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Kleine hydrographische Notizen.”
1. Beschreibung des Hafens auf der Insel Orchila. Karaibisches
Meer. Kapt. Foulke, welcher mehrere Jahre auf der Insel Oreläle gelebt hat,
hat über diese und den daselbst befindlichen Hafen in der „Hydrographic
Notice“ No. 55, Washington 1879, Nachstehendes berichtet:
„Wenn man sich von Osten der Insel Orchila nähert, mul man den Berg
Walker, am Westende der Insel, in WzS bringen und darauf zusteuern, bis die
Sandhügel auf NO-Key recht voraus in Sicht kommen. In dieser Richtung
kann man sich der Küste bis auf !/s Sm Abstand nähern, und mufs dann nörd-
lich und westwärts längs der Insel um das NW-Ende von NO-Key steuern, von
welchem man jedoch wenigstens 183m abbleiben mufs. Von hier steuere man
nach dem Ankerplatz auf dem Ballast Grownd, nahe der grofsen Tome,
welche ungefähr 137m in WSW von der ersten Landspitze südlich der Häuser
liegt. Ein Schiff, welches keinen Ballast zu entlöschen hat, kann nahe bei
einer Tonne aukern, welche ungefähr 137m vom Ufer, zwischen den Landungs-
brücken, liegt.
Wenn der Wind beim Umsteuern des NW-Endes von NO-Key schral ist,
mufßs man, sobald als möglich, südlich halten und kann dabei soweit gehen, als
das dunkel gefärbte Wasser in der Nähe der Riffe reicht, und dort so viele
Schläge als nothwendig machen, um den Ankerplatz zu erreichen.
Der Ankerplatz ist sehr geräumig; auch sind daselbst, außer den auf
den Karten angegebenen Untiefen, keine weiteren Untiefen vorhanden.
Das an der Südseite der Insel, 1 Sm von ihrem Westende entfernt
stehende Gebäude des Gouverneurs liegt, nach der Angabe des Commander
George P. Ryan, in 11° 48‘ 23” N-Br und 66° 12‘ 39“ W-Lg.
Zu der Orchila-Insel gehören noch folgende kleinere Inseln: Mosquito
Key, NO-Key, Storm Key, Salt Key, Water Key, Sand Key, Stone Key und
Lone Rock oder Farallon.“
2. Die Barre von Port Natal ist nach einem Bericht des Kaiserlich
Deutschen Konsuls Monhaupt zu d’Urban, Port Natal, während der gröfseren
Hälfte des Jahres 1879 sehr gut gewesen, indem die durchschnittliche Hoch-
wassertiefe 4m (13’) betrug; infolge dessen konnte in den meisten Fällen von
der Benutzung der Aufsenrhede behufs Leichterns von Seiten der einkommenden
Schiffe Abstand genommen und dadurch bedeutend an Kosten erspart werden.
3. Wanchau (Wenchau) an der Ostküste von China.®). (D. S.)
Ueber den Hafen Wenchau macht Kapitän Le Moult, der mit der Hamburger
Bark „Hans“ als dem ersten europäischen Segelschiffe diesen Platz im November
1878 besuchte, die folgenden Bemerkungen,
„Es sind über das Revier von Wenchau verschiedene Karten veröffent-
licht worden, von denen die bei Weitem beste die nach den Vermessungen
S. M. Känonenboot „Cyclop“ angefertigte ist; doch ist auch diese jetzt nicht
mehr ganz zuverlässig, denn die Lage der Sand- und Schlammbänke im Revier
verändert. sich Jahr für Jahr. Nach Aussage des Lotsen Sandstaed und des
Herrn Ellshout, Hafenmeisterassistenten in Jar Point (Low Anchorage) ver-
legen sich die Bänke nach jedem Sturme und nach jedem aufsergewöhnlich
starken Regenfall. Viele Bänke bestehen aus Saugsand. Vor 5 Monaten
gerieth ein Hulk, welcher von einem Dampfer das Revier. hinuntergeschleppt
wurde, unweit Big Island auf eine solche Saugsand-Bank, auf der zur Zeit 3,61
Wasser stand, und blieb sitzen; nach 3 Wochen war der Hulk vollständig unter
Sand und Schlamm versunken. Schon in den 3 Wochen, welche wir in Wenchawu
zubrachten, konnte ich bemerken, dafs einige Bänke gröfser, andere kleiner
wurden,
Der Strom erreichte im Revier oft eine Geschwindigkeit von 4,5 Ku.
Herr Ellshout fand nach zweijährigen Beobachtungen die mittlere Hochwasser-
zeit bei Voll- und Neumond bei Jar Point zu 9% 35". Die gröfste Fluthhöhe,
1) Die mit (D. S.) bezeichneten Notizen sind von der Deutschen Seewarte eingesendet,
A. d. R.
?) S. „West India Pilot“, Vol. I, London, 1872, pag. 142.
3) Ein ausführlicher Bericht über Wenchaw nebst einer Karte des Reviers findet sich in den
„Ann. d. Hyvdr. etc.“ 1878, Seite 50 ££