148
das Gebiet eines heftigen Orkaus, der hier aus nördlicher Richtuug einsetzte
und aus südwestlicher endeto, sich also wahrscheinlich in südöstlicher Richtung
fortbewegte, Der niedrigste Barometerstand wurde jetzt zu 741mm beobachtet.
Die Kraft des Windes war so stark, dafs das Schiff, dom auch die Ladung
übergegangen war, fast platt auf der Seite lag, und sah sich Kapt. Kühn, um
Schif und Leben zu retten, genöthigt, die Masten zu kappen. Es wurden
später Nothmasten errichtet, und bei mälsig starkem, beständigem Südoustwinde
sichtete man den Kurs auf Mauritius, welche Insel am 2. April erreicht wurde.
Nach beendeter Reparatur ging „Deutschland“ am 27. Juli wieder in
See, um die Heimreise nach Zwuropa zu vollenden. Der SE-Passat begleitete
das Schiff bis 22,8° S-Br und 54° O-Lg. Nach Ueberschreitung dieses Punktes
wurde die Reise noch für längere Zeit durch umlaufende östliche Winde be-
zünstigt. Westwind wurde erst angetroffen, als man westlich von 25° O-Lg
gckommen war. Zwei heftige Stürme aus letzterer Richtung beobachtete man
bei der Umsegelung des Kap der guten Hoffnung. Der stärkste herrschte bei
einem hohen Luftdrucke von 767mm; bei dem zweiten, in welchem der Wind
ron NW nach SW ausschofs, sank das Barometer auf 757,2mm. „Deutschland“
achnitg 30° S-Br in 36° O-Lg am 6. August, 30° O-Lg in 32,8° S-Br am
3. August, den Meridian der Kapstadt am 18. August und gelangie am
21. August in 10° O-Lg zum Parallel von 30° Süd zurück. Das Schiff hatte
15 Tage südlich von der letzteren Breite verbracht.
Der kräftige Ostwind, welcher auf der Länge der Kapstadt einsetzte,
begleitete das Schiff bis 28,5° Süd. Nördlich von dieser Breite lief der Wind
für einen Tag südwestlich, in der Nähe von 26° S-Br und 6° O-Lg drehto er
jedoch wieder durch Süd nach SE zurück, und wurde in dieser Weise das
Gebiet des Passates erreicht. In demselben wehten bis nach 20° S-Br hin
recht kräftige Winde, dann flaute der Wind allmählich ab; zwischen 18° und
16° S-Br herrschte an mehreren Tagen nur schr leichte Briesc, und auch auf
der Strecke von 15° S-Br zur Linie wurde nur mäfsig starker Wind angetroffen.
„Deutschland“ überschritt 20° S-Br in 1° W-Lg am 26. August, 10° S-Br iu
11,8° W-Lg am 3. September und den Aequator in 20° W-Lg am 9. September,
Die Strecke zwischen 30° S-Br und dem letzteren Orte war in 19 Tagen durch-
segelt worden.
In nördlicher Breite giny der Passat in langsamer Drehung in den, zeit-
weise sehr kräftig wehenden SW-Monsun über. In 12,2° N-Br und 23,1° W-Lg
nahm letzterer Wind ein Ende, und „Deutschland“ hatte sich drei Tage mit
Mallung aus nördlicher und südlicher Richtung abzumühen, bevor man am
18. September in 13,3° N-Br und 24,3° W-Lg das Gebiet des NE-Passats er-
reichen konnte. Der Passat wehte am kräftigsten zwischen 15° und 25° N-Brı,
and von ihm getrieben erreichte das Schiff 20° N-Br in 30,2° W-Lg am
21. September und 30° N-Br in 35,6° W-Lg am 26. September. In 34,5° N-Br
und 36,7° W-Lg wurde die polare Passatgrenze angetroffen. Der Wind holte
hier hoch südlich und nahm fast bis zur Windstille ab. Der später folgende
zsüdwestliche Wind war leider nur von ganz kurzer Dauer, bald kam wieder
östlicher Wind durch, der für eine ungewöhnlich lange Zeit anhielt, Es musste
in der "That der ganze noch übrige Theil der Reise bei Ostwind zurückgelogt
werden und nur dem Umstande, dafs derselbe häufßg aus südöstlicher Richtung
wehte, war der noch einigermafsen befriedigende Fortgang der Reise zuzu-
schreiben. Am 2. Oktober kreuzte „Deutschland“ 40° N-Br in 36° W-Lg, und
am 18, Oktober befand man sich in Sicht der Thürme von Lizard. Die Reise-
dauer von Mauritius ab betrugx 83 Tage.
2, Reise der Bremer Bark „6. F, Muntz‘“, Kapt. L. Schulken.
Mit dem 15. März 1878, beim Antritt einer Reise von Hongkong
nach Astoria, begiunt die Weiterführung des meteorologischen Journals des
„G. F. Muntz“, dessen erster Theil weiter unten sub No 6 (s. pag. 152)
zum Gegenstande eines Berichtes gemacht worden ist. Gogen kräftigen NE-
Monsun kreuzend, konnte die Bark im Anfango der Reise nur einen schr lang-
samen Fortgang erzielen. Erst am 26. März befand man sich in der Nähe der
Südspitze von Formosu. Mit diesem Tage trat eine Aenderung in den bis dahin