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dreht. In diesem Augenblick drückt man den Bremshebel wieder in die Stellung
d der Figur und liest dann am Zähler ab. Dieses Stoppen mittelst des Hebels
bewirkt ein allmähliches Spanuen des Drahtes. Man darf den Draht nicht
bis auf den Tamp auslaufen lassen, bevor man stoppt, sonst bricht derselbe.
Nach dem Stoppen setzt man die Händel ein und windet den Draht auf, mit
dem Bremshebel in der Stellung e, bis der Ring des Drahtes auf die Trommel
kommt. Eine weitere Umdrehung bringt dann die Messinghülse in die erforder-
liche Lage. Dann läfst man den Bremshebel nieder in die Stellung d der
Figur und nimmt die Glasröhre aus der Hülse. Um die gelothete Tiefe zu er-
halten, legt man die Glasröhre so an den Mafsstab an, dafs ihr geschlossenes
Ende die oben am Mafsstab befindliche Messingplatte berührt und liest diejenige
Faden- resp. Meterzahl ab, welche mit der untersten Spitze des rothen Belags
der Röhre abschneidet,
Diese Ablesung giebt die Tiefe hinreichend genau, wenn das Barometer
zwischen 730 und 750mm steht.
Steht das Barometer auf 755,6mm, so addire man 1 Faden bei 40 Faden
» 2 » » 762,0 » ” „ 1 » » 30
% ® » » 114,7 „ m ” „1 »„ 20
” ” Ka „ 4% »„ 5
”
Zwei Leute reichen im Allgemeinen aus, die Maschine zu bedienen,
gleichviel welche Fahrt das Schiff macht. Das Loth erreicht, von dem Augen-
blick an gerechnet, wo man es fallen läfst, in !/4 bis 1 Minute den Grund und
kann von zwei Mann in 1 bis 4 Minuten wieder heraufgewunden werden, wenn
die Tiefe zwischen 50 und 150m beträgt. Ein Mann allein kann den Draht
einwinden, selbst wenn das Schiff die gröfste Fahrt läuft; mit zwei Mann ge-
schieht dies aber schneller und gleichmäfsiger. Will man alle 6 oder 8 Minuten
lothen, so müssen 3 bis 4 Mann sich regelmäfsig ablösen. Zwei Leute allein
aber können leicht alle Viertelstunden eine Lothung vornehmen.
Es soll nach Angabe des Erfinders nicht nothwendig sein, bei jeder
Lothung eine Glasröhre zu verwenden, sondern genügen, nur die ersten
Lothungen mit Glasröhren vorzunehmen, für die nächsten aber die Angaben
des Zählers zu benutzen und nur von Zeit zu Zeit eine Glasröhre behufs
Kontrole zu verwenden, Der Zähler giebt nämlich die ungefähre Faden- (Meter-)
Zahl des abgelaufenen Drahtes. Zwei Umdrehungen der Trommel entsprechen
ungefähr 1 Faden (1,8m), doch differirt dies etwas im Verhältnifs zu dem auf
der Trommel befindlichen Drahte. Es ist daher an die Ablesung des Zählers
eine Korrektion anzubringen, welche sich ergiebt aus der Messung des Um-
fanges der Trommel, wenn das Loth auf dem Grunde ist, und des Umfanges
derselben, wenn der Draht wicder aufgewunden ist. Diese Korrektion kann für
beliebig viele Umfänge vorher ermittelt werden. Die Länge des abgelaufenen
Drahtes ist aber noch nicht das Mal der gelotheten Tiefe und hängt bekannt-
lich von der Fahrgeschwindigkeit des Schiffes, der Tiefo und dem Zustand der
See ab, zu welchen Faktoren bei Anwendung der Thomson’schen Maschine
noch die angewandte Bremskraft hinzutritt. Doch läfst sich aus der, vorher
mittelst Glasröhren gefundenen Tiefe, der bei derselben Lothung abgelaufenen
Drahtlänge und der zuletzt abgelaufenen Drahtlänge, die dieser entsprechende
Tiefe annähernd bestimmen, vorausgesetzt, dafs sich inzwischen Fahrtgeschwindig-
keit des Schiffes, Zustand der See etc. nicht erheblich geändert haben. Es sei
z. B. die Tiefe, welche die Glasröhre gab = 60m, die bei dieser Lothung ab-
gelaufene Drahtlänge — 100m und die bei der neuen Lothung abgelaufene
Drahtlänge — 120m, so ist die zuleizt gelothete Tiefe = 60 120 An = 72m.
Die in dieser Weise in der Kaiserlichen Marine angestellten Versuche
haben aber ein völlig befriedigendes Resultat bisher nicht ergeben.
‚Zu bemerken ist noch, dafs man die auf kleinen Tiefen benutzten Glas-
röhren nochmals und event. mehrere Male auf gröfseren Tiefen benutzen kann,
sofern die betreffende Röhre nach der Lothung sorgsam getrocknet worden ist.
Eine in dieser Weise vorgenommene Lothung würde nur dann kein Vertrauen
verdienen, wenn der Belag nach der Lothung nicht höher hinauf seine Farbe
geändert hätte, denn in diesem Falle wäre die Tiefe gleich oder geringer