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10, Reise des Bremer Vollschiffes „Victoria‘“, Kapt. €. Wieting.
Mit dem 29. April 1879, in 48,5° N-Br und 11° W-Lg beginnt das
meteorologische Journal des nach‘ New- York bestimmten Schiffes „Victoria“,
Auf leichten westlichen Wind, der an den nächsten 2 Tagen herrschte, folgte
in. etwa 14° W-Lg. ein Ostwind, der, frisch und beständig wehend, das Schiff
in 6 Tagen bis 40° W-Lg in 45° N-Br führte., Ein hoher, langsam zunehmender
Luftdruck begleitete diesen Wind. Nachdem das Barometer auf 770mm gestiegen
war, wurde der Wind flauer und südlich, worauf die Fahrt für einige Zeit
wieder von leichtem NE-Wind begünstigt wurde. Nachdem die Neufundland-
Bank überschritten worden war, fand man weniger günstige Verhältnisse,
Westliche Winde herrschten fast ununterbrochen und wenn dieselben auch nicht
stürmisch waren, so konnte man bei ihnen doch keinen befriedigenden Fort-
schritt erzielen. Erst westlich von 65° W-Lg setzte wieder nordöstlicher Wind
ein, der eine raschere Fahrt ermöglichte. Für den westlich von 40° W-Lg
liegenden Theil der Reise wurde die Route im Norden des Golfstromes gewählt.
Nachdem 30° W-Lg in 47° N-Br am 5. Mai, 50° W-Lg in 43,8° N-Br am
11. Mai und 60° W-Lg in 43,3° N-Br am 18, Mai gekreuzt worden war, befand
sich „ Victoria“. am 23. Mai, dem Tage, mit welchem das Jounal für die Hin-
reise endet, in 40,6° N-Br und. 70° W-Lg.
Am 30. Juli trat „Victoria“ von New-York aus eine Reise nach 7riest
an. Leichter umlaufonder Westwind, der nur an einigen Tagen durch östlichen
Wind unterbrochen wurde, führte das sich in der Nähe des Parallels von
40° Nord haltende Schiff über den Ocean. Man.kreuzte 70° W-Lg in 39,5° N-Br
am 2, August, 50° W-Lg in 39,8° N-Br am 9. August und 30° W-Lg iu
41° N-Br am 17. August. In der Nähe des Kap St. Vincent fand „Victoria“
östlichen Wind, der auch noch am 25. August, als die Stralse von Güraltar
erreicht wurde, wehte. Die Reisedauer bis hier betrug 26 Tage. ;
il. Reise der Stettiner Bark „Louise Poll“, Kapt. A. Jefs,
Am 14. Juli 1879 befand sich die auf einer Reise von Stettin nach Minatitlan
begriffene Bark „Louise Poll“ in der Nähe von Lizard, Während der ersten,
im Atlantischen Oceane zugebrachten Tage wurden südwestliche Winde ange-
troffen, bei denen nur: geringer Fortschritt zu erzielen war. Am 17. Juli, in
der Nähe von 46° N-Br, lief der Wind jedoch nordwestlich und von der Zeit
an nahm die Reise einen rascheren Verlauf. In der Nähe von 37° N-Br in
15,5° W-Lg drehte sich der hier frisch wehende Wind durch Nord nach NE.
Damit hatte man das ‘Gebiet des Passats erreicht, der nun als eine mäßig
starke, beständige Briese das Schiff auf seiner ganzen Fahrt über den Ocean
begleitete. ;
Es wurde 40° N-Br in 13,1° W-Lg am 20. Juli und 30° N-Br in 21,8°
W-Lg am 24. Juli; ferner der Meridian von 30° West in 27° N-Br am 27. Juli,
der von 50° West in.22,2° N-Br am 3. August und der von 60° West in
20,6° N-Br am 7. August geschnitten. Am. 9. August kam die Bark in Sicht
der Küste von Portorico, am 11. wurde die Mona-Passage durchsegelt und das
Karaibische Meer erreicht. |
Auf dem letzten Theil ihrer Reise überschritt „Lowise Poll“ 70° W-Lg
in 17,5° N-Br am 12; August und 80°. W-Lg in 18,5° N-Br am 17. August.
Nachdem am 21. August bei sehr kräftigem SE-Winde die. Strafse von Yucatar
passirt und -die, Campeche-Bai erreicht war, hatte die Bark in der Nähe. des
Landes lange Zeit gegen westlichen Wind und starke Strömung zu kreuzen;
erst am 6. September kam man vor den Eingang des Bestimmungshafens. Die
Reise hatte vom Kanale ab eine Dauer von 54 Tagen. |
Beim Einsegeln gerieth „Lowise. Poll“ auf der Barre an den Grund
und ging, da sie trotz‘ allen Bemühungen nicht wieder flott gemacht werden
konnte, in dem bald darauf einsetzenden schlechten Wetter total verloren.
Sf