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aus Berlin anzuführen: „Der Sturm, welcher sich in der Nacht zum Donnerstag
erhob 0/21 and am Tage fortwüthete, hat sowohl in den umliegenden Forsten
als auf dem Wasser bedeutenden. Schaden angerichtet. Auf der Havel, unterhalb
Spandau, sind drei Kähne an das Ufer getrieben und liegen dort fest, so dafs
die Ladung in Gefahr ist. Im Grunewald und auf den Chausseen sind starke
Bäume entwurzelt. - Der Bestand auf den Höhen an der Havel in dem Spandauer
Forst. soll namentlich stark infolge des Windbruchs gelitten haben. In den
Dörfern ist der Schaden an Zäunen und Einfriedigungen, da der Sturm stofs-
weise mit furchtbarer Vehemenz sich erhob, ein gauz bedeutender. Die Zink-
bekleidung des Daches vom Reichsbankgebäude hatte gestern Vormittag dem
Sturmwinde ebenfalls nicht Widerstand zu leisten vermocht: ein Theil derselben
war auf die Dächer der benachbarten Häuser der Kurstrafse getrieben, während
die andere Halfte gewellt und zusammengerollt auf dem Dache der Reichsbank
neuer Bearbeitung wartete. — Uebrigens hat der Sturm auch die Provinzen
Pommern und Preufsen heimgesucht, so unter Anderem auch in der Umgegend
von Stettin eine gröfsere Anzahl Bäume abgebrochen.“
war 131 Last grofs, und befanden sich anfser mir noch sechs Schiffsleute am Bord. Der Wind war
gröfstentheils konträr und stark und artete am 21. d. M. zum förmlichen Orkan aus, die See ging
über alle Beschreibung hoch, infolge dessen das Schiff gegen Abend lecksprang; in der folgenden
Nacht mufste die ganze Besatzung die Pumpen in Betrieb halten, konnte jedoch mit der gröfsten
Anstrengung das Steigen des Wassers im Schiff nicht hindern, am 22., des Morgens 6 Uhr, waren
bereits 3'/2 Fufls Wasser vorhanden. Da nun das Wasser trotz aller Bemühungen nicht zu beseitigen
war, liefs ich das Schiff mit dem Winde laufen und die Decklast über Bord werfen. Von den Segeln
konnte nur das Untertoppsegel geführt werden. Vormittags 101/z Uhr an demselben Tage kenterte
das Schiff nach der Steuerbordseite, und lagen die Masten bereits auf der Wasseroberfläche; wir
befanden uns zwischen Leba und Rixhöft, etwa 26 Sm vom Lande entfernt. Beim Kentern gelang
es der ganzen Besatzung, am Grofswant in die Schanzkleidung zu flüchten. Die See brach mit
{urchtbarer Vehemenz über das ganze Wrack und so auch über uns. Am Nachmittage rils eine
schwere Sturzsee den Steuermann Kuhtz aus Lassen in Pommern und noch drei Mann der Besatzung
vom Wrack hinweg, und da wir Hülfe zu bringen aufser Stande waren, verschwanden sie vor unseren
Augen in den Tiefen; ich, ein Matrose und der Koch hielten uns noch am Wrack, wie lange noch
hierzu unsere Kräfte ausreichen würden, stand in Gottes Hand. Die Letzteren wurden nach den
übergrofsen Anstrengungen bereits vollständig kraftlos und verstarben noch an demselben Tage Abends
6 Uhr. Wir hatten uns kurz zuvor mit Leinen an das Wrack befestigt. Eine überstürzende See
rifs die Beiden trotzdem von ihrer Stelle los, von denen der Eine ebenfalls in der See verschwand,
wogegen der Zweite, durch das starke Tau festgehalten, in meiner Nähe im Wasser schwimmend
blieb. Keine Rettung nahte mir, dem letzten der übrig gebliebenen Besatzung meines Schiffes; die
Nacht vom 22. zum 23. war fürchterlich; am Tage darauf hatte sich der Sturm bereits gelegt, und
war die See ruhiger geworden. Das Wrack war während der Zeit etwa 18 Sm dem Lande näher
getrieben, gegen Abend am 23, sah ich bereits das Land bei Rixhöft; es wurde bereits wieder dunkel,
ich fühlte mich schwächer und schwächer werden, meine Sinne wurden unklar, schon 40 Stunden
hatte ich mich, ohne jede Nahrung und von eisig kalten Fluthen überstürzt, in dieser trostlosen Lage
befunden, als am 23., Abends 10 Uhr, der obenbemerkte Kapitän mit seinem Schoner die Unglücks-
stelle passirte, der denn auch meine Hülferufe vernahm und mich rettete.“