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vor Weihnachten war fast kein Schneo gefallen, aber seit Mitte Januar breitet
sich eine dieke Schneedecke über Süd-Island aus. Im nördlichen und west-
lichen Theil der Insel fiel dagegen so wenig Schnee, dafs Schafe und Pferde
auf den Wiesen haben grasen können.“
Dafs die deutsche Küste von dem. unruhigen Wetter der höheren Breiten
nur so selten betroffen wurde, charakterisirt die auffallende Beständigkeit in
der geographischen Anordnung der Luftdruck-Phänome während des jüngst-
verflossenen Winters. Uebrigens könnte man: bei Durchsicht der einzelnen
Wetterkarten versucht sein, die vorstehende Behauptung hinsichtlich des östlich-
sten Theiles der Küste für unrichtig zu halten; derselbe stand nämlich ziemlich
häufig ‚unter dem Einflusse der in Russland fortschreitenden Minima, aber immer
nur auf kurze Zeit, d. h, auf 1 bis 3 Tage; gewöhnlich waren es dann west-
liche bis nördliche Winde, deren Stärke bis zu 7 und 8 der Beaufort’schen
Skala. anwuchs, sehr bald aber wieder geringer wurde, indem die betreffende
Depression. sich südostwärts entfernte.
Für den gröfseren westlichen Theil der Küste. sind aber im Grunde nur
vier Epochen mit unruhigem Wetter zu verzeichnen; dies sind der 28,—31. De-
zember 1879, der 16. und 17., 19. und 20. Februar und die sieben Tage vom
26. Februar bis 3. März dieses Jahres. .
Die erste dieser Epochen war mit dem weit ausgedehnten Wetter-Umschlag
verbunden, welcher gleich nach Weihnachten die Strenge des Winters, freilich
nur auf kurze Zeit, unterbrach. Dem Wesen nach stimmten die meteorologischen
Vorgänge dieser drei letzten Jahrestage mit denjenigen der letztgenannten,
weitaus längsten jener Epochen überein. Es soll unsere Aufgabe sein, das
Auftreten der Stürme dieser letzten Epoche einer näheren Besprechung zu
unterziehen. en
: Während noch am 23. und 24. Februar über dem Nord- und OÖstsee-
becken ein barometrisches Maximum gelagert hatte, erschien letzteres am 25.
durch ein von Nordwesten her sich ausbreitendes Depressionsgebiet bis über
Irland hinaus nach Westen verschoben. und lagerte am 26. westlich vom
Biscayischen Busen, während das Depressionsgebiet bereits die ganze Nordwest-
hälfte Europa’s umfafste. Die Seewarte hatte: am 25, Februar zwar auffrischende
züdwestliche Winde für das ganze Küstengebiet prognosticirt, die Intensität des
Anwachsens der. Windstärke indessen unterschätzt und deshalb eine specielle
Sturmwarnung den Signalstellen nicht zugehen lassen. Es erscheint wichtig,
die Frage, ob es zur Hebung des Sturmwarnungswesens geboten sei, den Haupt-
sammeltermin der Witterungsdepeschen auf den Abend zu verlegen, an jedem
einzelnen Beispiele einer theilweise oder ganz verspäteten Sturmwarnung zu
prüfen. Schon eine oberflächliche Vergleichung der. vollständigen Wetterkarte
vom Abend des 25, Februar mit derjenigen vom Morgen desselben Tages genügt,
um zu zeigen, dafs die Mittheilungen vom Abend unbedingt die drohende Gefahr
hätten rechtzeitig erkennen lassen, vorausgesetzt, dafs keine derselben aus-
geblieben wäre; leider fehlten aber gerade in diesen Tagen die so wichtigen
Berichte von den Stationen der norwegischen Küste fast regelmäfsig. ;
Während nun am Vormittag des 26. Februar unruhiges, trübes und stellen-
weise regnerisches Weiter bereits an der ganzen Küste, stürmischer Südwest
indessen erst an zwei Beobachtungsstationen der Nordseeküste eingetreten war,
wurde zunächst für die Signalstellen von Borkum bis Warnemünde, dann für alle
äbrigen das Signal: „Mäfsiger Süd weststurm mit Rechtdrehen“ angeordnet.
Die darauf erfolgende allmähliche Verbreitung des Südweststurmes über das ganze
Küstengebiet ist aus der folgenden Tabelle ersichtlich, wie dieselbe überhaupt-bei
einigermafsen genauer Durchsicht ein ziemlich getreues Bild des Auftretens und
der Verbreitung der Stürme während dieser gauzen Epoche gewährt. Dieselbe
enthält nämlich für drei Beobachtungstermine sämmtliche Angaben der Wind-
stärken von 8 Beaufort und darüber, welche ‚sich in den ‚meteorologischen
Bulletins von Hamburg, Petersburg, London und. Paris verzeichnet finden; aufser-
dem folgen hinter den Stationen Russlands sogleich ‚diejenigen Skandinaviens,
soweit sie in den deutschen Wetterkarten und in den übrigen Bulletins enthalten
sind (das „Bulletin du Nord“ für den in Rede stehenden Zeitraum ist noch
nicht erschienen).