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Aus den Reiseberichten S. M. S. „Freya‘, Kommandant
Korv.-Kapt, von Hippel.)
Wind- und Strömungs-Verhältnisse während der Reise von Panama nach
Honolulu im Mai und Juni 1880.
Der Kommandant wählte für diese Reise die südliche Route, um möglichst
bald die weiter südlich vorherrschenden Südwinde anzutreffen und mit deren
Hülfe die Segel allein benutzen zu können. In der Bucht von Panama und
weiter nach Süden bis 4° N-Br wurden vom 7. bis 9. Mai leichte, umlaufende
Winde aus allen Richtungen des Kompasses und regnerisches, böiges Wetter,
and in den Nächten beständiges Wetterleuchten angetroffen. In den folgenden
Tagen bis zum 14. Mai traten südliche Winde (zwischen SSW—SE varlirend)
ein, mit welchen das Schiff bis 1'/2z° N-Br und 89'%° W-Lg gelangte. Während
dieser Zeit war der fast ununterbrochen das Schiff zurückversetzende Strom der
Fahrt sehr hinderlich.
Kapt. von Hippel berichtet hierüber und über. den weiteren Verlauf
der Reise, wie folgt:
„Nachdem ich in der Bucht von Panama am 8. Mai d. J. einen SWzW-
Strom von 1 Sm Geschwindigkeit die Stunde konstatirt hatte, erfuhr ich in den
nächsten 24 Stunden uur 4 Sm Versetzung nach S 61° W, während vom 9. auf
den 10. Mai eine solche von 30 Sm nach Öst, vom 10. auf den 11. Mai 18,5 Sm
nach N 74° E, vom 11, auf den 12. Mai 37 Sm nach N 34° E und vom 12. auf
den 13. Mai 24,5 Sm nach N 61° E beobachtet wurde,
Südlich von der Insel Wenmann, einer der beiden allein liegenden nörd-
lichen Inseln der Galdpagos, vorbeisteuernd, wurde diese am 15. Mai Mittags in
Sichtweite, 25 Sm Abstand, passirt, und zeigte es sich, dafs der bis jetzt uach
NE setzende Strom eine Richtung nach N 21° W 8,5 Sm während der letzten
24 Stunden angenommen hatte, während der Wind allmählich, eine Stärke von
4 bis 6 erreichend, bis nach SE geraumt hatte, wobei das Schiff eine Fahrt von
5 bis 7 Sm machte. Nach dem Passiren der Insel Wenmann schralte gegen
Abend der Wind wieder bis nach SzE zurück, und als er am 16. Mai Abends
in 0° 45’N-Br und 95° 0‘ W-Lg anfıng zwischen Süd und ESE herum zu flackern,
ersah ich, dafs ich mich noch nicht völlig im SE-Passat, vielmehr gerade auf
der nördlichen Grenze desselben befand, und beschlofs daher, da der Strom noch
überdies während der letzten 24 Stunden nach N68° W 36 Sm gesetzt hatte, süd-
licher zu steuern, um möglichst bald den Passat in seiner vollen Stärke zu
erreichen, weswegen von jetzt ab der Kurs auf mw SWzW festgesetzt wurde.
Dieselbe Richtung und Stärke des Stromes wurde auch vom 16. auf den 17. Mai
beobachtet, so dafs das Schiff nur 14 Sm in Breite gewann; nur dem nach
westlicher Richtung mit setzenden Strom war es zu verdanken, dafs noch immer
eine recht günstige Längenveränderung gemacht wurde.
Die Temperatur des Wassers hatte sich, nachdem sie in Panama ihr
Maximum von 29° C. erreicht, bis zum 16. Mai durchschnittlich auf 27° C. ge-
halten. Von dieser Zeit an, fast gleichzeitig mit dem Umsetzen des Stromes von
$stlicher nach westlicher Richtung, nahm sie allmählich ab, bis sie am 18. Mai
a. m. bis zu 24° C. gesunken war, während auch die Temperatur der Luft
einen Durchschnitt von 25° C. angenommen hatte.
Obgleich der Aequator passirt war, und zwischen diesem und 0° 18’ S-Br
entlang gesegelt wurde, in einer Region, wo man auf alle Fälle hoffen konnte
einen kräftigen Passat vorzufinden, ließ dieser uns insofern doch in Stich, als
lie allmählich nach ESE und zuweilen ganz nach Ost herumgehende Briese
meistens nur die Stärke 2 besafs und zuweilen auf kurze Zeit bis 4 auffrischte,
häufiger aber ganz und gar bis zur Stärke 1 abflaute, so dafs vom 19. Mai bis
zum 2. Juni, in 117° 26‘ W-Lg, nur an zwei Tagen ein Etmal von 100 resp.
117 Sm gemacht wurde, während dasselbe an den übrigen Tagen zwischen
60 und 80 Sm schwankte.
Nicht allein in dieser Hinsicht wurde ich getäuscht, auch der Strom,
den ich auf Grund der Segelanleitungen und der bezüglichen Karten als mit
1 S. „Ann. d. Hyvdr. ete.“, 1880, pag. 308.