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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

Ueber einige neuere Tiefsee- Expeditionen. 
1. Lothungen und Temperatur-Messungen des „Knight Errant“ zwischen 
Schottland und den Färö-Bänken im Juli und August 1880. 
Die in den Jahren 1868 und 1869 zur Erforschung der physikalischen 
und biologischen Verhältnisse der Meerestiefen westlich und nordwestlich von 
den britischen Inseln ausgerüstete Expedition der Schiffe „Lightning“ und 
„Porcupine“, unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr, W. Carpenter und 
Prof. Dr. Wyville Thomson, hatte bekanntlich in dem Meerestheile zwischen 
Nord-Schottland und den Shetland-Inseln einerseits und den Bänken und Inseln 
der Färö-Gruppe andererseits die für die oceanische Physik wichtige Thatsache 
der Existenz zweier von einander scharf abgegrenzter Gebiete mit kaltem und 
warmem Wasser („cold‘“ and „warm area‘“) festgestellt, — wenigstens von einer 
Tiefe von ca 200m ab bis zum Meeresboden, dessen durchschnittliche Maximal- 
tiefen in diesem Meerestheile ca 900—1100m (ca 500—600 Fad.) betragen. In 
dem kalten Gebiete, welches den gröfseren Theil jenes Meeresraumes einnimmt, 
nordöstlich von der Verbindungslinie zwischen Kap Wrath und der südlichen 
Färö-Fischerbank, zwischen 60°-—62° N-Br und 2°—8° W-Lg, sich erstreckt 
und gewöhnlich die „Färö-Shetland- Rinne“ oder „Lightring- Kanal“ genannt 
wird, ist die Temperatur in einer Tiefe von 457m (250 Fad.) 1,2° und in 
1152-—1175m (630-—642 Fad.) — 0,8° bis — 1,4°. 
In dem warmen Gebiete südwestlich von derselben Verbindungslinie ist 
die Temperatur in 457m (250 Fad.) 2,7° und am Boden, in 1280—1403 m 
(700—767 Fad.) 5,9° bis 5,2°.") 
Diese Erscheinung wurde anfangs als analog mit derjenigen des Golf- 
stromes und des „kalten Walls“ an der Küste der Vereinigten Staaten betrachtet. 
Spätere Untersuchungen, namentlich von Mohn,*) haben es aber als sehr wahr- 
scheinlich erwiesen, dafs sich zwischen Schottland und Island ein unterseeischer 
Bergrücken von nur ca 550m (300 Fad.) "Tiefe unter der Oberfläche hinzieht, 
und dafs dieser die mächtigen Massen eiskalten Wassers der Kismeertiefe, von 
welcher der Lightning-Kanal ein südwestlicher Ausläufer ist, absperrt und sie 
verhindert, in die Tiefen des nördlichen Theiles des Atlantischen Oceans ein- 
zudringen, welche mit dem wärmeren Wasser der noch weiter nach Nordost bis 
Norwegen ete. sich erstreckenden sog. Golfstrom- Trift angefüllt sind (s. „Ann, 
d. Hydr. etc.“, 1879, pag. 201 sub 6) und 208). Analoge Erscheinungen, 
nämlich dafs an nicht weit von einander entfernten Stellen des Meeres in gleichen 
Tiefen sehr verschiedene Temperaturen angetroffen werden, finden sich in allen 
Oceanen der Erde vor, wie die Tiefseelothungen und die Untersuchungen der 
Vertheilung der Tiefsee - Temperaturen während der Challenger - Expedition 
(1873—1876) durch Sir George Nares, Sir Wyrville Thomson und Staff- 
Commander Tizard und der Gazelle - Expedition durch Kapt. z. See Freiherr 
ron Schleinitz nachgewiesen haben. Die Ursache dieser Erscheinungen ist 
nach der jetzt herrschenden Anschauung in den meisten Fällen darin zu suchen, 
dafs der betreffende Meerestheil in mehr oder weniger grofsen Tiefen von der 
freien Verbindung mit anderen benachbarten durch unterseeische Höhenzüge 
abgesperrt ist (vgl. „Ueber einige Ergebnisse der neueren Tiefseeforschungen“ 
in „Ann. d. Hydr. etc.“, 1879 u. 1880 a. m. 0.). 
Behufs einer genaueren Festlegung der Ursache der oben erwähnten 
Thatsache der scharfen Trennung des kalten und warmen Gebietes innerhalb 
4) Vgl. „Proc. of the R. Geogr, Soc“, Vol. XVII und XVII, und Sir Wyv. Thomson’s 
„Depths of the Sea“ (1873). 
°\ Vgl. Petermann’s „Geogr. Mitth,“, 1876, pag. 427—438, 1878, pag. 1—11. 
Ann. d. Hydr., 1880, Heft X (Oktober).
	        
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