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Morgens das Wetter abklaren und beständiger werden.zu wollen.: Der Wind
war SW 4, womit wir SSO mit 5—6 Kn Fahrt steuerten.. , .
Gegen 7’ Uhr stieg im Norden eine schwarze Wolkenbank auf, welche
sich über den Horizont bogenförmig von WNW bis ONO ausbreitete, Ueber
derselben bildeten sich vom Zenith. abwärts Nimbi mit hängenden Zapfen, den
bekannten Anzeichen von Wasserhosen. Diese senkten sich rasch, während die
Wolkenbank ebenfalls rasch aufkam. n
Als ein mitsegelnder Schoner,. der sich in 1 Sm Entfernung gerade hinter
ans befand, eben in der Regenwand der aufkommenden Böe- verschwunden war,
antstanden an der Kante derselben rasch zwei grofse Tromben, die eine NNW,
die andere NO von uns. Das Wasser wie Staub aufwirbelnd und in die Höhe
saugend, kam das Unwetter rasch näher, wobei der. Wind -abnahm. Die
Aenderung des Windes erfolgte von SW auf NW und wieder zurück nach SW.
Es gewährte einen grofsartigen Anblick, das Meerwasser am Fufse der
Trombe aufgewühlt und mit knisterndem, rasselndem Geräusche in einer gelb-
lichen Säule von scheinbar 2 Fuß Durchmesser aufsteigen zu sehen. Aber
auch beängstigend war dieser Anblick, wenn man bedachte, dafs im nächsten
Augenblicke das ganze Stell Segel, obgleich im Gei hängend, verloren gehen
könnte. Da, etwa !% Kblg hinter uns, wurde die nordwestliche Wasserhose
mit einem Male dünner und brach in einer Höhe von etwa 30° ab, worauf der
»bere Theil derselben sich in einer schrägen Lage nach NE neigte und wahr-
scheinlich mit der anderen Wasserhose vereinigte. In demselben Augenblick
erreichte uns der Regen, der Wind fiel aus NNW mit der Stärke 7—8 in die
vierkant gestellten Segel, und so liefen wir volle zwei Stunden hindurch flach
vor dem Winde 14 Sm nach SOzS, während der Regen immer tonnenweise
herniederfiel. Darauf klarte das Wetter von Westen her auf. Als der Gesichts-
kreis sich erweitert hatte, sahen wir die Wolken der Böe, von der das Schiff
erst überholt, dann fortgeführt und endlich zurückgelassen worden war, noch
wie eine schwarze Wand vor uns in ESE stehen und sich langsam entfernen.
Welche Wassermasse in den zwei Stunden gefallen war, mag sich aus
dem Umstande ergeben, dafs eine im Pützenbort stehende Pütze (Eimer) vom
Regen halb gefüllt war.’)
Eine Aenderung des Barometerstandes wurde während der Böe nicht
wahrgenommen.“
Aus dem meteorologischen Journale des „Wilhelm“ geht hervor, dafs
man den NE-Passat am 30. August in etwa 15,7° N-Br und 26,2° W-Lg ver-
loren-hatte, und zwar indem der Wind nördlich lief und dann zu einer Wind-
stille abflaute. Diese dauerte eine Wache, worauf ein leichter Wind aus NW
durchkam, aus welchem sich etwa 24 Stunden später der SW-Monsun entwickelte.
Derselbe wurde zwei Wachen später durch die oben beschriebene Böe unter-
brochen und wehte dann mit Beständigkeit bis zum 10. September in etwa
3° N-Br und 17° W-Lg, woselbst ohne besondere Störung der Uebergang in
den SE-Passat erfolgte.
Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats September 1880
in Nordamerika und Centraleuropa.
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.)
Nach der „Monthly Weather Review“ des „Signal Office“ in Washington
and der von der Deutschen Seewarte herausgegebenen Uebersicht der Witterung
stellen wir im Folgenden die Hauptzüge im Witterungs-Charakter des Monats
September 1880 in Nordamerika und Centraleuropa einander gegenüber.
- Vorausgesetzt, dafs ein solcher Eimer 24cm Höhe hat, und der untere Durchmesser ein
Viertel kleiner ist als der obere, so betrug nach obiger Angabe die Regenhöhe etwa 80mm.