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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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Hier war der Wind während zwei Wachen sehr unbeständig, indem Böen von 
der Stärke 8 mit Windstillen abwechselten; das Barometer fiel bis‘ 756mm. 
Vom 7. bis zum 14. April, in welcher Zeit „Rossini“ bis nach 19° N-Br und 
125° O-Lg gelangte, wehte der Nordostwind wieder ziemlich beständig. Dann 
folgte eine längere Unterbrechung durch Windflaue und Stille, bei der das 
Barometer, welches am 14. April bis 761mm gestiegen war, allmählich wieder 
bis 757mm sank. In der Nacht vom 16. zum 17. April setzte mit einer hohen 
See aus Norden der Nordostwind fast stürmisch wieder ein, zu derselben Zeit, 
als „Fulda“ in 12°—13° N-Br und 131° O-Lg den WSW-Sturm erhielt. 
Ueber einen Teifun, welcher in seinem Auftreten sowohl hinsichtlich des 
Ortes, wie der Jahreszeit, wie seines Verlaufes sehr viel Achnlichkeit mit dem 
„Fulda-Teifun“ hatte, berichtet Maury in seinen Sailing Directions, Eighth 
Edition, Vol. II, Seite 693 und 694. Von diesem wurde das Schiff „Northern 
Light“ in dem Meerestheile zwischen den Palao-Inseln und den Philippinen be- 
troffen. Der Teifun dauerte vom 23. bis zum 30. März 1857, und für das Schiff, 
welches einen nordwestlichen Kurs verfolgte, veränderte sich die Windrichtung 
von W durch S nach E und wieder zurück durch S nach W. 
Durch die hier geschilderten Erlebnisse der „Fulda“ wird die Frage 
nahe gelegt, ob es für ein Schiff in ähnlicher Lage nicht möglich ist, durch 
passendes Manövriren Schaden und Aufenthalt zu vermeiden. Die Untersuchung 
ähnlicher Vorgänge ergiebt, dafs man bei einem Barometerstande von etwa 
755mm oder weniger in der in Frage stehenden Gegend, wie überhaupt zwischen 
den Wendekreisen, mit ziemlicher Sicherheit auf die Nähe eines barometrischen 
Minimums (einer Cyklone) rechnen darf, nach welchem der Wind mit Ablenkung 
nach rechts (auf der nördlichen Halbkugel) von allen Seiten weht. Die Ab- 
lenkung nach rechts und gewöhnlich auch die Stärke des Windes wird um so 
gröfser, je mehr man sich dem Minimum nähert. 
Unter der Annahme dieser Verhältnisse erscheint es für ein Schiff, 
welches wie „Fulda“ nach Norden bestimmt ist und sich mit südwestlichen 
Winden einem nördlich von dem Schiffe befindlichen Minimum nähert, am ge- 
rathensten, dafs es rechtzeitig, das heilst, sobald das Barometer das Vorhanden- 
sein eines als Sturmcentrum auftretenden Minimums anzeigt und so lange der 
Wind noch das Steuern eines Kurses mit dem Winde einige Striche von Steuer- 
bord ein zuläßst, seinen Kurs genügend nach Steuerbord ändert, um sich dem 
Minimum nicht mehr zu nähern, Der richtige Kurs wird sich am besten am 
Barometer erkennen lassen, und zwar darin, dafs dasselbe, abgesehen von den 
täglichen periodischen Schwankungen, seinen Stand beibehält. Ein Fallen des 
Barometers, d. h. eine Annäherung an das Minimum, erfordert eine Kursänderung 
nach Steuerbord; ein Steigen desselben, d. h. eine Entfernung vom Minimum, 
läfst eine Kursänderung nach Backbord zu. 
Bei einem solchen Manövrriren auf Grund der Barometerangaben wird es 
wahrscheinlich möglich sein, unter allmählicher Aenderung des Kurses nach 
Backbord, so wie der Wind mehr und mehr durch Süd nach Öst holt, das 
Centrum des Teifuns zu umsegeln, ohne in so schwere Winde zu gerathen, dafs 
das Segeln nicht mehr möglich ist. Es wird durch den empfohlenen Kurs 
freilich ein Umweg verursacht, doch sollte. man diesen Umweg nicht scheuen, 
denn aller Voraussicht nach führt er zu einer Abkürzung der Dauer der Reise, 
Was endlich die Sicherheit des Schiffes anbetrifft, so kann dieselbe für ein 
Schiff in der Lage wie „Fulda“ durch das empfohlene Manöver nur vermehrt 
werden. Dasselbe führt zu einer Kursänderung nach Osten und zu einem 
Passiren an der Ostseite des Sturmfeldes, und nach allen Erfahrungen schreiten 
die Teifune zwischen 20° Breite und der Linie nicht in östlicher Richtung fort.
	        
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