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In etwa 24° S-Br und 3° O-Lg schien die polare Grenze des Passatgebietes
zu liegen. Man traf in demselben nur sehr leichte Winde, die, nachdem 20 S-Br
in 6,8° W-Lg am 22. Oktober und 10° S-Br in 23,5° W-Lg am 1. November
gekreuzt worden war, das Schiff am 7. November in 37,5° W-Lg über die Linie
führten. Die Zurücklegung der Strecke zwischen 30° S-Br und dem letzteren
Punkte hatte 28 Tage erfordert. >
Der eben südlich vom Aequator am frischesten herrschende Passat wehte
bis nach ungefähr 5° Nord in 42,5° W-Lg. Hier wurde für wenige Stunden
die Richtung des Windes unbeständig und das Wetter regnerisch; dann kam
gleich frischer NE-Passat durch, der als ein sehr kräftiger Wind bis nach
23° N-Br in 65° W-Lg, wo die polare Grenze des Passatgebietes zu liegen
schien, anhielt, Auch auf der von hier aus noch zurückzulegenden Strecke
wehten vorherrschend östliche Winde. Westwind, welcher dann auch gleich
zum heftigen Sturme zunahm, fand man erst in 38,5° N-Br uud 74° W-Lg am
29. November. Es wurde 10° N-Br in 47,8° W-Lg am 12. November, 20° N-Br
in 61,2° W-Lg am 17. November und 30° N-Br in 73,4° W-Lg am 24. November
geschnitten. Am 31. November ankerte „Kaiser“ in der Bai von New- York.
Die Reisedauer betrug 121 Tage.
5. Reise der Danziger Bark „St. Christopher“, Kapt, J. Tramborg.
Am 17. September 1879, demselben Tage an dem das nach Baltimore
bestimmte Bremer Schiff „Hansa“ in der Nähe von Fair Island stand, befand
sich die auf einer Reise nach New- York begriffene Bark „St. Christopher“ in
Sicht der Zizard-Feuer. Dieses letztere Schiff wählte zur Ausführung der Reise
die Passatroute, Bei sehr leichten veränderlichen Winden wurde also ein süd-
licher Kurs gesteuert, um das Passatgebiet zu erreichen, und nachdem 40° N-Br
in 16° W-Lg am 23. September überschritten worden war, stand die Bark am
6. Oktober in 30° N-Br und 31,3° W-Lg. Hier fand man leichten nordöstlichen
Wind, mit dem ein westlicher Kurs eingeschlagen wurde, anstatt, wie 68 ge-
rathener gewesen wäre, zunächst südlichen Kurs beizubehalten, um einen Breiten-
parallel zu erreichen, auf welchem mit einiger Sicherheit auf beständigen Passat
gerechnet werden konnte. Man fand denn auch bald wieder südlichen und
westlichen Wind, mit dem man nur sehr langsam Fortschritt machen konnte,
Auch als man endlich am 19. Oktober in 22,5° N-Br und 45° W-Lg den Passat
angetroffen hatte, erwies sich derselbe so flau und unbeständig, dafs die Reise
nur wenig dadurch gefördert wurde, obgleich die Windrichtung auch jenseits
der Passatgrenze, als welche man 22° N-Br in 63° W-Lg annehmen mulfs, vor-
herrschend östlich blieb. Der Wind erreichte während der ganzen Reise nur
in wenigen Wachen die Stärke 5. Die niedrigste Breite, welche berührt wurde,
war 20,2° N-Br in 51° W-Lg. Es wurde 30° W-Lg in 30,5° N-Br am 5. Oktober,
50° W-Lg in 20,5 N-Br am 22. Oktober und 70° W-Lg in 26,5° N-Br am
3. November, und der Parallel von 30° Nord in 73,8° W-Lg am 7. November
überschritten. Am 12. November ankerte „St. Christopher“ in der Nähe von
Sandy Hook, nach 56tägiger Reise vom Kanale ab. Der Mitsegler „Hansa“
erreichte die Chesapeake-Bai am 2. November. Die Erfahrungen auf der Reise
des „St. Christopher“ zeigen von Neuem, dafs sich für eine Reise nach Nord-
Amerika im Herbst die Passatroute nicht empfiehlt.
Am 8. Dezember trat der „St. Christopher“ die Rückreise nach Hamburg
an, Während der drei ersten Tage herrschte mäfsiger Ostwind, dann kam
westlicher Wind durch, der nun fast ununterbrochen auf der ganzen Reise
herrschte. Mit Ausnahme eines heftigen Sturmes, welcher am 21. Dezember in
42,5° N-Br und 40° W-Lg aus SW begann und bei einem geringsten Luftdruck
von 758 mm nach West ausschofs, wurden Winde von großer Stärke nicht an-
getroffen. Es wurde 70° W-Lg in 38,3° N-Br am 11. Dezember, 50° W-Lg in
39,5° N-Br am 17, Dezember und 30° W-Lg in 46° N-Br am 25. Dezember
überschritten. Am 31. Dezember, nach 23tägiger Reise, erreichte die Bark die
Mündung des Kanals.