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Massen warmen „Wassers, welche die grofsen sibirischen Ströme im Sommer
in das Meer führen und eines schmalen, warmen, östlich setzenden Salzwasser-
olerfächenstromes, so dafs — wie Nordenskiöld bemerkt‘ -— die stbirische
Nordküste im Spätsommer nicht mehr vom Eise beschweıt ist, als das Weifse
Meer im Hochsommer.
Die Insel Semenowskij, die westlichste der Neu-Sibirischen Inseln, ist eine
kleine Felseninsel von 3—4 Sın Umfang und besteht aus Kalkstein; ihre Nord-
seite fällt senkrecht ab, die Südseite verflacht sich allmählich bis zu einer von
NW-—SO sich 3—4 Sm erstreckenden Sandbank, ” Diese Insel gehört zu den»
jenigen, welche die Norweger „ Vogelberg“ nennen wegen der ungeheuren Menge
von Seevögeln, welche in den von dem Froste gebildeten Rissen und Höhlungen
der Feisen ihre Wohnplätze haben.
Die Insel Stolbowoi (Pfeiler-I.) besteht aus einer Reihe von Hügeln mit
4 bis 5 dazwischen liegenden Thälern; nach Süden zu fallen sie allmählich,
nach Norden zu steil ab; das Nordende der Insel wird von einem Absturz
aus Sandstein gebildet, dessen Schichten 45° gegen den Horizont geneigt und
so scharf von einander getrennt sind, dafs man dieselben schon von grofser
Entfernung aus erkennen kann. In seinem unteren Theil ist dieser Absturz so
ausgehöhlt, dafs er wie ein grofser Bogen über das darunter befindliche Meer
herabzuhängen scheint.
Die Insel Ljachow (Ljachowskije) ist die südlichste der Neu-Sibirischen
Ivseln; von Westen her kommend, bieten die von 11 bis 5m rasch abnebhmenden
Wassertiefen und die vielen flachen Untiefen an der Westküste der Insel der
Ansegelung der Insel grofse Schwierigkeiten. dar. Diese Untiefen und Sand-
bänke setzen sich noch weiter nach Norden fort und bilden eine Brücke zwischen
den Inseln Gro/ßs- und Klein-Ljachow und den nördlichen Inseln Kotelnojg und
Faddejewskoj (Thaddäus-I.). Die Westspitze von Ljachow ist das ca. 300m
hohe Kap Kisseljach; cs wird von einer Reihe von lose und grotesk aufeinander
gethürmten Steinhaufen gebildet; auf dem Gipfel und an den Abhängen befinden
sich hohe Basaltsäulen, einige von regelmäfsiger Form, andere zerspalten und
zerbrochen. Nach Seo zu fällt das Kap steil ab, und seine Risse und Spalten
sind von Seevögeln bewohnt; nach der Landseite zu erstrecken sich von dem
Kap eine Reihe von Hügeln in der Richtung SW—-NO durch die ganze Iusel;
die Nordabhänge derselben sind selbst im Sommer nicht frei von Schnee,
welchen die frischen Nordwinde daselbst anhäufen, die Südabhänge dagegen,
erwärmt von einer mehrere Monate lang nicht untergehenden Sonne, sind zu
dieser Zeit mit einem schönen Mantel von Moosen und Flechten bedeckt, welche
den während des Sommers hier eingewanderten Renthierheerden reichliche
Nahrung bieten,
Die Südküste der Insel Ljachow erhebt sich von Kap Küsseljach bis
zur Mitte der 30—40 Sm “breiten Sınjatot- Straße zwischen der Insel und
dem Festlande bis zu einer Höhe von 600—700m, von da ab senkt sie sich
bis'.zur Ostspitze der Insel, dem. Kap Fitko (Titka), welches, im Gegensatze
zum Kap Kisseljach, nur. allmählich zum Meere sich‘ herabsenkt und aus einer
Reihe von hügeligen Terrassen besteht, die, von Weitem gesehen, den Anblick
einer Riesentreppe gewähren.
Swiatoj - Noss (Heiliges Kap). auf dem sibirischen Festlande, gegen-
über dem Kap Kisseljach und von diesem durch die Swiatoj-Strafse getrennt,
ist ca 500m hoch und wird aus 4 oder 5 Granitbergen: gebildet.‘ Von Weitem,
namentlich von West aus ‚gesehen, erscheint das Kap wie eine Insel, weil es
sich aus der niedrigen Tundra, welche sich zwischen den Flüssen Jana und
Indigirka von dem Eismeere bie weit in das Innere und nach Osten bis zu den
Buchten (guba) Omuljakskaja und Chromskaja ausdehnt, erhebt.
Die beiden Kaps Zjachow und Swiatoj-Noss sind den „Säulen: des
Herkules“. zu vergleichen; der zwischen ihnen gelegene Eingang der engen
Wasserstraße ist lange für unpassirbar, ebenso die Umschiffung des „Heiligen
Vorgebirges“ für unmöglich gehalten worden. Nach Nordenskiöld’s Ueber-
zcugung ist diese Strafse jedoch in jedem Jahre nicht nur für Dampfschiffe,
sondern auch für gewöhnliche Fangfahrzeuge fahrbar. .
Die Vier- Pfeiler- Insel hat ihren Namen von vier Basaltsäulen, zwei
höheren auf dem südlichen Abhange und zwei kleineren auf dem Nordabhange
der Insel: sie sind menschlichen Kunstwerken so ähnlich, dafs einfache Fischer