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Der Strom setzt hier gewöhnlich quer zum Fahrwasser über die Barrce. In der
Nähe des Süd-Forts wird das Fahrwasser breiter, und kann man nun direkt
in den Fluss hineinsteuern. In demselben ist möglichst die Mitte zu halten, um
allen Hindernissen auszuweichen,
An Krümmungen ist der Fluss Peiho sehr reich, und sind einige der-
selben so schnell umbiegend, dass dieselben.nur von solchen Schiffen, ohne zu
ankern, genommen werden können, die sohr kleine Bogen beim Drehen
beschreiben. Den Fluss hinauffahrend, ist dies noch viel schwieriger, weil die
Drehung durch den sehr bedeutenden Strom, der dann gegen den nach der
inneren Seite des zu beschreibenden Kreises gerichteten Bug ansetzt, ganz auf-
gehoben wird. Wird dann nicht sofort geankert, muss das Schiff unfehlbar
gegen das Ufer getrieben werden. Zum Glück besteht das Ufer nur aus
Lehm, und ist der Fluss bis unmittelbar an dasselbe steil und tief. S. M. Kbt.
„Wolf“ musste bei der Fahrt stromaufwärts. dreimal ankern, um mit hart an
Bord gelegtem Ruder die Krümmungen nehmen zu können. Es muss hierbei
bemerkt werden, dass in diesem Jahre ganz aussergewöhnlich viel Regen
gefallen sein soll; die ganze Gegend bis Tientsin hin und noch bedeutend höher
hinauf, steht unter Wasser, und läuft in Folge dessen ein sehr starker .Strom
von 4 bis 5 Kn, welcher mich auch verhinderte, 7ientsin so schnell, als ich
beabsichtigte, zu verlassen. Bei 7% entsin ist der Fluss schon sehr schmal, und
liegen die Schiffe daher mit einem Bug- und einem Heckanker nach dem Strom
zu, mit Ketten vorne und achtern nach Land zu festgemacht, an kleinen in den
Strom hinausgebauten Brücken.“
). Reise von Tientsin nach Newchwang und Bemerkungen über die
Ansegelung von Liau-ho.
„Erst am 6. Oktober dampfte ich stromabwärts, musste aber, da ich die
engste Krümmung treibend zurücklegen wollte und hierzu zu viel Wind war,
ankern. Um Mittag desselben Tages passirte ich diese enge Stelle, die so-
genannte Double bight, treibend und dampfte num nach den Zaku- Forts strom-
abwärts. Nachdem es dunkel geworden war, ankerte ich nochmals und setzte
am nächsten Morgen (7. Oktober) um 4% meine Reise fort. -An diesem Morgen
stieg das Wasser nicht höher als 3m auf der Barre, so dass ich gezwungen
war, bis zum Hochwasser Abends zu ankern. Abends um 6* passirte ich die
Barre, auf welcher 3,75 m Wasser war. Das Mittagsbesteck am 8. Oktober
ergab 38° 58‘ N-Br und 120° 36‘ O-Lg und eine Stromversetzung S43° E,
14 Sm. Am Nachmittage dieses Tages frischte der Wind etwas mehr auf,
und am Abend segelte „Wolf“ mit wieder flauer gewordenem SW-Winde (3),
5 bis 4 Kn, als plötzlich ohne jedes Anzeichen am Himmel oder sonstige
Warnung eine sehr heftige Bö aus NNE einsetzte, die mit einem Male alle
Segel back legte. Am 9. Oktober ging der Wind langsam östlich, wehte aber
mit ungeschwächter Kraft fort. Erst gegen Abend flaute es etwas ab, und
kreuzte ich nun nach dem Feuerschiff, das vor der Barre von Liau-ho liegt,
und welches ich am 10. Oktober um 3% p. m. erreichte. Ich steuerte dann
den Fluss hinauf und ankerte Abends um 7% querab vor der europäischen
Niederlassung zu Newchwang.
Die Barre des Liauw-ho hat bedeutend mehr Wasser, als die des Peiho.
Schiffe bis ca 5m Tiefgang können dieselbe bei jeder Springzeit passiren, und
bei gewöhnlichem Niedrigwasser bleiben ca 3m auf derselben. Dieselbe ist
ausser durch das dreimastige rothe Feuerschiff mit schwarzer Kugel im Grosstopp
and mit dem Namen „Newchwang“ in grossen weissen Buchstaben an jeder Seite,
durch eine Tonne, Ansegelungstonne, bezeichnet. Letztere ist eine schwarz und
weiss senkrecht gestreifte Fahrwassertonne dritter Grösse ohne Abzeichen, liegt
auf 19m Wasser am äusseren Ende der Barre und peilt vom Feuerschiff
N0z03/40 2,8 Sm entfernt. ‚Von dieser Tonne führt der Kurs N0z0'/40 über
die Barre hinweg, deren inneres Ende an St. B. durch eine Treibbake mit
rother Kugel, an B.B. durch eine ähnliche mit schwarzer Kugel markirt wird.
Etwa 2Sm nördlich dieser Treibbaken befinden sich zu beiden Seiten des
Fahrwassers grosse weit sichtbare fishing stakes. Von hier ab ist strom-
aufwärts nur die rechte Seite des Flusses, also das linke Flussufer, durch
B%