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läfst. Auch machte sich in der Rotti-Strafse ein stündlich beinahe 3 Sm nach
Westen setzender Strom geltend, welcher in der erwähnten Karte weder ein-
gezeichnet, noch unter den Bemerkungen auf derselben eine Erwähnung findet.
Jedenfalls ist jedes Schiff, gleichviel ob es unter Dampf oder unter Segel ist,
dringend davor zu warnen, zwischen jenen Inseln von der Dunkelheit sich
überraschen zu lassen; man ankere vielmehr rechtzeitig unter der Küste und
warte den Tag ab.
Hat man, von Osten kommend, die Absicht Koepang anzulaufen, und ist
es zu spät geworden, um noch bei Tage durch die Strafse zu kommen, so gehe
man um den Süden Rotti’s, den Westen und Norden Semao’s und steuere dann,
weil das in der Karte eingetragene Leuchtfeuer!) vorläufig noch nicht brennt,
arst mit Tagesanbruch auf die Rhede von Koepang. Bei Annäherung an die
Stadt bringe man (ebenso hat man, von Westen kommend, zu verfahren) das
Fort Concordia resp. dessen Flaggenmast in SzO und ankere in dieser Peilung,
30 wie 35m gelothet sind. Man liegt daun etwa !/a Sm vom Lande ab gerade
vor dem Landungsplatze. Diese Ankerpeilung ist auch den durch die Semao-
Strafse auf die Rhede kommenden Schiffen zu empfehlen.
Koepang wird jetzt monatlich ein Mal regelmäfsig durch einen Dampfer
der „Niederländisch-Indischen Dampfer-Gesellschaft“ besucht, welche den Ver-
kehr zwischen allen namhafteren Plätzen der Niederländisch-Indischen Besitzungen
vermitteln. Diese bringen auch die wenigen Produkte an Kaffee und Reis der
Zwar sehr fruchtbaren, aber bis jetzt unkultivirten Insel und das von der Insel
Sumba nach Koepang gebrachte werthvolle Sandelholz nach Soerabaya.
Irgend welche Schiffsbedürfnisse oder Dauer-Proviantartikel, ungereinigtes
Baumöl ausgenommen, fehlen hier gänzlich; dagegen giebt es gute, aber nur
lebend zu kaufende junge Büffelrinder, gute Früchte und Geflügel mannigfachster
Art. Eine Bäckerei fehlt, da nur die wenigen dort lebenden Holländer Brod
essen, welches sich jede Familie selbst bereitet oder mehrere zusammen selbst
backen. Gutes Wasser, welches, ehe es zum Trinken verausgabt wird, filtrirt
werden sollte, kann bequem mit Booten aus dem kleinen, beim Fort mündenden
Bergflüfschen geholt werden und wird am besten hinter der zweiten, über das-
selbe führenden Brücke aus den dort mündenden Wasserleitungs-Rinnen ein-
genommen.
Die Mündung des Koepang-Flülschens wird von See aus durch den un-
mittelbar rechts daneben auf einem felsigen Vorsprung des Concordia - Forts
stehenden weifsen Flaggenmast markirt, und können vom Ankerplatz kommende
Boote am bequemsten an dem rechten flachen und sandigen Ufer der Flufs-
mündung landen,“
4. Reise von Koepang bis Soerabaya im Dezember 1879 und Bemerkungen
über Soerabaya.
Am 26. Dezember 1879 trat „Albatross“ von Koepang aus die Weiter-
reise an, zunächst durch die Fl/ores-See bis zur Baly- Straße, welche am
30. Dezember passirt wurde. Bis zum 29. Dezember, querab von der Allas-
Strafse, setzte der Strom schwach nach Westen, von da ab bis durch die Baly-
Strafse und in die Madura-Strafse hinein im Mittel 20 Sm östlich bezw. nord-
östlich, bei der nur kaum 1 Sm breiten Nordeinfahrt der Baly - Strafse sogar
nach Norden, und zwar sehr stark, so’ dafs er trotz des nördlichen Windes
mehreren von Norden kommenden, vor der Strafse befindlichen Segelschiffen
das Einsegeln sehr erschwerte. „Solche Schiffe, welche diese Stralßse zu passiren
baben, nehmen sich deshalb wegen der Schwierigkeiten, welche der Strom hier
den Nicht-Ortskundigen bereitet, stets Lotsen, welche, von Süden kommend,
bei Banjoewang, von Norden kommend, bei dem gerade vor der Strafse liegenden
mit einem Leuchtthurm versehenen Inselchen Duiven zu haben sind. In dieser
von Schiffen sehr besuchten Strafe thut man beim Begegnen anderer Schiffe gut,
denselben so weit wie möglich aus dem Wege zu gehen und dabei aufserdem
auf die starken Stromwirbel Acht zu geben, weil die in diese hinein georathenden
Schiffe sofort aus dem Ruder laufen und in unberechenbarer Weise aus dem
Kurse gebracht werden, Nach Passiren der Madura-Straßfse ankerte „Albatross“
') Vgl. „Verz, d. Leuchtf, aller Meere“, Theil III, 1878, ad Tit. X, No. 538.