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FFelsen-) Inseln identisch, wonach die Lage der Westküste der Halbinsel Taimyr
und dieser Inseln selbst mehr mit derjenigen übereinstimmen würde, welche von
Sokolow- nach den Karten von Minin und Stergelow (1740) angegeben ist,
während dieselben, den Angaben von Laptew und Tscheljuskin (1735—1743)
folgend, bisher zu weit östlich angenommen worden ist, !)
Einige dieser, vor der Mündung der Pjasina zerstreut liegenden Inseln
haben einen Umfang von ca 60 Sm; die Wassertiefe zwischen ihnen. ist sehr
gering und beträgt meistens nur 20—25 m, höchstens 50 m.
Die Minin-Inseln liegen ca 50 Sm nordöstlich von den Pjasina-Inseln;
der Ankerplatz der „Vega“ bei der Hauptinsel Minin war in 74° 52‘ N-Br
und 85° 8‘ O-Lg. ;
Die Küste des Festlandes, welche auf der Fahrt zwischen den Pjasina-
Inseln und dem Kap Taimyr fortwährend gesichtet werden konnte, wird von
einer Reihe dunkler, vegetationsloser Hügel von ca 400 m Höhe gebildet. An
einigen Stellen der Küste konnten einige vorspringende Kaps, an anderen tiefere
Einbuchtungen wahrgenommen werden. .
An vielen Stellen wurde theils festes, theils lockeres Eis angetroffen,
durch welches letztere navigirt werden konnte; ausgedehnte Eisfelder wurden
im Horizont erblickt. Der das Eis stetig begleitende Nebel lichtete sich
zuweilen und ließs alsdann ‚hier und da kleine Inselchen, Klippen und Sandbänke
zum Vorschein kommen.‘
Die Actinia-Bucht auf der Insel Taimyr, so genannt von den hier in
grofsen Mengen vorkommenden Actinien, liegt nördlich von dem Kap Minin,
der SW-Spitze der Insel; sie ist klein und hat nur‘ geringe Wassertiefen
(s. Karton), bildet aber eine von allen Seiten geschützte Bucht mit gutem
Ankergrund und dürfte nach Nordenskiöld zu einem Stationsorte für
die nach dem Vorschlage von Weyprecht gleichzeitig an verschiedenen Orten
des arktischen Polargebietes anzustellenden meteorologischen Beobachtungen
sehr geeignet sein. In 76° 15’ N-Br und 95° 38‘ O-Lg, ca !/z Sm südlich von
dem Ankerplatz der „Vega“ und !/s Sm nördlich von dem Kap Minin wurde
ein säulenförmiger Steinhaufen errichtet und unter diesen mehrere auf die
Expedition bezügliche Schriftstücke niedergelegt.‘
Die Taimyr-Insel und die Taimyr-Strafse.?) Während des viertägigen
Aufenthaltes der „Vega“ in dem Actinia-Hafen (vom 14.—18. August 1878)
wurden die Insel und Strafse Taimyr näher untersucht. Die Insel selbst zeigt
keine grofsen Erhebungen, nicht über 100m hoch; es finden sich diese aber
nicht nur im Westen vor, wie die bisherigen Karten zeigten, sondern noch mehr
im Osten. Die Nordspitze der Insel Tarmyr heifßst Kap Laptew und scheint
nicht so weit nördlich zu liegen, als die Karten: bisher angaben.
Das Land selbst war schneefrei und mit einem dichten Gemisch von
Grasarten, Moosen und Flechten bedeckt. Nur wenige Renthiere zeigten sich
und Spuren von .Wölfen.
Die Taimyr-Strafse ist ca 10 Sm lang und an ihren engsten Stellen
zwischen den Negri-Bergen auf der Taimyr-Insel und den Brin-Bergen auf dem
Festlande kaum 1 Sm breit. Bei einer Untersuchung dieser Straße mit einer
Dampfbarkasse durch Palander und Hovgaard wurden sehr heftige Strö-
mungen angetroffen; diese und die vielen Untiefen, Klippen und Sandbänke
machen die Navigation dieser Strafe selbst für kleinere Schiffe fast unmöglich.
Nach Osten zu mündet sie bei dem Kap Middendorf in die Taimyr-Bucht, welche
durch den Taimyr-Flufs mit dem von Middendorf auf seiner Reise im Sommer
1843 zuerst besuchten Taimyr-See in Verbindung steht. Die Ufer des Flusses
und der Taimyr-Bucht sind öde und ohne, alles Leben,
Die Techeljuskin- Bucht, in welcher die „Vega“ am 19. und 20. August
1878 in einem völlig eisfreien Meere vor Anker lag, ist die nördlichste Ein-
buchtung des Kap Tscheljuskin, welches den grofsen asiatischen Kontinent nach
Norden zu abschliefst. Die NW-Ecke dieser nur ca 3!/2 Sm breiten Einbuchtung,
in deren Nähe der Ankerplatz der „Vega“ war, liegt nach den Bestimmungen
von Bove und Nordenskiöld in 77° 36‘ 36,8“ N-Br und 103° 25‘ 30“ O-Lg.
Nach trigonometrischen Bestimmungen der Lage‘ der NO-Ecke der’ Bucht,
1) Vgl. Petermann’s „Geogr. Mitth.“ 1873, pag, 13—17 und Tafel 1; 1879 pag. 11 und Tafel 2.
7” SS, Karton in der diesem Hefte beigegebenen Skizze. a
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