145
eine‘ Cyklone im Anzuge vermuthete. In der That drehte auch der Wind um
2b p.m. über NNW bis NW, allerdings an Stärke abuehmend, während das
Barometer langsam weiter fiel. Zugleich stellte sich eine mächtige Dünung
aus NW ein. Es war mir nun klar, dafs wir uns in dem linken resp. gefähr-
lichen Halbkreis einer wahrscheinlich nach SE fortschreitenden Cyklone befinden
mufsten, -und zwar in der nördlichen Hälfte derselben. Das Centrum mufste
sich zu dieser Zeit südwestlich bezw. etwas südlicher von dem Orte des Schiffes
befinden, welches mit nordnordöstlichem Kurse von der Bahn der Cyklone sich
entfernte. Um 6* p. m. erreichten das Barometer mit 744mm und das Aneroid
mit 737,5mm ihren niedrigsten Stand. Der Wind war inzwischen bis zu Stärke 5
abgeflaut; der Himmel aber nahm ein drohendes Ansehen an und die Dünung
zu. Um 7* p.m. wurde der Wind westlich, und das Barometer stieg langsam;
auch fing jetzt erst, als das Centrum der Cyklone sich bereits entfornen mufste,
für das Schiff der eigentliche Sturm an. Um Mitternacht erreichte der Wind,
in einer Bö nach WzS herumgehend, die Stärke 10—11; während der Bö fiel
das Barometer für eine halbe Stunde von 747 auf 746,5mm. Die anfangs
nordwestliche Dünung wurde später westlicher,
Es folgten nun am Morgen des 22, November schwere Böen mit Regen;
in der Zwischenzeit derselben war der Himmel, abgesehen von zerfetzten, am
Zenith vorüberjagenden Wölkcehen, schön und sternklar, während am Horizont
schwere cumuli lagerten. Um 5" am. wurde das Wetter besser, der Wind
wehte jetzt aus WSW, Stärke 6—7; das Barometer war bis auf 748,5mm ge-
stiegen. Der Kurs wurde jetzt auf das Nordkap von Neuseeland gesetzt.
Am Mittag (in 33° 10‘ S-Br und 167° 35‘ O-Lg) war der Wind SW, 5—6,
das Barometer stand auf 752mm; am 23. November 8" a. m. erreichte es bei
anhaltenden südwestlichen Winden, welche das Schiff schnell vorwärts brachten,
und bei schönem passatartigem Wetter wieder 760mm. In. der Nacht vom
23. zum 24. November wurde die Nordspitze von Neuseeland angesteuert und
am 25. November der Hafen von Auckland erreicht,“
Diesen selben Orkan hat der gröfste der den Postdienst für Neuseeland
versehenden Dampfer der Union Co. „Rottomahana“ (1727 tons), Kapt. Under-
wood, überstanden; einem von Korv.-Kapt. Chüden eingesendeten Berichte
über diesen Sturm in dem „Auckland Herald“ entnehmen wir nachstehende
Notizen.
Die „Rottomahana“ hatte Sydney am 20. November 9 a. m. mit starken
westlichen Winden verlassen, die allmählich stürmisch wurden und um 2" p.m,
zu einem Orkan aus SW anwuchsen, von ungemein hoher Dünung - begleitet,
Der Orkan hielt mit ungeschwächter Kraft bis zum Morgen des 22. November
an; zu dieser Zeit mäfsigte er sich zu einem SW-Sturm, welcher noch 24 Stunden
anhielt. Als der Wind später nach WSW drehte, wurde das Wetter besser.
Während der gröfsten Stärke des Orkans wurde das Schiff von dem Winde
and der See 125 Sm aus seinem Kurse gebracht. Am 24. November langte
der Dampfer mit seinen 140 Passagieren und 325 tons Ladung unversehrt in
Port Russel an. .
| Die an Bord der „Rottomahana“ beobachteten Barometerstände waren
in mm:
Sh a, m. Mittag 4b p.m. 8Shp.m. Mittern,
November 20: 749,3 749,3 749,5 751,3 754,1
Schiffsort 2h p, m,.: 33° 45‘ S-Br. 152° 45' O-Lg.
2ha.m. d4ham. 8bam, 10a, m. Mittag 4) pm.
November 21: 754,4 754,9 756,1 756,9 755,4 755,4
Schiffsort 2h a, m.: 31° 30 S-Br, 155° 40' O-Le: Mittag: 31° 50‘ S-Br. 157° 50‘ O-Le.
Anmerkung. S.M.S. „Gazelle“ hatte in dieser Gegend, auf der Fahrt
von Brisbane nach Auckland am 21. Oktober 1875, zwischen den Lord Howe-
Inseln und Australien (in ca 29° S-Br und 156°—157° O-Lg), gleichfalls einen
aus Nord einsetzenden und nach SW umspringenden schweren Sturm mit sehr
hoher See zu bestehen (s. auch „Ann, d. Hydr. ete.“, 1876, pag. 133).
Ann. d. Hydr.. 1880. Haft 11T /März