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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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ub Für. die ‚folgenden Betrachtungen hat diese specielle Form der Trägheits- 
kurven keine besondere Bedeutung; wir merken uns nur, dafs der Krümmungsradius 
am Pol am ;kürzesten ist, mit abnehmender Breite ununterbrochen wächst, bis er 
am. Äequateriunendlich ‚grofs, die- Krümmung der Trägheitsbahn also gleich Null 
wind ; .ferners-j dafs: den Sinn. der Krümmung. derjenige ist, welchen die obige 
Konstruktion ‚auf :der .rotirenden Scheibe uns kennen lehrte. Allgemein kann 
man sageni: die Krümmung der Trägheitsbahn ist eine anticyklonale, 
dehs jaufider nördlichen Heomisphäre liegt der Krümmungsmittel- 
punkt rechts, auf der südlichen links von der Bahn. 
a1 ‚Die synoptischen ‚Wetterkarten lehren uns diejenigen Bahnen kennen, 
welchen die Lufttheilchen an der Erdoberfläche in Wirklichkeit zu folgen pflegen; 
wir ersehen aus- ihnen, dafs die Luftströmungen (in mittleren und höheren Breiten 
wenigstens) nie go-stark anticyklonal gekrümmt sind, wie die Trägheitskurven, 
and. dafs ‚sie. sehr. häufig sogar. die entgegengesetzte Krümmung zeigen.!) 
„.  Wir:; haben; daraus unmittelbar den Schlufs zu ziehen, dafs bei allen 
diesen..Bewegungen eine äufsere Kraft vorhanden sein mufs, welche die Luft- 
theilchen ‚in diese gewissermafsen widernatürliche Bahn zwängt, und zwar mufs 
28 eine solche ‚Kraft sein, welche auf der nördlichen Hemisphäre, die wir jetzt 
immer allein betrachten wollen, beständig von rechts nach links wirkt (@, in 
Taf: 1, ‚Fig, 2). En HN 
Sehen wir ferner die Lufitheilchen in einer gleichförmigen Bewegung ver- 
harren,: 80: müssen wir noch auf eine andere Kraft schliefsen, welche stets von 
hinten nach vorne auf die Lufttheilchen wirkt, denn ohne dieselbe würde die Ge- 
schwindigkeit: durch die Reibungswiderstände, welchen der Luftstrom au der 
Grdoberfläche .in hohem Grade ausgesetzt ist, in kurzer Zeit verbraucht sein; 
diese Kraft nehnen wir &,. Nun kennen wir keine andere äufsere Kraft, welche 
im horizontaler. Richtung auf die Lufttheilchen wirken könnte, als die Kraft der 
Luftdruckdifferenzen: : die Gradient-Kraft; beide Kräfte &, und G,, auf deren 
Vorhandensein wir schliefsen mufsten, bilden daher die beiden auf einander senk- 
recht stehenden Komponenten der Gradientkraft &@, welche somit nach Größe und 
Richtung leicht zu konstruiren ist. Man ersieht aus Fig. 2, dafs die Richtung 
des Luftstromes von derjenigen des Gradienten um einen Winkel ı nach rechts 
abweicht, und ‚erkennt sogleich, dafs in diesem Resultate der Inhalt des so- 
genannten Buys-Ballot’schen Gesetzes wiedergegeben wird. 
Die vorstehende theoretische Begründung läfst nun aber sogleich eine 
Anzahl wichtiger Schlulsfolgerungen zu hinsichtlich der Beziehung der Stärke 
und Richtung des Windes zum Gradienten; kurzum, wir gelangen dadurch zu 
giner präciseren Darstellung des Gesetzes. ' 
1. Alle übrigen Bedingungen als unverändert vorausgesetzt, wird ein 
vergröfserter Reibungswiderstand auf eine Vergröfserung der Komponente G, 
3chliefsen lassen; läfst man aber in Fig. 2 allein &, wachsen, so vergrößert 
sich der Gradient G, und gleichzeitig nähert sich die Richtung desselben der- 
jenigen des Luftstromes: der Ablenkungswinkel w wird kleiner. Daraus erklärt 
es sich, dafs der Wind auf dem Lande im Allgemeinen mehr von der Richtung 
der Isobaren abweicht, als auf dem Wasser. Wäre gar kein Reibungswiderstand 
vorhanden, so würde der Gradient (bei gleichförmiger Luftbewegung) stets senk- 
recht auf der Bahn der Lufttheilchen stehen. 
2. Im Windsysteme der barometrischen Maxima ist die Krümmung der 
Windbahn von derjenigen der Trägheitskurve weit weniger verschieden, als im 
System der barometrischen Depressionen; im ersteren Falle wird also die Kraft 
&. nicht so grofs zu sein brauchen, wie im zweiten; vergröfßsert man aber 
allein &,., so wird &@ gröfser und ebenso der Winkel w; in einer barometrischen 
Depression sind somit im Allgemeinen die Gradienten für gleiche Windgeschwindig- 
keit gröfser, und die Windbahn weicht vom Gradienten mehr nach rechts ab, als 
im barometrischen Maximum: Im. innersten Theile der Cyklonen, wo die Luft- 
bahnen sehr stark cyklonal gekrümmt sind, fliefst die Luft wahrscheinlich ganz 
den Isobaren parallel. - 
1% Diese an sich höchst auffallende Thatsache findet ihre Erklärung vornehmlich in der 
Tendenz einer einmal eingeleiteten aufsteigenden Luftbewegung, sich zu konserviren, wodurch die 
Fortdauer einer radialen Anordnung der Gradienten bedingt wird; dem sogleich zu erörternden Buys- 
Ballot’schen Gesetze zufolge kann aber die Luft nur in cyklonalen Bahnen zum barometrischen 
Minimum gelangen.
	        
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