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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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Andere Forscher, welche sich mit diesem Gegenstande beschäftigt haben, 
sind wesentlich zu demselben Resultate gelangt, als Irminger. So meint 
Prof. Colding,‘) dafs der warme Strom, welcher längs der Westküste von 
Island nach Nord setzt, allmählich nach dem Polarstrom hin abgelenkt wird 
und mit diesem wieder zurück nach. SW sich wendet, wobei mithin die Nord- 
küste. /slands unter die ausschliefsliche Herrschaft des Polarstromes kommt. 
Petermann?) nimmt an, daß der warme Strom an Islands Westküste im 
Sommer um das Land herumbiegt und längs der Nordküste seinen Weg 
nach Osten fortsetzt, während dagegen im Winter an der Westküste .die 
Temperatur des Wassers an der Oberfläche bis unter 1° und an der Nordküste 
bis unter 0° sinkt. ° 
Endlich hat zuletzt Mohn?) ausgesprochen, dals der nach Nord setzende 
warme‘ Strom an der Westküste von /sland wahrscheinlich als ein Reaktions- 
Strom angesehen werden müsse, hervorgerufen durch den Polarstrom längs der 
Ostküste von Grönland, mit welchem er sich schliefslich vereinigt und nach 
SW umwendet, wozu ihn vielleicht die nach Norden hin abnehmenden Tiefen 
der Strafse zwingen. 
Für den Winter nehmen alle Autoren für die Wasserwärme nördlich von 
Island in allen Tiefen eine Temperatur unter 0° an. 
Die interessantesten Messungen der „Fylla“ im Sommer 1877 wurden in 
den Tagen vom 18,-—22, Juni in dem nördlichen Theil der Dänemark-Strafse 
unter sehr günstigen Witterungs- und ziemlich normalen Eisverhältnissen aus- 
geführt. Wie die Uebersichtskarte (s. Tafel Figur I) zeigt, erfolgten die 
Tiefen- und Temperaturmessungen in drei Querschnitten von der Küste Islands 
bis zum Grönlands-Eis. Der südlichste Schnitt ging von der Brede-Bucht in 
westnordwestlicher Richtung bis zur Eiskante, welche in ca 100 Sm Abstand 
vom Lande vorgefunden wurde; in dem mittleren Schnitt, vom Patricks- Fjord 
nach NW, wurde das Eis schon in 60 Sm Abstand erreicht, und in dem 
nördlichsten Schnitt, von Straumnes nach NW, sogar schon in 40 Sm Abstand.*) 
In seinem offieiellen Bericht giebt Kapt. Jacobson nachstehende charakteristische 
Beschreibung der während der Messungen in der Dänemark-Strafse angetroffenen 
physisch-oceanischen Verhältnisse, ) 
„Als ich am Schlufs des Monats April in Reykjavik mit der „Fylla* 
ankam, war die allgemeine Ansicht, welche sowohl durch den Witterungs- 
charakter, als auch durch die von der Nord- und NW-Küste her erhaltenen 
Nachrichten bestätigt wurde, dafs das Eis sehr nahe an der Küste liege, 
und dies wurde in noch höherem Grade wahrscheinlich gemacht, als ich mit 
dem Schiffe von Mitte Mai bis Anfang Juni die meisten Fjorde an der NW-Küste 
besuchte. Dort zeigte sich nämlich eine im Horizont-ununterbrochen feststehende 
Nebelbank, welche ein sicheres Zeichen dafür abgab, dafs das Eis nicht weit ent- 
fernt war. Da mir inzwischen von allen Seiten gesagt wurde, dafs in der letzten 
Hälfte des Monats Juni das Eis immer am weitesten entfernt von der Küste sich 
befände, nahm ich an, dafs ich zu dieser Zeit am sichersten weiter nach Westen 
kommen und zugleich auch günstiges Wetter zur Gewinnung von Tiefseelothungen 
antreffen könne; ich entschlofs mich daher, jetzt mit meinen Arbeiten zu beginnen, 
Nachdem ich einige Probeversuche mit der mitgegebenen Lothleine gemacht 
hatte, ging ich mit der „Fylla“ am 17. Juni 1877, 3'/* p.m., von der Rhede 
von Reykjavik aus bei schönem stillem Wetter in See und setzte Kurs auf 
Snefjelds-Jökull, indem ich beabsichtigte, wenn das Wetter sich ruhig verhielt, 
eine Linie nach Westen hin auszulothen, sobald Onvardarnees passirt sei. Da 
das Wetter am nächsten Morgen schön, mit Stille und hohem ruhigem Barometer- 
stand war, setzte ich um 4% a.m. Kurs zw WNW, indem jede Stunde eine 
Temperaturmessung gemacht und ein sehr genaues Besteck geführt wurde. 
Die Nebelbank, welche im NW stand, verbreitete sich nach und nach über den 
!) „Om Strömningsforhold i almindelige Ledninger og i Havet“. 1870, pag. 125 ff, 
) Geogr. Mitth., 1870, pag. 220 #. - ) 
3) Geogr. Mitth., 1878, pag. 10 ff. 
4) In Wirklichkeit segelte „Fylla“ von dem äufsersten Punkt des südlichsten Schnittes längs 
der Eiskante bis zum Ende des dritten Schnittes und begab sich von da zurück nach Zsland.
	        
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