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der Darstellung der magnetischen Eigenschaften unseres Planeten zu erstreben
haben. In neuerer Zeit wurden nach dem in dem genannten Werke gegebenen
Vorbilde von A. Erman und Petersen bearbeitet und von der Kaiserlichen
Admiralität herausgegeben „Die Grundlagen der Gaussischen Theorie
and die Erscheinungen des Erdmagnetismus im Jahre 1829“, und da-
durch ein weiterer Beitrag geliefert zur idealen Richtung in der Entwickelung
der Methoden der Darstellung der Erscheinungen des Erdmagnetismus.
Wie in so mancher Hinsicht, so auch mit Bezug auf die hier in Frage
stehenden Gesichtspunkte, bezeichnen die Arbeiten des jüngst verstorbenen
Lamont einen Wendepunkt in der Entwickelung der Wissenschaft des Erd-
magnetismus, wenn wir vorzugsweise die Methoden der Beobachtung, die dazu
verwendeten Instrumente und die Darstellung der gewonnenen Resultate ins
Auge fassen. Das erste Jahrzehnt der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts ist
für uns dadurch ganz besonders beachtenswerth geworden, dafs Lamont durch
seine ins Einzelne gehenden magnetischen Aufnahmen, zuerst in Baiern, sodann
im übrigen Deutschland, in Frankreich und Spanien, den Weg zeigten, auf
welchem man fernerhin fortzuschreiten hatte, um nicht nur ein allgemeines Bild
der Vertheilung der erdmagnetischen Kraft zu gewinnen, sondern auch um die
Einflüsse kennen zu lernen, welche auf diese Vertheilung modifizirend einwirken.
Wie umfassend und werthvoll die magnetischen Beobachtungen von Sabine,
Hansteen, Kämtz, Erman, Kupffer u. A. waren, so konnte man doch erst
von der genannten Zeit an von einer systematischen, ganze Gebiete umfassenden
magnetischen Aufnahme (magnetic survey) sprechen, und zwar schlossen sich
die Arbeiten von Sir James Ross für Gro/sbritannien und jene von Kreil in
Central-Europa zunächst der Zeit und dem Umfange nach an die Lamont’schen
an. In aufsereuropäischen Ländern folgten auf diesem Wege die Gebrüder
Schlagintweit durch ihre magnetischen Aufnahmen in Vorder-Indien und
Dr. Neumayer durch eine systematische Aufnahme der erdmagnetischen Ver-
hältnisse in Südost-Australien vor nunmehr zwanzig Jahren. Die Neuzeit hat in
dieser Richtung vieles des Vortrofflichen aufzuweisen, wie dies durch den unten
beigefügten Literatur-Nachweis beleuchtet wird.
Allein nicht nur nach der Richtung der Vervielfältigung der Beobachtungs-
stationen und der dadurch gebotenen Möglichkeit, die magnetischen Kurven-
systeme mehr ins Einzelne gehend niederzulegen, bezeichnen die Arbeiten
Lamont’s in gewissem Sinne einen Wendepunkt in der Darstellung der erd-
magnetischen Verhältnisse, es ist vielmehr auch noch ein anderer Gosichtspunkt,
der denselben eine hervorragende Stelle unter den Bestrebungen auf diesem
Gebiete anweist. Lamont gebührt auch das Verdienst, in grofsem Mafsstabe
und bei Aufnahme ganzer Ländergebiete die systematische Reduktion auf
Normalstände im strengsten Sinne durchgeführt zu haben, wodurch allein die
Vergleichbarkeit der zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Temperatur-
verhältnissen beobachteten Werthe, wie sie bei dem Kurvensystem der erd-
magnetischen Elemente selbstredend eine Grundbedingung ist, gewährleistet
wird. Heute werden bei Darstellungen der erdmagnetischen Elemente, welche
einen Anspruch auf Zuverlässigkeit erheben, nicht nur die Reduktion für täg-
liche und säkulare Variation in den einzelnen Werthen, sondern auch für
Intensitätsbeobachtungen die Reduktion auf eine Normaltemperatur als unerläfs-
lich erachtet. Dafs das Eliminiren oder Inrechnungbringen von Instrumenten-
fehlern, von Fehlern der Aufstellung an Bord (Deviation) strengstens beachtet
werden mul, bedarf wohl kaum einer weiteren Ausführung.
Einmal nun, um den in der Neuzeit ausgeführten Beobachtungen, bei
welchen die Reduktion auf Normalstände thunlichst zur Durchführung gekommen
ist, und den Einzelaufnahmen einen gröfseren Einflufs bei der Darstellung zu
sichern, sodann aber auch, und zwar in erster Linie, um den Bedürfnissen der
Navigation Rechnung zu tragen, schien es wünschenswerth, dafs die Soewarte
der grofsen und sehr ausgedehnten Arbeit, einer Sichtung und Klassificirung,
beziehungsweise einer Reduktion magnetischer Beobachtungen aller Nationen,
sich unterzöge, und auf Grund der daraus resultirenden Arbeiten Karten der
erdmagnetischen Elemente für 1880.0 konstruire,
Es mögen hier zunächst, und ehe an die Aufzählung des bei der Kon-
struktion der Karten der erdmagnetischen Elemente benutzten Materials an