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38. Strömungen in der Nähe von South Sand Head. Kapitän
L. Haesloop, Führer der Bremer Bark „Henry“, bringt in seinem meteoro-
jogischen Journale über die Stromverhältnisse in der Nähe des South Sand Head-
Feuerschiffes folgenden beachtenswerthen Bericht:
„Auf der Reise nach Bremen begriffen, passirten wir Dover am 13. Februar
1880 um 12* Mittags bei flauer Briese aus WSW. Um dieselbe Zeit setzte
unweit Dover die Fluth ein. Da ich aus Erfahrung und von Lotsen weils, dafs
die Vorfluth stark über den Goodwin Sand setzt, so steuerten wir bei der flauen
Briese einen SO-Kurs; trotzdem aber trieben wir stark nach dem South: Sand
Head-Feuerschiffe zu. Als es darauf noch. flauer wurde, sah ich mich genöthigt
zu ankern, Es ist hier schlecht haltender Ankergrund; wir trieben noch, als
bereits 91m Kette. ausgelaufen war, und geriethen zuletzt in die unmittelbare
Nähe des Feuerschiffes. Die Strömung lief zur Zeit mit 4‘ bis 5. Kn Fahrt
nach mw NE. . Erst drei Stunden nach Beginn. der Fluth. wurde. der Strom
schwächer. Als um 4!/* p.m. fast‘ kein Strom mehr bemerkbar war, wurde
bei leichter Briese aus SSW der Anker gelichtet und die Reise fortgesetzt.
Da gewifs schon manches Schiff in Windstille auf die Goodwin - Sandbänke ge-
trieben ‚ist, so kann es Schiffsführern nicht dringend genug angerathen werden,
in dieser Gegend Anker und Ketten zum sofortigen Gebrauche klar zu halten.“
Es ist zu bemerken, dafs unter dem, was Kapt. Haesloop als Fluth
bezeichnet, der östliche Strom zu verstehen ist. .Den vom Hydrographischen
Amt der Kaiserlichen Admiralität herausgegebenen „Gezeiten-Tafeln“ zufolge
setzt der östliche Strom. bei Dover etwa 1 Stunde vor Hochwasser ein, und
das Hochwasser zu Dover fand am 13. Februar 1880 um 1* 6”. Nachmittags statt.
‚9. Strömungen in der Djilolo-Passage. Kapt. V. Basson von
der Bremer Bark „Fulda“, welcher auf einer Reise von Hamburg zach Hongkong
im Anfang April 1879. gegen NE-Wind durch die Djiülolo- Passage kreuzte, macht
über die‘ dortigen Stromverhältnisse in seinem meteorologischen Journale dic
folgenden Bemerkungen:
„Eingeborne, welche an Bord kamen, um Früchte zu verkaufen, theilten
mir mit, dafs in der Strafse zwischen Pulo Moar (bei Kap Tabo auf Djilolo)
and der Insel Geby der Strom in der Nähe der letzteren sehr stark nach Süden
setze, während im Süden der Djiülolo-Küste, welche nach Kap Tabo in östlicher
Richtung verläuft, eine östliche Strömung vorhanden sei. Nur unter. Benutzung
letzterer Strömung wäre es möglich, gegen: nordöstlichen Wind die Strafse zu
durchkreuzen. Ich fand diese Mittheilungen durch meine eigene Erfahrung
bestätigt. In der Nähe der Geby-Insel. wurde. ich an mehreren Tagen etwa
20 Sm im Etmal nach Süden versetzt, sobald ich mich aber der Küste Djülolo’s
bis auf 3 bis 4 Sm genähert hatte, machte sich eine östliche Strömung bemerkbar,
welcher allein ich es zuschreiben mufs, dafs ich mich am nächsten Morgen
trotz der sehr flauen Briese nördlich von der Strafse befand.
Wir hatten Gelegenheit, die Verschiedenheit der Stromrichtung an der
Ost- und an der Westseite der Strafse sehr deutlich an dem Bremer Schiffe
„Rossini“ zu beobachten, welches sich in unserer Nähe befand. Dasselbe,
welches als hölzernes Schiff mit reinem Boden der eisernen Bark „Fulda“ an
Segel- und Manövrirfähigkeit überlegen war, stand am Abend ungefähr 8 Sm
nordöstlich von „Fulda“, Während „Fulda“ die Djilolo-Seite der Strafe hielt,
lag „Rossini“ nach Geby hinüber, und am nächsten Morgen hatten wir dieses
Schiff im Süden von uns und mindestens 9 Sm entfernt.“
10. Bericht über ungewöhnlich stürmisches Wetter im süd west-
lichen Theile des Passatgebiets des Südatlantischen Oceans. Kapitän
H. Beenke, Führer der Oldenburger Brigg „Gemma“, beobachtete am 17. No-
vember 1879 in 18° S-Br und 31° W-Lg einen Sturm, welcher seines Auftretens
in diesem sonst von Stürmen so selten beunruhigten Theile des Oceans wegen
einer besonderen Erwähnung werth erscheint. Kapitän Beenke beschreibt den-
selben folgendermafsen:
„Nachdem am 16, November bei leichtem, von SW nach SE drehendem
Winde regnerisches Wetter, am Morgen des 17. November für eine kurze Zeit
Windstille geherrscht hatte, wurde am Nachmittage des letzteren Tages der
vorher in Stärke 3 wehende SE-Wind. allmählich stärker. Er führte Regenschauer
herbei und lief wleichzeitig südlicher. Aus SW und ans NE lief eine hohe