Ueber Erfahrungen mit Thomson’schen Kompassen
und über Deviations- Erscheinungen an Bord der Panzerschiffe
des Uebungs-Geschwaders von 1879.
Der bekannte Gelehrte und Professor an der Universität zu Glasgow in
Schottland, Sir William Thomson, hat einen Schifskompafs konstruirt und
in England patentiren lassen, mit welchem seit dem Jahre 1876 Versuche auf
verschiedenen Schiffen der Kaiserlich Deutschen Marine angestellt worden sind.
Da dieselben günstig ausfielen, wurden die vier Panzerschiffe des Uebungs-Ge-
schwaders von 1879, „Preufsen“, „Friedrich der Grofse“, „Kronprinz“ und
„Prinz Friedrich Carl“, mit je einem Thomson’schen Kompafs ausgerüstet.
Bevor wir zu den Erfahrungen übergehen, welche mit diesem Instrument gemacht
wurden, lassen wir eine Beschreibung desselben folgen.
1. Die Kompafsrose. Ein dünner Ring von Aluminium, von welchem
in gleichmäfsigen Zwischenräumen zweiunddreifsig Seidenfäden oder feine Kupfer-
drähte nach einer kleinen Aluminium-Buchse im Centrum zusammenlaufen, bildet
das Gerippe der Rose. Diese selbst besteht aus starkem Papier, der ganze mittlere
Theil desselben ist herausgeschnitten und nur soviel stehen geblieben, als er-
forderlich ist, um eine deutliche Eintheilung nach Strichen und Graden zu zeigen.
Die Buchse des Centrums besteht aus einer flachen Scheibe von Aluminium
mit einem runden Loch in der Mitte. Mit diesem Loch wird die Rose über
ein Aluminiumhütchen gestreift, auf dessen überstehendem Rand sie mit der
Aachen Aluminiumbuchse aufruht. Das Aluminiumhütchen ist in der Mitte mit
einer Sapphir-Kuppe versehen, mit welcher es auf einer Iridium-Pinne so ruht;
Figur I.
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Figur I.
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wie in Figur I dargestellt. Acht kleine Nadeln von 8,2 bis 5,1em Länge, aus
dünnem StahldrahtYgefertigt und zusammen 3,5gr wiegend, sind wie die Stufen
einer Leiter durch zwei seidene Fäden parallel neben einander befestigt.
Ann. d. Hydr., 1880, Heft HI (März).