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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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vollständige meteorologische Beobachtungen mit Normal-Instrumenten anstellen, 
50 von der Admiralität gelieferte Journale von britischen Kriegsschiffen, 7 von 
der „Deutschen Seewarte“, 4 vom „Depöt des Cartes et Plans“, 11 von Gen, 
Lefroy und Herrn Jahncke von den Bermuden und St. Thomas erhalten 
waren, die übrigen 175 von verschiedenen englischen Rhedern und Compagnien 
geliefert wurden, darunter 95 von Dampfern, 80 von Segelschiffen. Von den 
benutzten Beobachtungen ergaben etwa 60%, vertrauenswerthe Barometer- und 
Thermometer-Aufzeichnungen, die übrigen nur solche über Wind, Wetter und 
Zustand der See. Aus diesem umfangreichen Material sind nun diejenigen 
Beobachtungen für jeden Tag, welche möglichst nahe in der absoluten Zeit zu 
0% 43” p.m. Gr. Zeit lagen, in Karten eingetragen, welche 31 Karten für den 
Monat August 1873 in einem Atlas dem Werke beigegeben sind. Die Zeit 
0 43” wurde gewählt, weil sie mit der Beobachtungszeit 7* 35" Washingtoner 
Zeit des Nordamerikanischen Systems übereinstimmt und dieser Zeitmoment 
seit 1875 bekanntlich den einen grofsen Theil der Erde umfassenden Simultan- 
beobachtungen zu Grunde gelegt ist. Wenn eine Beobachtung weiter, als um 
eine Stunde von diesem Termine abstand, so ist deren wirkliche Zeit nach 
„Greenwich time“ in der Karte beigeschrieben. Referent mulß gestehen, dafs 
er diese Methode der angenäherten Simultanzeit für viel bedenklicher hält, als 
die konsequente Durchführung einer gleichen Lokalzeit durch die ganze Karte; 
denn die genaue Verfolgung rascher Aenderungen des Luftdrucks und der 
Windrichtung wird durch die gelegentlichen Sprünge von zwei Stunden doch 
beeinträchtigt, während andererseits der Vortheil einer Erreichung der an- 
yenäherten Simultanität der östlichsten mit den westlichsten Beobachtungen 
ryröfstentheils nur der Idee nach besteht. Allerdings hat das „Signal Service“ 
Recht, wenn es zum Behufe der telegraphischen Uebermittlung nach Washington 
die Beobachtungen in seinem ganzen grofsen Netze in ein und demselben Zeit- 
moment anstellen läfst, denn die aufserordentliche Schnelligkeit, mit welcher die 
Telegramme dem Centralorte übermittelt werden und die einen Hauptfaktor 
seiner Erfolge bildet, wäre nutzlos, wenn Washington zur Ausgabe seines 
Wetterberichtes warten müßte, bis die Sonne in ihrem täglichen Laufe den 
Weg vom Atlantischen zum Grofsen Ocean zurückgelegt hat, und das ganze 
bewundernswerthe System der „Circuits“ wäre unmöglich bei dieser Bedingung, 
Auch in Europa wird es hoffentlich dahin kommen, dafs die Schnelligkeit und 
Pünktlichkeit des wettertelegraphischen Verkehrs so zunimmt, dafs die von der 
Längendifferenz herrührende Ungleichzeitigkeit der Beobachtungen als Hemmnifs 
jür den weiteren Fortschritt bemerkbar wird und der Wettertelegraphie simul- 
tane Beobachtungen auf dem ganzen Kontinente zu Grunde gelegt werden, 
Alsdann wird es allerdings in Frage kommen, ob nicht die im Interesse einer 
vernünftigen Oekonomie der Arbeit stets anzurathende Anlehnung der synoptischen 
Meteorologie an die Wettertelegraphie auch für die wissenschaftlichen Unter- 
suchungen an synoptischen Karten die Simultanzeit als Grundlage fordert. Aber 
bis diese Nöthigung von der praktischen Wettertelegraphie ausgegangen ist, 
hat die Wissenschaft nach unserer Ansicht keinen Grund, dem Streben nach 
absoluter Simultanität die viel gröfseren Vortheile, welche die Beobachtungen 
nach gleicher Lokalzeit darbieten, zum Opfer zu bringen. 
Da wir voraussichtlich bald Gelegenheit haben werden, unsere Ansicht 
hierüber‘ des Näheren auseinanderzusetzen, so verzichten wir an dieser Stelle 
auf Jene führungen, die uns zu weit von der Aufgabe des Referats ablenken 
würden. 
Auch in einem anderen Punkte vermag sich Referent mit der Methode 
der vorliegenden höchst verdienstvollen Arbeit nicht zu befreunden, und zwar 
in Bezug auf die Zeichnung der Linien gleichen Luftdrucks und gleicher Tem- 
peratur. Dieselben sind nämlich ebenso, wie in der analogen älteren Arbeit 
desselben Autors in der Weise entworfen, dafs durch lineare Interpolation 
zwischen den einzelnen Schiffspositionen die Lage dieser Linien mittelst fester 
Punkte bestimmt und alsdann die letzteren durch gerade Linien verbunden 
wurden, so dafs also Isobaren und Isothermen nicht als Kurven — was sie doch 
in der Natur jedenfalls sind — sondern als gebrochene Linien auftreten, Bei 
dem gröfseren Areal und den komplicirteren Verhältnissen, welche auf den neuen 
Karten darzustellen waren, sowie auch bei weniger sorgfältiger technischer
	        
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