Il. Reise der Altonaer Bark „Bernhard Carl“, Kapt. €. H. Lüders.
Am 14. September 1878 befand sich der von Hamburg nach Punta
Arenas bestimmte „Bernhard Carl“ am westlichen Ausgange des Kanals. West-
liche Winde, die während der nächsten Tage wehten, verzögerten den Anfang
der Reise. Am 18, September lief der Wind jedoch nördlich, und von der Zeit
an ging die Fahrt bei anhaltend günstigem Winde in rascher Weise vor sich.
Die Bark erreichte 40° N-Br in 14,5° W-Lg am 22. September, 30° N-Br in
19,6° W-Lg am 25. September, 20° N-Br in 24,5° W-Lg am 30. Soptember
and 10° N-Br in 24° W-Lg am 7. Oktober.
In 38,5° N-Br, wo der Wind sich von NW nach NE drehte, begann
eigentlich schon der Passat. Derselbe wehte nur zwischen 24° und 19° N-Br
kräftig, während südlich von 16,5° N-Br ganz flaue Briese herrschte. In etwa
13° N-Br und 25,5° W-Lg lag die äquatoriale Passatgrenze. Südlich derselben
folgte zunächst leichter nordwestlicher und westlicher Zug, in etwa 10,2° N-Br
mässig starker Südwestmonsun. Man segelte bei diesem südostwärts und er-
reichte, beeinflusst von einer Ostströmung, welche in 4 Etmalen den Betrag
von 143 Sm erreichte, als östlichsten Punkt 19,5° W-Lg in 5,5° N-Br. Hier
wurde gewendet; der Wind hielt sich später schr lange in hoch südlicher Rich-
tung, so dass noch weiter über B. B. gesegelt werden musste, KErst am 16. Ok-
tober überschritt die Bark in 22,5° W-Lg den Acquator; die Reise hatte bis
dahin 32 Tage gedauert,
Im Südatlantischen Ocean herrschte frischer Passat bis nach 17,5° S-Br
hin; in dieser Breite wurde der Wind flauer und frischte erst wieder auf, als
derselbe in etwa 24° S-Br und 35° W-Lg nordöstlich lief. „Bernhard Carl“
überschritt 10° S-Br in 30° W-Lg am 21. Oktober, 20° S-Br in 33,5° W-Lg
am 24, Oktober, 30° S-Br in 41,6° W-Lg am 2. November und 40° S-Br in
535° W-Lg am 11. November, Von 26° S-Br au waren westliche und südliche
Winde die vorherrschenden. Am 20. November stand „Bernhard Carl“ in 50°
3-Br und 65° W-Lg; es waren bis dahin 35 Tage vergangen, seit man den
Aequator überschritt.
Am 22. November wurde das Kap St. John umsegelt; ein stürmischer
Westwind, der während der nächsten Tage wehte, verhinderte anfänglich den
rascheren Fortgang der Reise. Am 26. November kam jedoch östlicher Wind
durch, der, kurze Unterbrechungen abgerechnet, fast 6 Tage hindurch anhielt
und es ermöglichte, dass man am 3. Dezember in 84,8° W-Lg den Parallel von
50° Süd wieder überschreiten konnte. Man hatte sich nur 13 Tage südlich
von demselben befunden und während dieser ganzen Zeit den Wind nur für
wenige Stunden Dauer in Stärke 8 beobachtet.
Nach Norden segelnd, kreuzte „Bernhard Carl“ 40° S-Br in 88,8° W-Lg
am 7. Dezember, 30° S-Br in 84,2° W-Lg am 10. Dezember, 20° S-Br in 84,6°
W-Lg am 16. Dezember und 10° S-Br in 84,6° W-Lg am 20. Dezember. Der
in 48° S-Br aus West einsetzende Wind ging in langsamer Drehung und frisch
wehend durch Süd nach SE, und erreichte man so anscheinend schon in 39°
S-Br den Passat. In seinem eigentlichen Gebiete wehte derselbe nur sehr flau,
and war deshalb der Fortschritt der Reise dort nur ein sehr langsamer. In
etwa 3° S-Br lief der Wind hoch südlich und drehte dann, nachdem man am
26. Dezember in 85° W-Lg den Aequator überschritten hatte, in nördlicher
Breite bald durch Süd nach SW. Zwischen 0° und 6° N-Br fand man recht
frische Briese, nördlich von der letzteren Breite wurde dieselbe flauer, behielt
jedoch ihre Richtung bei und bewirkte, dass man am 31. Dezember den Be-
stimmungshafen erreichen konnte. Die Reisedauer betrug 108 Tage.
Am 11. April 1879 trat die Bark von Punta Arenas aus die Heimreise
an. Während der drei ersten Tage derselben herrschte Stille und Mallung;
danach kam leichter westlicher, sich allmählich nach SSW drehender Wind
durch, mit dem, scharf am Winde haltend, nach SO gesegelt wurde. Die Bark
näherte sich dadurch der südamerikanischen Küste mehr und mehr; doch liess
sich Kapt. Lüders durch diesen Umstand in seiner Meinung nicht beirren, dass
es ihm auf diesem Kurse am raschesten gelingen müsse, das Gohiet des SE-
Passates zu erreichen.