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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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auch wehten an manchen Tagen östliche Winde. Besonders wurde man auf dem 
letzten Theile der Reise, vom Rande der Aufsengründe bis in den Kanal, durch 
Ostwind noch 6 Tage lang aufgehalten. Durch Stürme wurde die Reise nicht 
beunruhigt. Man schnitt 70° W-Lg in 32,5° N-Br am 25. Dezember; 50° W-Lg 
in 36,5° N-Br am 2. Januar 1880 und 30° W-Lg in 42,4° N-Br am 9. Januar 
1880. Am 23, Januar, nach 39tägiger Reise, befand „Friedrich“ sich in der 
Nähe von Lizard.. 
3. Reise der Stettiner Bark „Claudia“, Kapt. R. Dinse. 
Am 18. September 1877 überschritt die auf einer Reise von Bristol nach 
Wilmington begriffene Bark „Claudia“ den Parallel von 50° Nord. Von kräftigem 
Ostwinde begünstigt verlief die Reise von hier aus zunächst in sehr befriedigen- 
der Weise. Südlich von 34° N-Br, wo man auf baldiges Einsetzen des Passats 
hätte hoffen können, traten indessen südliche und westliche Winde auf, die 
längere Zeit anhielten, wodurch die Reise‘ bedeutend verzögert wurde. Auch 
der Ostwind, welcher in 26,5° N-Br und 40° W-Lg angetroffen wurde, war nur 
von geringer Dauer, und traf man in der That während der ganzen Ueberfahrt 
keinen beständigen Passat an. KEs herrschten im Herbste d. J. in den mittleren 
Breiten des Atlantischen Oceans wiederholt orkanartige Stürme, und der niedrige 
Barometerstand, mit welchem sie auftraten, machte seinen Einflufs bis weit in 
das Gebiet des Passats fühlbar, indem dort statt der östlichen westliche Winde 
auftraten. „Claudia“ hatte beständig rechtsdrehend umlaufende Winde. Krst 
im Westen von 50° W-Lg kamen dieselben vorwiegend aus östlicher Richtung, 
doch war auch hier von einem beständigen Passat wenig zu spüren. Da die 
Bark indessen auf ihrer Route weder von stürmischem Wetter noch von Wind- 
stillen belästigt wurde, so konnte immerhin noch ziemlich befriedigender Fort- 
gang erzielt werden. Die Fahrt ‚verlief in der Weise, dafs 40° N-Br in 18,7° 
W-Lg am 22, September und 30° N-Br in 31° W-Lg am 28, September gekreuzt 
wurde; ferner wurde der Meridian von 30° West in 30,8° N-Br am 28. Sep- 
tember, der von 50° West in 23° N-Br am 11. Oktober, der von 60° West 
in 23,2° N-Br am 15, Oktober und der von 70° West in 25° N-Br am 19. Ok- 
tober überschritten. Am 23. Oktober kreuzte man in 74,5° W-Lg wieder den 
Parallel von 30° Nord und erreichte am 28. Oktober den Bestimmungshafen. 
Die Reisedauer betrug 40 Tage. 
Am 27. Dezember trat die Bark die Rückreise nach Amsterdam an. 
Dieselbe wurde zurückgelegt, ohne dafs sich während derselben Erwähnens- 
werthes ereignete. Die Winde waren vorherrschend westlich, die Unter- 
brechungen durch östliche Winde immer nur von kurzer Dauer, und obgleich 
Stürme, - der Jahreszeit angemessen, angetroffen wurden, so waren dieselben 
doch nicht von besonderer Heftigkeit. Man schnitt 70° W-Lg in 33,5° N-Br 
am 31. Dezember, 50° W-Lg in 37,8° N-Br am 8. Januar 1878 und 30° W-Lg 
in 44,8° N-Br am 17. Januar. Am 23. Januar, nach 27tägiger Reise, wurde 
die Länge von Lizard passirt. 
Am 17. März 1878 stand die nun nach Philadelphia bestimmte Bark 
wieder in der Nähe der Scilly-Inseln. Bei veränderlichen, jedoch vorherrschend 
aus östlicher Richtung wehenden Winden verlief die Reise von hier aus zuerst 
in. sehr befriedigender Weise. Als man aber am 31. März nach 47° W-Lg in 
39° N-Br gekommen war, lief der Wind westlich, und „Claudia“ wurde dann 
in dem für westwärts bestimmte Schiffe überhaupt sehr schwierigen Gebiete des 
Golfstromes, welches jetzt betreten wurde, durch Gegenwind und Strömung für 
längere Zeit festgehalten. Innerhalb 5 Tagen wurde die Bark durch den Strom 
4 Grade nach Osten vertrieben, und in 8 Ktmalen konnten zusammen nur 66 Sm 
nach südwestlicher Richtung hin gut gemacht werden. Durch wiederholt auf- 
tretende, wenn auch nicht lange anhaltende Stürme verlor das Schiff dabei 
auch einen grofsen Theil seiner. Segel, 
Am 8. April, an welchem Tage man noch in 40° N-Br und 48,5° W-Lg 
stand, entschlofs sich Kapt. Dinse nach Süden hin abzuhalten, um dort günstigere 
Gelegenheit aufzusuchen. Doch ging man nicht weiter als bis 32,5° N-Br und 
traf auch hier, anstatt der erhofften Ostwinde, fast nur westliche Winde. 
Ann. d, Hydr., 1880, Heft YI (Juni).
	        
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