an der rechten Seite einer Person, welche, in der Mitte des Kanals oder des
betreffenden Theiles: der Nordsee stehend, nach der ‚engsten Stelle (Döver)
hinsieht.
Noch haben wir zu erwähnen, dass in dem die holländische. Küste be-
spülenden Theile der Nordsee, welcher östlich von 3° O-Lg und nördlich vom
Parallel: der Themsemündung, also etwa von Viiessingen nördlich liegt, das
Stauwasser erheblich später eintritt, als in dem übrigen hier behandelten Ge-
biete, und ‚dass die Phase des Siroms hier umgekehrt erscheint, d. h. dass
längs der holländischen Küste noch eine Strömung nach Dover hin. stattfindet,
während sonst schon der Strom von Dover weg setzt, und umgekehrt. Die
Ursache hierfür findet Beechey darin, dass der äussere Strom um Texel
herumsetzt zu einer Zeit, wo der Strom im ganzen übrigen Gebiet eben herum-
gehen will. Zugleich macht er auf das eigenthümliche Zusammentreffen der
Umkehr des Stroms in diesem Theile der Nordsee mit. der Umkehrung des
Fortschreitens der „Cotidal-lines“ auf der Karte von Mr. Whewell aufmerksam,
obwohl er hierfür keine Erklärung findet.
Im Kanal findet eine Verspätung des Stauwassers an der französischen
Küste zwischen der Seine und Somme: statt, derart, dass der Stromwechsel auf
dieser Strecke bis zu einer Stunde später erfolgt, als an der. gegenüberliegenden
englischen Küste. Indessen. beruht diese Angabe auf älteren Beobachtungen,
deren Genauigkeit angezweifelt werden kann, und haben, wie aus einer An-
merkung hervorgeht, neuere Beobachtungen ergeben, dass die Verspätung zwar
nicht so bedeutend, wie hier angegeben, aber immerhin doch vorhanden ist.
Ausserhalb des in Rede stehenden Gebiets gleichzeitigen Stromwechsels
findet ein fortschreitender Wechsel statt, d. h. für eine Stunde Verspätung in
der Zeit des Hochwassers verspätet sich der Stromwechsel. gleichfalls um eine
Stunde (in der freien See), oder, wie wir auch sagen können, die Beziehung der
Zeit des Stromwechsels zu. der Zeit des Hochwassers bleibt in freier See überall
dieselbe, wogegen in dem Gebiet des gleichzeitigen Stromwechsels diese Be-
ziehung eine sehr mannichfaltige ist. Als Beispiel führt Beechey an, dass auf
der Strecke von Kinnaird’s Head bis Lynn estuary, auf welcher die Eintritts-
zeit von Hochwasser sich um 5—6 Stunden ändert, in der Zeit des Strom-
wechsels -sich successive eine gleiche Aenderung vollzieht. Wir werden später
sehen, dass innerhalb des. Gebiets gleichzeitigen Stromwechsels die Hafenzeiten
oder Eintrittszeiten von Hoch- und Niedrigwasser, um ca 3 Stunden von der
bei Dover abweichen können, dass dies aber die Grenze ist, innerhalb welcher
ein gleichzeitiger Stromwechsel noch möglich ist, eine Grenze, welche übrigens
nahe mit der von Beechey angegebenen übereinstimmt. Wir wollen hier gleich
bemerken, dass in der Regel, so auch bei Lentz (s. Fluth und Ebbe und die
Wirkung des Windes auf den Meeresspiegel, 1879, S. 44), diese Grenze viel zu
weit gegriffen wird, indem sie auf die Linie Plymouth—Casquets oder Cherbourg
gesetzt wird. Aus den, allerdings nicht ganz präcisen Aeusserungen von
Beechey, mehr aber noch.aus seinen Karten, geht hervor, dass zur Zeit des
Hoch- und Niedrigwassers -bei: Dover die Grenze des ‚gleichzeitigen Strom-
wechsels viel östlicher, und zwar auf der Linie Portland bill—Cherbourg viel-
leicht noch östlicher liegt, welche Bestimmung der Natur der Sache nach indess
ebenfalls nicht auf grosse Genauigkeit Anspruch machen kann.
2. Beechey’s Erklärung nebst Bemerkungen dazu.
Um nun zü einer Erklärung der im Vorstehenden dargestellten Erschei-
nungen zu gelangen, verfährt Beechey folgendermassen:
. Mit Hülfe der von Whewell gefundenen Hafenzeiten ünd Fluthgrössen
Gonstruirte Beechey für jede Stunde der Gezeit bei Dover den gleichzeitigen
Wasserstand an einer Reihe von Orten, indem er auf einer geraden Linie ihre
in der Luftlinie gemessenen Abstände von einander in Kleinem Massstabe auf-
trug und senkrecht zu dieser Linie den in, dem betreffenden Augenblick statt-
findenden Wasserstand absetzte und die .so für einzelne Orte erhaltenen Punkte
durch eine Curve verband. Diese Curve betrachtet nun Beechey als ein Bild
von der Gestalt des Wasserspiegels: zu der betreffenden Zeit (natürlich über-
trieben, weil der Massstab für die Höhen- sehr viel grösser ist, als der für die
Längenabstände). Bei Betrachtung dieser Profile erkennt man die Bildung von