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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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einer Entfernung von etwa 400 Sm vom Centrum die Windrichtung durch den 
Orkan beeinflufst, bei übrigens schönem Wetter. Am 18. hätte von St. Thomas 
und Sombrero aus, am 21. von den Bermuden Amerika vor der Annäherung 
des Orkans gewarnt werden können, wenn telegraphische Verbindung existirt 
hätte. Die Einwohner der Bermuden waren sich der Nähe des Orkans voll- 
ständig bewufst, wie ein Vermerk im Tagebuche des Leuchtthurmwärters zeigt, 
und sie hätten auch das Umbiegen des Wirbels gegen NNE schon früh am 24. 
mittheilen können, an welchem Tage’das Barometer dort noch niedriger stand, 
als am 22., jedoch mit Westwind. 
Dieses weitere Sinken des Barometers war indessen, wie der Vergleich 
mit den nunmehr sehr zahlreichen Schiffsbeobachtungen aus dem Bereiche des 
Orkans beweist, nicht blofs der Fortbewegung, sondern einer gleichzeitigen 
raschen Ausbreitung und Vertiefung der Depression zuzuschreiben, welche im 
Laufe des 23, und 24. stattfand. Die Bedingungen, unter denen diese Umbildung 
der Depression stattfand, und denen sie vermuthlich zuzuschreiben ist, waren 
die Lage eines von Westen gekommenen schwachen barometrischen Minimums 
in Neu- Braunschweig, welches nördlich vom Orkancentrum leichte südliche 
Winde bis in die Nähe dieses Centrums selbst hervorrief, und die Annäherung 
eines Gebietes hohen Drucks von NW her, welches eine grofse Verstärkung der 
nördlichen Winde bewirkte. Solche Verschmelzungen zweier Wirbel — wie 
hier eine vorzuliegen scheint — zu einem an Mächtigkeit und Regelmäfsigkeit 
die beiden ursprünglichen weit übertreffenden Wirbel sind dem Referenten an 
einer Reihe von Beispielen aus anderen Zeiten und anderen Gegenden bekannt, 
und die Erscheinung scheint in der Nähe von Neufundland besonders intensiv 
aufzutreten; die Ursachen und die Mechanik des Vorganges sind ihm aber, und 
wie es scheint auch anderen Meteorologen, unklar und finden auch in der vor- 
liegenden Schrift keine nähere Erörterung. Die Umbildung war von dem Auf- 
treten heftiger Böen begleitet, insbesondere in der Gegend nordwestlich von 
den Bermuden, wo eine Reihe von Schiffen plötzlichen Ausbruch starken oder 
stürmischen NW-Windes beobachtete, welcher auf den westlichen Schiffen etwas 
früher stattfand, als auf den östlicher befindlichen. Am 24. August hatten eine 
Anzahl von Schiffen in der Nähe des Orkancentrums bemerkenswerthe Aenderungen 
der Windrichtung und des Barometerstandes, welche auf die Anwesenheit mehrerer 
kleinerer Wirbel im centralen Theile des grofsen Wirbels hinweisen. Auf der 
Nordostseite des grofsen Wirbelsturms, in einer Entfernung von etwa 1300 Sm 
von dessen Centrum, lag östlich von Neufundland am 23. und 24. ein ferneres 
barometrisches Minimum von mäfsiger Intensität, welches auf der rechten Seite 
der Bahn des Wirbelsturmes unter 36° N-Br und 54° W-Lg am 19. zuerst auf- 
getreten und im Laufe des 25. und 26. rasch von 50° N-Br und 44° W-Lg bis 
in die Nähe der irischen Nordküste fortgeschritten zu sein scheint. 
Am 25. war der grofse Wirbel, dessen Centrum nunmehr in der Nähe 
von Sable Island in etwa 44° N-Br und 59° W-Lg lag, am stärksten ausgebildet. 
Am heftigsten war der Sturm (aufser in der nächsten Nähe des Centrums) auf 
dessen Nordwestseite, wo die Nachbarschaft des schon erwähnten barometrischen 
Maximums über dem Festlande eine aufserordentliche Steilheit der Gradienten 
bewirkte. Dieses Zusammentreffen des von SSW heraufkommenden Orkans mit 
dem von WNW her nahenden barometrischen Maximum war die Hauptursache 
der fürchterlichen Verwüstungen, welche Eingangs erwähnt sind, und hätte sich 
nach Toynbee bei einer vollkommeneren Einrichtung der telegraphischen Ver- 
bindungen vorauserkennen lassen. 
Bei der weiteren Fortpflanzung des Orkans nach NNE trat das Centrum 
desselben nach Neufundland herüber, und gleichzeitig nahm die Intensität und 
Ausbildung des Wirbels so rasch ab, dafs er schon nach zwei Tagen nicht mehr 
mit Sicherheit zu erkennen war. Herr Toynbee sieht die Ursache dieser 
rapiden Rückbildung in der Berührung mit dem Lande und hebt hervor, dafs 
die ostindischen Cyklonen im Oktober 1876 dieselbe rasche Auflösung beim 
Vebertritt vom Meere auf das trockene Land zeigten. 
„Die Karte des 27. zeigt, dal die Reste des Orkans noch in der Nähe 
von Neufundland sich befanden, und dafs nur noch in einem Falle der Wind 
die Stärke „stürmisch“ (8) erreichte, nämlich bei einem Schiffe auf der SE-Seite, 
welches SW 8 hatte, der indessen bald abflaute und nach West umging. Die
	        
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