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Dänemark (56° Breite) den Ablenkungswinkel 59° und den Werth für & 0,00007265
hinzufügen können, ist jener Werth allerdings höher, als man für den offenen
Ocean erwarten sollte, doch findet seine Gröfse wahrscheinlich durch die Wider-
stände, welche die wild aufgeregte Meeresoberfläche dem Winde bietet, ihre
Erklärung (Guldberg und Mohn nehmen für eine solche & = 0,00004 an).
Eigentlich widersprechend sind nur die von Cl. Ley für die Britischen Stationen
yefundenen Daten, welche auffallend grofse Ablenkungswinkel resp. kleine k&
ergeben, für 5 Küstenstationen sogar nur 0,00002582 (wW = 77°); diese Ab-
weichung würde sich erklären, wenn man annehmen könnte, dafs wenigstens an
ainem Theil der Stationen nicht wahre, sondern magnetische Windrichtungen
aufgezeichnet sind; für die mitbenutzte französische Station Brest dürfte dies
auch der Fall sein, die englischen Stationen sind jedoch durch ihre Instruktionen
zur Eintragung der wahren Richtung in die Telegramme klar angewiesen.
Vielleicht ist es der Vergröfserung der Reibungshindernisse durch den
angeheuren Seegang zuzuschreiben, dafs gerade in der Nähe des Centrums, wo
man erwarten sollte, den (das Entgegengesetzte bewirkenden) KEinfluls der
cyklonalen Krümmung der Windbahnen hervortreten zu sehen, der Ablenkungs-
winkel geringer erscheint, als in gröfserer Entfernung. Denn die obigen Zahlen
beziehen sich, wie schon bemerkt, nur auf jenes äufsere Gebiet der Cyklone,
welches den gröfsten Werth der Windstärke an seinem Innenrande hat, während
der innere Theil selbst, wo dio „relative Centrifugalkraft“ zum mächtigen Faktor
wird, wahrscheinlich sich nur auf etwa 50 Sm vom Centrum erstreckt, Aus
den besten verwendbaren Beobachtungen für die schon oben benutzten drei
Termine leitet Herr Toynbee folgende Uebersicht über die Vertheilung des
Luftdrucks und der Windstärke in der Cyklone ab:
Zahl der Mitttlere Entfernung Mittlerer Mittl. Windstärke
Beobachtg. vom Centrum Barometerstand (Beaufort)
iX
9
17 ;
3
7
80 Sm 725,4mm 10,4
164 789,4 8.1
258 » 149,3 7,9
342 754,6 » 67
454 > 7594 > 58
Am 26., als der Orkan im Verschwinden begriffen war, dauerten Stürme
von der Stärke 10 im St. Lorenz-Golf fort, während näher zum Centrum viel
weniger Wind zu spüren war,
Aus den mitgetheilten Zahlen ergiebt sich schliefslich auch noch, dafs
der sogenannte Ablenkungswinkel in verschiedenen Quadranten des Wirbels
auch hier, wie auf den beiden Festländern, grofse Unterschiede zeigt, indem in
diesem Falle die östlichen Winde des Nordquadranten dem Centrum am direktesten
zuströmten. In wie weit diese Eigenthümlichkeit für den Meerestheil allgemeine
Giltigkeit hat oder mit der Fortpflanzungsrichtung und sonstigen besonderen
Charakteren dieses Wirbels zusammenhängt, müssen weitere Erfahrungen lehren.
Aus diesen Ergebnissen folgen wichtige Schlüsse für die praktische
Navigation in Orkanen, welche Herr Toynbee in folgender Weise zusammenfafst:
„Die Regeln für das Manövriren eines Schiffes in einem Orkan sind
wesentlich auf die vermuthete Richtung, in welcher dessen Centrum zum Schiff
liegt, gebaut. Man nahm an, dafs das Centrum stets in der Richtung, die unter
vechtem Winkel zu jener des Windes liegt, zu suchen sei. Diese Ansicht ist
darauf gegründet, dafs in jedem Orkane Winde aller Richtungen vertreten sind.
Neuere Untersuchungen haben indessen gezeigt, dafs sehr wahrscheinlich die
Luft einwärts ströme gegen das Centrum des Orkans.“
„Ein Schiff, welches in diesem Orkan vor dem Winde weglenzte, hätte
somit beinahe sicher das Centrum nicht quer ab von sich, sondern eine Anzahl
Grade weiter nach vorn auf seiner B. B.-Seite gehabt (durchschnittlich 29° oder
2'/a Strich) und hätte sich somit dem Centrum allmählich genähert. Diese That-
sache zusammen mit den Untersuchungen von Meldrum, Clement Ley u. A.,,
Jäfst. die folgende Tafel als eine bessere Annäherung an die Wahrheit erscheinen,
als jene, welche aus der Voraussetzung einer völlig kreisförmigen Luftbewegung
im Orkan abgeleitet ist: