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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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Die Stromversetzung an der Nordküste von Brasilien war sehr unregel- 
mässig und stimmte nicht, wie bereits früher in den „Ann. d, Hydr. etc.“, 
1875, pag. 97 von Korv.-Kapt. Koester (von S. M. S. „Undine“) erwähnt ist, mit 
den in den Stromkarten gemachten Angaben überein. An den folgenden Tagen 
wehten leichte Winde aus ENE, die Luft wurde gegen Abend trübe, und kamen 
leichte Regenböen aus NE über, ohne dass jedoch das Barometer eine Ver- 
änderung zeigte; während der Nacht war zuweilen ziemlich starkes Wetter- 
leuchten, wie es in den Gegenden der Kalmen gewöhnlich angetroffen wird. 
Absolute Windstille trat nur am Nachmittage des 6. November ein und 
hatte eine Dauer von ca 12 Stunden. Das Wasser nahm in Nähe des Landes 
eine grünliche Färbung an, und passirten wir an den folgenden Tagen lange 
Streifen gelben Wassers, in denen sich bei genauerer Untersuchung eine Menge 
Sechlüthe und Grasbildung vorfanden, wie in dem „North Atlantic Memoir“ 
von Findlay pag. 784 als „discoloured water“ angegeben ist. Das Feuerschiff 
ad A kam bald nach 11* a. m. am 11. November in Sicht, nachdem schon 
vorher die Rauchwolken der Fabrikschorusteine von Georgetown geschen waren. 
Gegen 1* p. m. wurde das Feuerschiff passirt, doch konnte die Barre an diesem 
Tage nicht mehr passirt werden, da die Ebbe schon eingesetzt hatte, weshalb 
ich gezwungen war, bis zum Mittag des 12. November bei dem Feuerschiff zu 
ankern. Es ist hierbei zu bomerken, dass das in den Karten verzeichnete 
Feuerschiff mit einem Mast und dem Namen „Guwuiana“ seit einigen Monaten 
eingezogen und statt dessen ein zweimastiger Schoner mit dem Namen „De- 
merara“ (an einem Brett über der Reling) ausgelegt ist. Wie ich vernommen 
habe, rollte das frühere Feuerschiff zu sehr, und wird man versuchen, diesen 
Fehler durch Umbau zu entfernen. Am Nachmittage des 12. November ankerte 
ich im Demerara-Fluss gegenüber der Stadt Georgetown. 
Betreffs der Einsegelung in den Demerara-Fluss fand ich alles in Ueber- 
einstimmung mit den von Kapt, z. 5. Freiherrn von der Goltz gemachten An- 
gaben (s. „Ann. d. Hydr. ete.“, 1875, pag. 97), mit Ausnahme zweier Tonnen, die 
ausser den in der britischen Adm.-Karte No. 527 (Tit. VI, No. 602) verzeich- 
neten nachträglich ausgelegt sind und zwar eine schwarze Tonne als äussere 
Kinsegelungstonne an St. B. zu halten und eine rothe Wracktonne in nordöst- 
licher Richtung von der inneren weissen Tonne.“ 
3. Bemerkungen über Georgetown als Ausrüstungshafen. 
„Ich fand bei meiner Anwesenheit in @eorgetown daselbst grosse Quan- 
titäten von Salzfleisch, Hartbrot, Mehl, Bohnen, Reis, Schmalz, Zucker und Rum. 
Die beiden letzteren Artikel werden in der Colonie selbst producirt, die anderen 
von Nord-Amerika — Bultimore und New- York etc, — auch von England ein- 
geführt, Diese Proviautgegenstände sind jedoch von vornherein nicht für den 
Schiffsgebrauch bestimmt, sondern dienen grösstentheils zur Ernährung der auf 
den Zuckerplantagen arbeitenden Kulis. Erbsen waren nur in geringen, Thee 
und Kaffee dagegen in grösseren Quantitäten vorhanden. Frisches Fleisch 
war theurer als das an Bord befindliche Salzfleisch; die Portion frisches Rind- 
feisch kam auf 74,28 Pfennige zu stehen. An frischem Gemüse waren einige 
Yams und süsse Kartoffeln vorhanden, ausserdem eine Melonenart und etwas 
Kohl. Frisches Fleisch und Brot kann täglich iu grossen Mengen geliefert 
werden, da Schlächter und Bäcker für die englische Garnison täglich liefern 
und darauf eingerichtet sind, 
Trinkwasser wird in eisernen Tanks von ca 11201, welche in einem 
Prahm stehen, längsseit gebracht und kosteten 4,5431 ca 4,25 Pfennige. Das 
Wasser wird mit diesen Prahmen von einer Quelle geholt, welche sich 30 eng- 
lische Meilen flussaufwärts befindet und in dort befindlichen Sandhügeln ihren 
Ursprung haben soll, Beim Wassernehmen ist darauf zu achten, dass dasselbe 
ganz klar ist; ist dies nicht der Fall, so ist es zurückzuweisen, da es vorkommt, 
dass die Führer der Wasserprähme in einen beliebigen Seitenkanal (Creek) 
des Flusses fahren und dort ihre Tauks füllen; letzteres Wasser ist immer 
etwas trübe. , 
Kohlen waren s. Z. ca 10000 Tonnen, theils Cardiff-, theils New-Castle- 
Kohlen am Platze. Preis 7—8 Dollars, ’ 
Ann. d. Hydr., 1880, Heft I (Januar).
	        
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