Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

BC) 
.... Vom Drehungspunkte M der Scheibe fälle man auf die absolute (gerad- 
linige) Bahn des Körpers das Porpendikel a (Taf. I, Fig. 1), verzeichne vom 
Fufspunkte aus auf der Geraden die Punkte O0, 1, 2, 3 ...., welche je um den 
Werth v, der absoluten Geschwindigkeit von einander entfernt sind, und lasse 
durch jeden derselben einen um den Drehungsmittelpunkt M beschriebenen 
Kreis gehen. 
Der. absoluten Bewegung des Körpers bis zu den Punkten 1, 2, 3.... 
entspricht eine Rotation .der Scheibe um einen Winkel w, 2w, 3w .....j um 
nun diejenigen Punkte I, II, III ..... auf der Scheibe zu bestimmen, welche 
1, 2, 3, ;. . Sekunden später als der Punkt 0 mit dem Körper in Berührung 
kommen werden, mufßs man offenbar auf dem Kreise No. 1 um den Bogen ’) 
wr;, auf.dem Kreise No. 2 um den Bogen 2wr, ete. von der Geraden aus 
nach rückwärts gehen, der Bewegung der Scheibe entgegen. Die Punkte 
DO, I, MI, II... ... markiren die relative Bahn des Körpers, und wir sehen, 
dafs dieselbe aus oiner Kurve besteht, deren Krümmungsmittelpunkt auf der 
rechten Seite des fortschreitenden Körpers gelegen ist; infolge der äufseren 
Aeohnlichkeit dieser Bahn mit derjenigen der Lufttheilchen in einem barometrischen 
Maximum sagen wir: die relative Bahn des Körpers hat eine anticyklonale 
Krümmung. Offenbar spielt nun die so erhaltene Kurve für die relative Be- 
wegung des Körpers genau dieselbe Rolle, wie die gerade Linie für die absolute 
Bewegung; sie ist die Trägheitsbahn der relativen Bewegung auf der rotiren- 
den Scheibe, Jede relative Bewegung, welche von derjenigen in dieser 
Trägheitskurye verschieden ist, weicht, auch von der absoluten 
geradlinigen Bewegung ab und kann daher nur unter dem Einflufs 
äufserer Kräfte von Statten gehen. 
; Eine Eigenthümlichkeit dieser Trägheitsbewegung fällt sogleich in die 
Augen: der Körper entfernt sich allmählich immer mehr vom Drehungsmittel- 
punkte M der Scheibe. Wesentlich einfacher gestaltet sich aber die Trägheits- 
bewegung, wenn man die Scheibe ersetzt durch eine, in der Mitte etwas ver- 
tiefte Fläche, durch eine solche nämlich, wie sie unter dem Einflusse einer 
anziehenden, zur Scheibe überall senkrechten Kraft in einer, die Scheibe be- 
deckenden und mit ihr rotirenden Flüssigkeitsmasse entstehen würde.?) Alsdann 
wird der Körper durch eine Komponente jener anziehenden Kraft fortwährend 
nach innen, zum Drehungsmittelpunkte gezogen, und die Trägheitskurve läuft 
in. diesem Falle in sich zurück, sie reducirt sich auf die einfachste gekrümmte 
Linie: den Kreis, und zwar wird dieser Kreis von dem Körper mit der- 
jenigen konstanten (rclativen) Geschwindigkeit v durchlaufen, 
welche ihm durch irgend einen Impuls zu Anfang der Bewegung 
mitgetheilt wurde; die Konstruktion Fig. 1 kann benutzt werden, den 
Radius @ dieses Kreises zu berechnen; ®) man findet: 
v 
= 
Nun ist aber die Erdoberfläche eine solche Fläche, welche durch die 
Rotation und durch den gleichzeitigen Einflufs der anziehenden Kraft der Erd- 
masse entstanden ist und in ihrem tropfbarflüssigen Theile, dem Wasser, durch die 
andauernde Rotation fortwährend in dieser Form erhalten wird. Die vorstehendo 
Betrachtung ist daher auf denjenigen Theil der Erdoberfläche, welcher den 
Nordpol unmittelbar umgiebt, ohne Weiteres anzuwenden; w bedeutet dann die 
Winkelgeschwindigkeit der Erdrotation, d. h. es ist 
2x 
® — 86162 
indem eine ganze Erdrotation in 86164 Sekunden (ein Sterntag) ausgeführt wird. 
Beiläufig sei bemerkt, dafs der Körper, unabhängig von der Gröfse seiner Ge- 
schwindigkeit v, in 12 Stunden Sternzeit wieder zum Ausgangspunkte zurück- 
‘) Die Längen 7,, 7 73 ‚.. sind die Abstände der Punkte 1, 2, 3 .... vom Drehungsmittel- 
punkte; da die Winkelgeschwindigkeit w@ denjenigen Bogen bedeutet, welcher von einem Punkte in 
1 Meter Abstand in einer Sekunde durchlaufen wird, so wird von einem Punkte im Abstande 7, der 
Bogen wr, in 1 Sekunde, 2wr7, in 2 Sekunden zurückgelegt etc. etc, 
2?) Bekanntlich ist diese Oberfläche ein Paraboloid. 
& -) Man vergleiche hierüber: Sprung, die Trägheitskurven auf rotirenden Oberflächen; Zeit- 
schrift der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, Januar 1880.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.