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Bei der Umsegelung des Kap’s der Guten Hoffnung wurde man durch
Stürme richt belästigt; auch die Richtung der hier angetroffenen Winde war
eine ziemlich günstige. Von der Agulhas-Strömung wurde die Bark an einem
Tage 80 Sm nach Südwesten versetzt. Unter diesen Umständen konnte man
das Kap in verhältnifsmäfsig kurzer Zeit umsegeln. Am 8. Oktober wurde bei
frischem Ostwinde der Meridian der Kapstadt passirt und am 11. Oktober stand
„Fulda“ in 10° O-Lg wieder auf dem Parallel von 30° S. Es waren 15 Tage
südlich von demselben zugebracht worden.
Zwischen 30° und 28° S-Br wurde die Bark durch leisen östlichen Zug
and Windstille einige Tage aufgehalten. Später traf man frischen Westwind an,
der aus nördlicher Richtung begann, allmählich raumer lief und schliefslich durch
S drehend und ohne an Stärke abzunehmen, in den Südostpassat überging. In
der Nähe von 25° S-Br in 6° O-Lg schien die polare Grenze des letzteren zu
liegen. Der später durchgehends nur sehr leichte Passat begleitete ‚‚Fulda‘“
dann ganz bis zur Linie. Man erreichte sie, nachdem 20° S-Br in 0,5° W-Lg
am 21. Oktober und 10° S-Br in 13° W-Lg am 31. Oktober überschritten wor-
den war, am 8. November in 21° W-Lg.
Auf nördlicher Breite wurde „Fulda“ bis nach 4° N-Br in 23,7° W-Lg
vom Südostpassate begleitet; später trat östliche Mallung auf, mit der indessen
auch noch ein einigermafßsen zufriedenstellender Fortgang zu erzielen war.
Windstille wurde gar nicht angetroffen. Am 14. November gelangte man
in 7° N-Br und 24,8° W-Ly zum Nordostpassat; im Gebiet desselben wurde
nur bis nach etwa 18,5° N-Br in 33° W-Lg beständige, mäfsige Briese, nörd-
lich davon aber so hoch nördliche Winde angetroffen, dafs wiederholt gewendet
und über St. B-Bug gesegelt werden mufste. Leichte umlaufende südöstliche
and nördliche Winde herrschten zwischen 22° und 30° N-Br, und als man nach
33° N-Br in 36° W-Lg gekommen war, setzte dort heftiger Nordwestwind ein.
Als bei diesem Winde nach Nordosten gesegelt wurde, nahm der Luftdruck
beständig ab, bis er am 9. Dezember in 34,4° N-Br und 33° W-Lg mit 750,7 um
seinen niedrigsten Stand erreichte. Auch diese Verhältnisse gehörten jener so
stationären Depression an, welche im Spätherbste 1879, durch die von ihr
hervrorgerufenen Ostwinde, die Heimreisen der Schiffe „‚Rossini“, „Mercur‘“ und
„Agnes“ so ungebührlich verzögerte, hingegen die Reise des „Amaranth“ über
den Ocean nach Westen hin so begünstigte.
Am 11. Dezember erhielt „Fulda“ in 37° N-Br und 31° W-Lg stürmischen
Nordwind. Wenige Stunden vorher hatte ganz leiser, veränderlicher Zug ge-
herrscht, als plötzlich in heftigen Böen, begleitet von gewitterhaften KErschei-
nungen, der Wind aus N durchkam. Am 12. Dezember wehte Sturm aus NE;
etwa 24 Stunden später, als dieser bei „Fulda“ in 37° N-Br und 31° W-Lg
seine gröfste Heoftigkeit erreichte, beobachtete „Agnes“, welche in östlicherer
Länge als „Fulda“ die Strecke zwischen 20° und 30° N-Br bei frischem, be-
ständigem Westwinde zurückgelegt hatte, in 34,5° N-Br und 24,5° W-Lg hef-
tigen Südoststurm. Bei vorherrschend südöstlichem Winde, während dessen
Dauer der beständig zunehmende Luftdruck bis auf 772,3mm stieg, legte „Fulda“
fast den ganzen noch übrigen Theil der Reise zurück. Erst am 21. Dezember,
den Tag bevor man Land ansegelte, drehte der Wind durch S nach W. Man
hatte 10° N-Br in 26,5° W-Lg am 16. November, 20° N-Br in 36° W-Lg am
24. November, 30° N-Br in 36,1° W-Lg am 5. Dezember und 40° N-Br in
31,5° W-Lg am 13. Dezember geschnitten. Am 7. Dezember, in 33,5° N-Br
and 35,5° W-Lg, hatte Kapt. Basson das Glück, 5 Schiffbrüchige, die zu dem
gesunkenen englischen Dampfer „Borussia“ gehörten, und welche seit dem
2. Dezember im offenen Boote auf dem Meere umhergetrieben hatten, zu retten.
Am 24. Dezember ankerte „Fulda“ auf der Mersey. Die Reisedauer von Hafen
U n betrug 149 Tage, von der Sunda-Strafse bis zum St. Georgs-Kanal
age.