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1. Route vom Nordkap bis zu den Mündungen des 0b und Jenissei,
Professor Nordenskiöld giebt in dem oben erwähnten Bericht nach-
stehende Regeln für die Navigation zwischen demn Nordmeere bei Europa und
den Mündungen des Ob und Jenissei. .
„1. Die Schiffahrts-Periode beginnt gegen Ende Juli und dauert bis zu
Ende September.
2. Bis Ende August müssen die in das Karische Meer einsegelnden Schiffe
dieses durch die Jwgor-Strafse, oder durch die Karische Pforte verlassen. Nach
dieser Zeit ist die Route durch die Meerenge von Matotschkin vorzuziehen.
3. Man muf, besonders hei dem Beginu der Schiffahrtsperiode, der
Südküste des Karischen Meeres bis zum Kap Wengan folgen, oder (nach Be-
dürfnifs) bis zum Kap Bjeluschiy und dann längs der Westküste sich von Jalmal
aus nach Norden halten. Sobald die Malygin-Meerenge erst gänzlich auf-
genommen und vermessen sein wird, ist diese Route der längeren um die
Weifßse Insel vorzuziehen; bis zu dieser Zeit mufs die letztere Route eingeschlagen
werden.
4. Da auf dieser Route keine plötzlichen Veränderungen der Boden-
gestaltung und der Meerestiefe stattfinden, so kann sich ein Schiff, bei gehöriger
Vorsicht, sehr nalıe dem Lande halten, selbst in weniger tiefem Wasser. Man
mufs indessen vermeiden, sich der West- und Nordküste der Weirfsen Insel zu
nähern, weil das Wasser daselbst noch weniger tief ist, als in den anderen Theilen
Jes Karischen Meeres und die Nordwinde daselbst öfters einen hohen Seegang
veranlassen,
5. Diejenigen Schiffe, welche aus irgend einem Grunde in das Karische
Meer durch die Matotschkin-Strafse einsegeln und sich, wie man annehmen
kann, beim Beginn der Schiffahrt, nicht direkt durch die offene See nacl
dem Jenissei begeben können, thun am besten, südwärts in dem offenen Fahr-
wasser längs der Ostküste von Nowaja Semlja zu steuern bis zu der Höhe der
Jugor-Strafse, um das Kara-Meer nur in seinem südlichen Theile zu passiren.
6. Die Route Nord um Nowaja Semlja ist oft, vielleicht selbst fast jedes
Jahr, im Spätsommer offen. Sie mufs indessen vermieden werden, da die Schiffe
gelegentlich in die an diesen Küsten treibenden grofsen Eisschollen gerathen
und leicht das Schicksal der berühmten österreichisch-ungarischen Expedition
erfahren können.
7. Die Monate Juli und August machen sich häufig durch die Windstillen
im Karischen Meer bemerklich. Deshalb müssen die für die Navigation in diesem
Meere bestimmten Schiffe entweder Dampfer sein, oder Segelschiffe verbunden
mit Auxiliar-Maschinen, oder von einem kleinen Dampfer begleitet sein, der sie
nöthigenfalls schleppen kann. Im Herbst können die Seefahrer für die Rückkehr
nach Europa auf günstigen Wind rechnen.“
Prof. Nordenskiöld hält es auf Grund dieser hier angeführten Sätze für
wohl möglich, einen regelmäßigen jährlichen Schiffsverkehr zwischen Europa
and dem Ob-Jenissei herzustellen, stellt aber für diesen Zweck und vor seiner
Organisation es als ebenso nothwendig hin, dem Handel dadurch die nöthige
Sicherheit zu verleiben: 1) dafs die engen Wasserstrafsen, so namentlich die
Malygin-Strafse zwischen der Weißen Insel und der Halbinsel Jalmal, vermessen
und kartirt werden;‘) 2) dafs an geeigneten Stellen der Küsten Seezeichen,
Rettungsstationen, Landungsplätze, Entrepots u. s. w. errichtet werden. Als
geeignetsten Ort für das Entrepot des Jenissei-Gebietes hält Prof. Norden-
skiöld den von ihm zuerst am 15. August 1875 besuchten und nach dem oben
erwähnten Grosshändler Dickson in Gothenburg benannten Dickson-Hafen auf der
Dickson-Insel vor der Mündung des Jenzssei (vgl. unten pag. 242 und die diesem
Hefte beigegebene Skizze).
X) Zu diesem Zwecke hatte Prof. Nordenskiöld den Lieutenant Hovgaard mit dem Dampfer
„Lena“ auf 36 Stunden entsandt, aber dichter Nebel verhinderte die Aufnahme der Strafse; doch
zeigen die vorgenommenen Lothungen, dafs selbst Schiffe von grofsem Tiefgange in dieser Strafse
sicher zu Anker gehen können, und dafs sie, wenn sie erst vollständig vermessen worden ist, voll-
ständig schiffbar sein wird.