Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

31 
Aus den Reiseberichten S.M.S. „Medusa‘“, Korv.-Kapt. Matthesen. 
8. M.S. „Medusa“ hat am 15. Juli 1879 von Kiel aus über Plymouth und 
Funchal (Madeira) die Reise nach der Station Süd- Amerika und Westindien 
angetreten; von Funchal aus segelte das Schiff am 1. Septomber nach Bahia, 
traf daselbst am 7. Oktober ein und setzte am 17. Oktober die Reise nach 
Georgetown (Demerara) fort, wo es vom 12. bis 22. November verweilte, Am 
27. November traf. „Medusa“ zu Port of Spain (Insel Trinidad) ein. Veber 
diese Reisen berichtet Korv.-Kapt. Matthesen, wie folgt: ; 
l. Reise von Funchal nach Bahia im September und Oktober 1879, 
„Auf der Rhede von Funchal war von dem NE-Passat nichts zu merken; 
dass er aber auf der Breite von Funchal wehte, und zwar stark, dafür war ein 
Beweis, dass auf der Südseite der Insel auf den Höhen derselben sich niemals 
Nebel bildeten. Am letzten Tage unseres Aufenthaltes änderte sich aber 
plötzlich das Wetter, die Höhen der Insel waren in dichten Nebel gehüllt, 
und der für gewöhnlich am Vormittage kräftig einsetzende Seewind kam erst 
später und sehr schwach auf, und dem entsprechend auch der Landwind, so 
dass es mir erst um 10* p.m. möglich war, unter Segel in See zu gehen, Die 
Stärke des Windes hatte kaum die Stärke 1. Bei veränderlichen Winden kam 
das Schiff erst am Abend des 3. September in 31° N-Br und 17,5° W-Lg 
in die Region des NE-Passats. Dieser setzte mit NzE ein und ging allmählich 
bis auf ENE, er hielt an bis zum 10. September auf 15,5° N-Br. und 26,5° W-Lg, 
aber niemals die Stärke 5—6 überschreitend, so dass nur verhältnissmässig kleine 
Etmale gemacht wurden. Regen hatten wir während dieser Zeit nicht. Der 
Strom setzte während der Reise von Madeira bis auf ca 14° N-Br ziemlich stark 
westlich und südwestlich. Ich hatte die Passage westlich der Kap Verde’schen 
Inseln gewählt, und waren stets mitsegelnde Kauffahrteischiffe in Sicht, Am 
Abend des 10. September ging der Wind über Ost südlich und war bereits am 
Mittag des 11. September bis auf SSE gekommen. Ich liess das Schiff über 
St. B.-Bug liegen, hoffend, dass der Wind wieder östlicher drehen würde, 
wurde aber sehr getäuscht. Der Wind blieb ziemlich stetig SSE, und lag ich 
vom 12, September an wieder über B. B.-Bug, schralte der Wind alsdann zu 
sehr, so wurde einige Stunden über St. B.-Bug nach Westen zu gelegen. 
Am 14. September schied der Wind auf einige Stunden ganz aus, alsdann 
trat südwestlicher Wind auf mit vorübergehendem Regen und Gewitter. Der 
Wind blieb jetzt, abwechselnd mit Stille, zwischen SW und Süd, Stärke höchstens 5, 
stehen, während ich südöstlich steuerte, um Südwinde anzutreffen. Von 10° N-Br 
wurde der Gwinea-Strom bemerkbar, der jedoch nicht, wie in den Karten an- 
gegeben, nach SSE, sondern zwischen Ost und N 80° E lief und uns einmal in 
48 Stunden um 85 Sm versetzte. Auf diese Weise kam ich der afrikanischen 
Küste immer näher und lag hin und wieder, immer in der Erwartung, südliche 
Winde zu treffen, einige Stunden über St. B.-Bug, westlich steuernd, um nicht 
zu viel Länge zu verlieren. Mitsegelnde Kauffahrteischiffe behielten ihren öst- 
lichen Kurs bei, jedoch waren diese wohl nach Häfen bestimmt, die südlicher 
als Bahia; bezw. auf der Reise nach dem Kap der guten Hoffnung oder auf der 
Reise um dasselbe. Erst am 22. September, auf ca 5° N-Br und 15° W-Lg, 
ging der Wind mehr nach Süden, so dass ich beschloss, über B. B.-Halsen 
durchzuliegen, bis der SE-Passat, den ich zwischen 2° und 3° N-Br erwartete, 
einsetzte. Der Wind war an den nächsten Tagen umspringend zwischen Süd 
und SW, das Wetter klar und. schön. Am 26. September fing der Wind an 
gleichmässiger aus Süd zu wehen, und zeigten sich die leichten Passatwolken 
am oberen Himmel, während die unteren Wolken noch sehr niedrig als cumuli 
nach NE zogen. Da ich jetzt immer beim Winde aufhaltend mehr in Breite 
veränderte, passirte ich am 27. September 3° N-Br, und kam meiner Erwartung 
gemäss‘ am Nachmittage der SE-Passat ziemlich kräftig durch, so dass das 
Schiff eine Durchschnittsfahrt von 7 bis 8 Kn machte. Zugleich wurde der 
westlich laufende Aequatorialstrom beobachtet, doch ergaben die Oberflächen- 
Temperaturen des Wassers keine erheblichen Differenzen, sondern betrugen, wie 
in den Tagen vorher, 25° bis 26° C. Erst auf 3° S-Br ging die Temperatur 
etwas herunter und wechselte zwischen 25° und 24° C. Mit südwestlichem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.