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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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4. Reise von Cooktown durch die Torres-Strafse nach Koepang auf Timor 
im Dezember 1879. 
Am 9. Dezember 1879 verliels „Albatross“ die Rhede von Cooktown und 
gelangte, stets sich dicht an der Küste haltend, am 13. Dezember Morgens in 
die Torres-Strafßse und passirte dieselbe bis 2" p. m. durch den Prince of Wales- 
Kanal. Von der Booby-Insel (am westlichen Eingange der Torres-Strafse) aus 
verfolgte das Kanonenboot den direkten Kurs bis Koepang, also fast genau 
West und immer südlich von 10° S-Br, auf welchem nach Angabe der Wind- 
karten im Dezember als bestimmt südliche und östliche Winde herrschen sollen. 
Gleichwohl fand „Albatross“ auf der ganzen fast 10tägigen Route in der Arafura-See 
bis Timor nur völlige Windstille und anstatt der, nach den Stromkarten täglich 
bis 40 Sm setzenden starken westlichen Strömung, bis zum 17. Dezember (in 
10° 27‘ S-Br und 134° 20‘ O-Lg) nur schwache östliche und von da ab bis 
Timor gar keine Stromversetzung. „Man dürfte somit“, — meint Kapitän 
Mensing I., — „zu der Annahme berechtigt sein, dals im Dezember in der 
Arafura-See nur Stillen herrschen und dafs dort auch dann die starke, sonst 
südlich von dem Parallel von 10° Süd laufende Westströmung gänzlich aufhört.“ 
Am 22. Dezember passirte „Albatross“ die in die Koepang-Bucht führende 
Semao-Strafse zwischen der Insel Semao und dem gegenüberliegenden Küsten- 
striche von Timor und ankerte vor dem Orte Koepang, die Flaggenstange des 
alten Forts Concordia in Süd peilend, in 0,5 Sm Abstand von demselben, auf 
34m Wasser, mit B. B.-Anker und 50m Kette. 
5. Bemerkungen über die Navigirung innerhalb des Barrier-Riffes, 
„Nach meiner durch eigene Erfahrung gewonnenen Ueberzeugung ist die 
Navigirung durch das Gewirr von Inseln, Riffen und Bänken jener Gewässer 
in der Praxis nicht so schwierig, als man denken sollte. Die erste und un- 
erläfslichste Bedingung ist freilich unausgesetzte Aufmerksamkeit und stetige 
Controle des Schiffskurses durch Landobjekte, an denen es übrigens niemals 
mangelt, Hierzu gehört natürlich, dafs man klares und sichtiges Wetter hat, 
wie dies an der australischen Küste fast immer der Fall ist. 
Nach Einbruch der Dunkelheit aber, bei regnerischem Wetter oder bei 
ungünstiger Beleuchtung in engen Passagen, ist es jedem Seemanne, der in 
diesen Gewässern nicht heimisch ist, dringend anzurathen, sofort zu ankern; 
auch ist nirgend die Wassertiefe so grofs, dafs letzteres nicht ohne besondere 
Schwierigkeiten geschehen könnte. 
Die Specialkarten, nach denen man navigirt, sind, mit Ausnahme der auf 
Tit. XII, No. 283, Br. A. K. No. 347, verzeichneten Cumberland- und Beverly-Gruppe 
von gröfster Zuverlässigkeit. Für die Beleuchtung der Fahrwasser ist hinreichend 
Sorge getragen, zumal da, abgesehen von den mit den Verhältnissen der Fahr- 
wasser genau bekannten, regelmäfsig Tag und Nacht durchfahrenden Küsten- 
und Post-Dampfern, die meisten Schiffe die Nacht in der Regel nicht zum 
Fahren benutzen. 
Die Navigirung wird übrigens schwieriger, je mehr man nordwärts ge- 
langt, jedoch ist hier, wo das Fahrwasser durch kleine niedrige Inseln, Riffe 
und Sandbänke immermehr eingeengt wird, für die Kennzeichnung desselben, 
durch sachgemäfse Betonnung und Aufstellung grofser Baken, Sorge getragen. 
Die Strömung wurde während der ganzen Reise sorgfältig beobachtet 
und nicht so stark gefunden, als sie die Karten verzeichnen. Dieselbe ist 
übrigens auch, da man stets Landobjekte vor Augen hat, durch Peilungen leicht 
zu kontroliren. — Io dem südlichen Theile der Korallensee machte sich der 
Einfluls von Ebbe und Fluth mehr geltend, als in dem nördlichen, in welchem 
eine konstante westliche Strömung das Kanonenboot begleitete. Besonders stark 
war dieselbe am Vormittag des 13. Dezember, indem sie das Schiff vor und im 
Prince of Wales-Kanal mit einer Geschwindigkeit bis zu 3 Sm die Stunde west- 
lich versetzte. 
Die Gewässer der Korallensee sind nicht durchsichtig, wie man es 
nach ihrer Bodenbeschaffenheit und Wassertiefe vermuthen sollte. Die Farbe 
ist im Allgemeinen grün, bald heller, bald dunkler; vom Mittag des 3. Dezember 
bis Morgen des 4. Dezember und am Vormittag des 13. Dezember zeigte das
	        
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