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16. Reise der Bremer Bark „Melusine“, Kapt. Th. Pflieger.
Die am 6. November 1878 von Cardiff aus eine Reise nach Singapore
antretende Bark „Melusine“ befand sich schon einen Tag nach der Abreise in
der Nähe von Scilly. Ziemlich raume Westwinde zuerst, von 37° N-Br an nord-
östlicher Wind führten die Bark rasch südwärts, so dass 40° N-Br in 18,2°
W-Lg am 13, November und 30° N-Br in 24,5° W-Lg am 18. November über-
schritten werden konnte. Der vorher ziemlich frische NE-Wind wurde in
25° N-Br flau, und zwischen 21,5° und 19° N-Br herrschte Windstille und
leichter westlicher Zug. Der Passat, welcher jetzt folgte, wehte einigermaassen
kräftig nur zwischen 13° und 8,5° N-Br. „Melusine“ schnitt 20° N-Br in 26°
W-Lg am 24. November und 10° N-Br in 25,8° W-Lg am 29. November.
Schon in 8° N-Br und 25,8° W-Lg endete der regelmässige Passat, doch
konnte die Bark während der nächsten Tage bei ziemlich beständigem, süd-
östlichem Winde befriedigenden Fortgang nach Süden erzielen. In 4,3° N-Br
und 26° W-Lg traf man den regelmässigen SE-Passat, und am 7. Dezember
wurde in 31° W-Lg-der Aequator überschritten. Die Reise von Scilly ab
hatte eine Dauer von 30 Tagen. ;
Der‘ Passat der südlichen Halbkugel war wenig beständig; er endete
schon in 20° S-Br. Dann folgten leichte nördliche Winde, und erst in 41° S-Br
wurde frischer Westwind angetroffen. „Melusine“ schnitt 10° S-Br in 34,1° W-Lg
am 12. Dezember, 20° S-Br in 31,8° W-Lg am 16. Dezember und 30° S-Br
in 27,5° W-Lg am 23. Dezember, Am 4. Januar 1879 wurde in 42,5° S-Br
der erste Meridian erreicht, nach 28 in südlicher Breite verbrachten Tagen.
Auf östlichem Kurse die Länge ablaufend wurde „Melusine“ von mässig
starken, vorherrschend aus nordwestlicher Richtung wehenden Winden begünstigt.
Als südlichster Punkt wurde 45,5° S-Br in 25° O-Lg berührt und am 25. Januar,
dem 21. in östlicher Länge erlebten Tage, stand „Melusine“ in 38,5° S-Br auf
dem Meridian von 80° O.
Vor frischem südwestlichem Winde wurde nun ein nördlicherer Kurs
eingeschlagen. In 32° S-Br setzte Mallung und Windstille ein, auf welche
endlich in 28° S-Br der SE-Passat folgte. Die Bark erreichte 30° S-Br in
85,4° O-Lg am 30. Januar, 20° S-Br in 89° O-Lg am 3. Februar und 10° S-Br
in 90° O-Lg am 7. Februar. In 10,5° S-Br vollzog sich während einer
stürmischen Bö aus Nordwesten der Uebergang des SE-Passats in den West-
monsun, In der Folge erwies sich der letztere nur flau und unbeständig, so
dass erst am 16. Februar in 93,5° O-Lg der Aequator überschritten werden
konnte. Sehr leichte, häufig von Stillen unterbrochene Winde wurden dann bis
zum 23. Februar, an welchem Tage man sich nahe bei Pulo Brasse befand, an-
gotroffen. Hier setzte der NE-Monsun ein, gegen welchen kreuzend die Reise
weiter fortgesetzt wurde. „Melusine“ sichtete Pulo Brasse am 108, Tage der
Reise von Scilly her und erreichte die Rhede von Singapore nach einer Reise
von 119 Tagen.
17, Reise des eisernen Bremer Vollschiffes „Hermann“, Kapt. W. Bambach,
Nach fast zweiwöchentlichem Aufenthalte in der Nordsee und im Kanal
konnte am 31. Oktober 1878 das auf einer Reise von Bremen nach Rangoon
begriffene Schiff „Hermann“ endlich den Kanal verlassen. Der an diesem Tage
fast stürmisch auftretende Ostwind wurde bald mässig. Nachdem 38° N-Br
passirt war, nahm der Wind eine hoch südliche Richtung an, und zwischen 26°
und 24° N-Br herrschte leichter südsüdwestlicher Wind. Es waren dies die-
selben Verhältnisse, welche hier 14 Tage früher schon der „FF. H. Drews“ und
8 Tage nach „Hermann“, „Melusine“ antraf. Sie wurden durch eine, von dem
gewöhnlichen Zustande abweichende Vertheilung des Luftdrucks hervorgerufen,
indem in 30° bis 35° N-Br, wo der Barometerstand gewöhnlich ein hoher ist,
jetzt ein vergleichsweise niedriger Barometerstand beobachtet wurde. .„Her-
mann“ kreuzte 40° N-Br in 16° W-Lg am 4. November, 30° N-Br in
22,5° W-Lg am 10. November, 20° N-Br in 29° W-Lg am 19, November und
10° N-Br in 26° W-Lg am 23, November, In 23° N-Br und 30° W-Lg fand
das Schiff den NE-Passat, der, ziemlich frisch wehend, sich bis nach 8,3° N-Br
in 25,2° W-Lg hin erstreckte. Als „Hermann“ das Gebiet desselben verlassen
hatte, musste man sich mehrere Tage mit Mallung und Stille plagen, bevor es