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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

-n8 
. 
be 
„Nachdem erwiesen ist: 
dafs die atmosphärischen ‚Störungen über dem Ocean in derselben Weise 
ostwärts fortschreiten, wie über den angrenzenden Kontinenten; 
dafs gewifs eine bedeutende Anzahl (61 0/o) der Störungen, welchen wir 
auf dem Atlantischen Ocean begegnen, von Westen dorthin gelangt sind, die 
einen durch die Vereinigten Staaten. und Canada, die anderen aus weiter nördlich 
oder südlich gelegenen Regionen, indessen auch 
dafs gleichzeitig eine durchaus nicht zu vernachlässigende Anzahl von 
Störungen (390/o) auf dem Atlantischen Ocean selbst durch Spaltung oder 
spontane Ausbildung entsteht; ; 
dafs nur die Hälfte der auf dem Oceam beobachteten Störungen nach 
Europa gelangt; 
dafs die Fortpflanzungsrichtung der Störungen in Amerika und die Eigen- 
schaften, welche sie dort zeigen, kein Material für ernstliche Schlufsfolgerungen 
über ihre weitere Bahn auf dem Atlantischen Ocean und die Eigenschaften, die 
sie dort entwickeln, darzubieten vermögen; V 
dafs auch durch Kombination der amerikanischen Beobachtungen mit den 
europäischen man keine zuverlässige Auskunft gewinnen kann über das, was auf 
dem Atlantischen Ocean vor sich geht oder geschehen wird; 
ergiebt sich als nothwendiges Resultat: 
dafs man, um sich. in Europa thunlichst gegen die Ueberraschungen 
zu schützen, .die vom Atlantischen Ocean kommen, suchen mufs, sich die 
nöthigen Aufklärungen über die augenblicklichen Witterungszustände auf diesem 
Meere zu verschaffen, uud diese Auskünfte mit Nachrichten aus Amerika 
kombiniren mufs, mit anderen Worten: man mufs suchen, für den Atlanti- 
sachen Ocean einen regelmäfsigen, auf den thatsächlichen Zuständen 
begründeten Witterungsdienst einzurichten. . 
Auf den ersten Blick erscheint dieses freilich als eine Unmöglichkeit, 
aber ich bin fest überzeugt, dafs das Unternehmen nicht allein möglich ist, 
sondern sich durch Mittel erreichen läfst, welche mir. keineswegs aulser Ver- 
hältnifs mit den zu erreichenden Vortheilen zu stehen scheinen, Wenn man die 
meteorologischen Stationen der Faröer, Islands und Südgrönlands, 
sowie der Azoren, in telegraphische Verbindung mit Kuropa setzt, 
und gleichzeitig die Bermuden mit Nordamerika, so wird es möglich 
sein, nach den Mittheilungen von diesen Punkten und jenen von Westeuropa 
und dem östlichen Nordamerika tägliche synoptische Karten zu entwerfen, 
welche die Witterungszustände auf dem Nordatlantischen Ocean 
darstellen. In der Mehrzahl der Fälle ‚würde diese Darstellung mit hin- 
reichender Sicherheit die Vertheilung des Luftdrucks auf dem Ocean in ihren 
Hauptzügen erkennen lassen, jedenfalls würde sie dieses thun, wenn eine 
atmosphärische Störung von einiger Bedeutung sich Europa nähert. 
Um diese Arbeit auszuführen, wird nicht etwa eine besondere Divinations- 
gabe erforderlich sein; ebensowenig wäre das Unternehmen auf eine Theorie 
gegründet, welche mehr oder minder Zweifeln unterworfen wäre; der einzige 
Stützpunkt wäre eine empirische Verknüpfung des Materials, welches man that- 
sächlich in jedem einzelnen Fall unter den Händen hat. Alles, was nöthig sein 
wird, ist also ein gründliches Studium der Formen, welche der Witterungs- 
zustand auf dem Atlantischen Ocean annimmt, und der Art, in welcher die 
Veränderungen derselben gewöhnlich vor sich gehen, genaue Kenninifs dessen, 
wie sich die lokalen Verhältnisse der Stationen unter bestimmten Bedingungen 
gestalten, und Uebung in der Praxis des Systems. Die Mehrzahl der Meteoro- 
En wird ohne allzuviel Mühe diesen Forderungen des Programms genügen 
OnNnen. 
Dals es möglich ist, Beobachtungen von so weit von einander entfernten 
Punkten, wie Island und die Azoren (etwa 2700 km), Irland und Neufundland 
(etwa 3000 km), zur Beurtheilung dessen, was im Zwischenraume vorgeht, zu 
verwenden, : hängt natürlich von den besonderen Verhältnissen der Atmosphäre 
über dem Atlantischen Ocean ab; diese Verhältnisse haben allmählich meine 
Aufmerksamkeit erweckt, während ich die „täglichen synoptischen Karten“ aus- 
arbeitete, und wenngleich es schwierig ist, eine erschöpfende Darstellung der
	        
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