Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

195 
vor Weihnachten war fast kein Schneo gefallen, aber seit Mitte Januar breitet 
sich eine dieke Schneedecke über Süd-Island aus. Im nördlichen und west- 
lichen Theil der Insel fiel dagegen so wenig Schnee, dafs Schafe und Pferde 
auf den Wiesen haben grasen können.“ 
Dafs die deutsche Küste von dem. unruhigen Wetter der höheren Breiten 
nur so selten betroffen wurde, charakterisirt die auffallende Beständigkeit in 
der geographischen Anordnung der Luftdruck-Phänome während des jüngst- 
verflossenen Winters. Uebrigens könnte man: bei Durchsicht der einzelnen 
Wetterkarten versucht sein, die vorstehende Behauptung hinsichtlich des östlich- 
sten Theiles der Küste für unrichtig zu halten; derselbe stand nämlich ziemlich 
häufig ‚unter dem Einflusse der in Russland fortschreitenden Minima, aber immer 
nur auf kurze Zeit, d. h, auf 1 bis 3 Tage; gewöhnlich waren es dann west- 
liche bis nördliche Winde, deren Stärke bis zu 7 und 8 der Beaufort’schen 
Skala. anwuchs, sehr bald aber wieder geringer wurde, indem die betreffende 
Depression. sich südostwärts entfernte. 
Für den gröfseren westlichen Theil der Küste. sind aber im Grunde nur 
vier Epochen mit unruhigem Wetter zu verzeichnen; dies sind der 28,—31. De- 
zember 1879, der 16. und 17., 19. und 20. Februar und die sieben Tage vom 
26. Februar bis 3. März dieses Jahres. . 
Die erste dieser Epochen war mit dem weit ausgedehnten Wetter-Umschlag 
verbunden, welcher gleich nach Weihnachten die Strenge des Winters, freilich 
nur auf kurze Zeit, unterbrach. Dem Wesen nach stimmten die meteorologischen 
Vorgänge dieser drei letzten Jahrestage mit denjenigen der letztgenannten, 
weitaus längsten jener Epochen überein. Es soll unsere Aufgabe sein, das 
Auftreten der Stürme dieser letzten Epoche einer näheren Besprechung zu 
unterziehen. en 
: Während noch am 23. und 24. Februar über dem Nord- und OÖstsee- 
becken ein barometrisches Maximum gelagert hatte, erschien letzteres am 25. 
durch ein von Nordwesten her sich ausbreitendes Depressionsgebiet bis über 
Irland hinaus nach Westen verschoben. und lagerte am 26. westlich vom 
Biscayischen Busen, während das Depressionsgebiet bereits die ganze Nordwest- 
hälfte Europa’s umfafste. Die Seewarte hatte: am 25, Februar zwar auffrischende 
züdwestliche Winde für das ganze Küstengebiet prognosticirt, die Intensität des 
Anwachsens der. Windstärke indessen unterschätzt und deshalb eine specielle 
Sturmwarnung den Signalstellen nicht zugehen lassen. Es erscheint wichtig, 
die Frage, ob es zur Hebung des Sturmwarnungswesens geboten sei, den Haupt- 
sammeltermin der Witterungsdepeschen auf den Abend zu verlegen, an jedem 
einzelnen Beispiele einer theilweise oder ganz verspäteten Sturmwarnung zu 
prüfen. Schon eine oberflächliche Vergleichung der. vollständigen Wetterkarte 
vom Abend des 25, Februar mit derjenigen vom Morgen desselben Tages genügt, 
um zu zeigen, dafs die Mittheilungen vom Abend unbedingt die drohende Gefahr 
hätten rechtzeitig erkennen lassen, vorausgesetzt, dafs keine derselben aus- 
geblieben wäre; leider fehlten aber gerade in diesen Tagen die so wichtigen 
Berichte von den Stationen der norwegischen Küste fast regelmäfsig. ; 
Während nun am Vormittag des 26. Februar unruhiges, trübes und stellen- 
weise regnerisches Weiter bereits an der ganzen Küste, stürmischer Südwest 
indessen erst an zwei Beobachtungsstationen der Nordseeküste eingetreten war, 
wurde zunächst für die Signalstellen von Borkum bis Warnemünde, dann für alle 
äbrigen das Signal: „Mäfsiger Süd weststurm mit Rechtdrehen“ angeordnet. 
Die darauf erfolgende allmähliche Verbreitung des Südweststurmes über das ganze 
Küstengebiet ist aus der folgenden Tabelle ersichtlich, wie dieselbe überhaupt-bei 
einigermafsen genauer Durchsicht ein ziemlich getreues Bild des Auftretens und 
der Verbreitung der Stürme während dieser gauzen Epoche gewährt. Dieselbe 
enthält nämlich für drei Beobachtungstermine sämmtliche Angaben der Wind- 
stärken von 8 Beaufort und darüber, welche ‚sich in den ‚meteorologischen 
Bulletins von Hamburg, Petersburg, London und. Paris verzeichnet finden; aufser- 
dem folgen hinter den Stationen Russlands sogleich ‚diejenigen Skandinaviens, 
soweit sie in den deutschen Wetterkarten und in den übrigen Bulletins enthalten 
sind (das „Bulletin du Nord“ für den in Rede stehenden Zeitraum ist noch 
nicht erschienen).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.