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als Eisen von Typus e, ansehen.!) Durch die Erschütterung der Reling beim
Schiefsen könnte daher, wenn das Schiff dabei östliche oder westliche Kurse
steuerte, wohl ein subpermanenter Magnetismus inducirt worden sein, welcher,
je nachdem die vertikale oder horizontale Induktion überwiegend war, einen
Einflufs auf den Koefficienten B oder C üben mülste.
Wir gehen nunmehr zu den Erscheinungen der quadrantalen Deviation bei
dem Thomson’schen Kompafs an Bord der „Preußen“ über und haben hier eine
sehr bemerkenswerthe Aenderung des Koefficienten D näher zu erörtern. Der-
selbe hatte bei der ersten Deviationsbestimmung am 15. Mai 1879 die Gröfse
+7,5° und wurde an demselben Tage bis auf 0,89° kompensirt. Da die
Derviationsbestimmung nach der Schiefsübung am 22. August, No. 35 der Tabelle,
ein —D von 4,1° ergiebt, ist die quadrantale Deviation, infolge der Er-
schütterungen des Schiefsens, um 4,99° zurückgegangen, also auf + 2,51° ver-
mindert, wodurch eine Ueberkompensirung entstand. Wir haben schon früher
angeführt, dafs die gleichzeitig eingetretene grofse Steigerung der Trägheit des
Kompasses mindestens zum Theil durch die Verletzungen hervorgerufen sein
wird, welche Pinne und Hütchen beim Schiefsen erlitten haben, sehen aber in
der folgenden Auseinandersetzung einstweilen davon ab. Da es bei einer ober-
flächlichen Betrachtung der Sachlage leicht scheinen kann, als ob bei einer
Ueberkompensirung des positiven Koefficienten D eine Verminderung der
Richtkraft, also auch ein Trägewerden des Kompasses aus magnetischen Gründen,
nicht statthaben kann, wollen wir die theoretische Seite der Frage näher er-
Jäutern.
Die quadrantale Deviation entsteht bekanntlich durch Induktion des Erd-
magnetismus in horizontal gelagertes weiches Eisen des Typus a und e der
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1) Die physikalische Darstellung
der Poisson’schen Grundgleichungen
für die Deviationstheorie beruht —
wie zur Erläuterung des Obigen und
des Nachstehenden bemerkt wird —
auf Folgendem;
Wenn ein unendlich dünner Stab
aus weichem Eisen durch die Induktion
der Erde magnetisirt wird, so wird
die Wirkung dieselbe sein, als wenn
jedes seiner Enden einen Pol hätte,
dessen Stärke der in der Richtung des
Stabes wirkenden magnetischen Kraft,
sowie der Stärke und Induktionsfähig-
keit des Stabes proportional ist.
Nimmt man aun die in neben-
stehender Figur dargestellten 9 Arten
yon Stäben an, so ist sofort ersichtlich,
dafs für jeden Stab ein positiver und
ein negativer Fall vorgesehen werden
mufs; es leuchtet ferner ein, dals man
in den drei Fällen von — 8, —e und
—k, in welchen der Stab gewisser-
mafsen durch den Kompafs geht, beide
Pole als wirksam annehmen mufs, dafs
man aber in den anderen Fällen nur
den nahen Pol als wirksam, den an-
deren als unendlich weit entfernt an-
nehmen kann. .
Eine eingehende Erläuterung der
nebenstehenden Figur, in welcher alle
Wirkungen veranschaulicht sind, die
durch weiches Eisen in einem Schiffe
erzeugt werden können, würde uns
hier zu weit führen, sie findet sich in
mehreren Handbüchern des Schiffs
magnetismus.
Anz, d, Hydr., 1580, Heft III (März).