 Sm von Kap Leewwin entfernt, eine
Tiefe von 5276m (2885 Fad.).
Man kann es vielleicht für wahrscheinlich halten, dafs die beiden
Depressionen südlich und westlich von Australien mit einander zusammenhängen
und eine einzige grofse Kinsenkung des Meeresbodens des Indischen Oceans
bilden.
In dem westlichen Teile des Indischen Beckens lotete die „Gazelle“ als
gröfste Tiefe 4800m in 22° 0‘ S-Br und 58° 7‘O-Lg; diese westliche Depression
des Indischen Oceans mit Tiefen über 4000m erstreckt sich nach den Lotungen
der „Gazelle“ bis 35° S-Br und 65° O-Lg. Ihre weitere Ausdehnung hat bis
jetzt noch nicht bestimmt werden können, Die Brit. Adm.-Karte No. 748A
(Tit. IX, No. 2) zeigt zwischen der Insel Reunion und der Südspitze von
Madagaskar Tiefen von rund 4000—4600m (2200—2500 Fad.), ebenso nördlich
von Mauritius und östlich von Madagaskar, zwischen 15°—16° S-Br und
55°—56° O-Lg, Tiefen von 4200—4250m. Die ersteren Tiefen gehören mög-
licherweise der obenerwähnten westlichen Depression an, die letzteren bilden
vielleicht eine vereinzelte Einsenkung für sich.
Von der Nordwest-Ecke Australiens bis zur Insel Zimor und von da
durch die Banda-See bis Amboina lotete die „Gazelle“ im Mai 1875 zwischen
16° und 13° S-Br und 117°—119° O-Lg, also noch im offenen Indischen Ocean,
Tiefen von 5523 und 5505m (3020 und 3000 Fad.), die gröfsten im Indischen
Ocean bis jetzt gefundenen Tiefen.
Die Kabellegungen zwischen Pulo Penang und Madras und von Bombay
über Aden nach Suez, im ganzen von 3600 Sm Länge, welche Kapitän Halpin