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Mitseglern „Josefa“ und „Melusine“, die schon im Reiseberichte des letzteren
Schiffes erwähnten (s. pag. 49) aufsergewöhnlich schweren Weststürme, Am
6. Juli wurde bei frischem SE-Winde die Länge der Kapstadt überschritten, und
am 11. Juli befand sich „Canopus“ in 9,5° O-Lg auf dem Parallel von 30° S-Br.
An demselben Tage und nahezu in derselben Länge überschritten auch die
beiden Mitsegler diese Breite, |
Regelmäfsigen Passat fand „Canopus“ erst am 18. Juli in 20,5° S-Br und
2,2° O-Lg, und nachdem am 24, Juli in 13° W-Lg noch 10° S-Br geschnitten
worden war, ging man am 30. Juli in 20,7° W-Lg von der südlichen zur nörd.
lichen Halbkugel über. „Melusine“ passierte den Äquator 1/2 Tage und „Josefa“
einen halben Tag früher,
Auf nördlicher Breite drehte sich der Wind von SE durch Süd nach SW
and später durch NW und Nord nach NE, ohne dafs irgend welche Unter-
brechung durch Windstille eintrat. Von 13° N-Br in 23,5° W-Lg an herrschte
Passat. Derselbe wehte auf der zwischen 15° und 25° N-Br liegenden Strecke
recht kräftig und erstreckte sich bis nach 34° N-Br in 37° W-Lg. „Canopus“
kreuzte 10° N-Br in 23° W-Lg am 4. August, 20° N-Br in 30,4° W-Lg am
10. August und 30° N-Br in 35,5° W-Lg am 15. August. Westliche Winde,
mit denen der noch vorliegende Teil der Reise zurückgelegt wurde, fand man
am 18. August in 34° N-Br und 37° W-Lg. Am 21. August überschritt
„Canopus“ in 32,5° W-Lg den Parallel von 40° Nord und am Abend des
30. August, 31 Tage nach dem Passieren der Linie, wurde auf der Rhede von
Falmouth geankert. Die Reisedauer war 123 Tage. Am 28. August hatte
„Melusine“ und am 30, August „Josefa“ diesen Hafen erreicht.
3. Reise der Oldenburger Schonerbrigg „Leonore“, Kapt, H. A. Held.
Bei frischem Ostwinde verliefs am 11. Januar 1879 die nach der Küste
von Sierra Leone bestimmte „Leonore“ den Kanal. Der Verlauf der Reise war
zunächst nur ein langsamer, denn schon am 12. Januar traf man ungünstige
Westwinde, die jeden raschen Fortgang unmöglich machten. Am 20. Januar
drehte in ungefähr 46,5° N-Br und 11,5° W-Lg der hier stürmisch auftretende
Wind von SW durch Süd nach SE, und verlief dann die Fahrt für einige Zeit
in etwas rascherer Weise. „Leonore“ kreuzte 40° N-Br in 14,8° W-Lg am
24, Januar und 30° N-Br in 18,7° W-Lg am 2. Februar. Zwischen 31° und 30°
N-Br war „Leonore“ 3 Tage lang durch südwestlichen Wind festgehalten worden
und erst, nachdem man in 29° N-Br und 18,5° W-Lg das Gebiet des Passats
erreicht hatte, konnte man wieder rascher nach Süden hin gelangen. Am
6. Februar kreuzte „Leonore“ in 19,3° W-Lg den Parallel von 20° Nord. In
11,7° N-Br und 19,1° W-Lg hörte der regelmäfsige Passat zu wehen auf; sehr
unbeständiger, meist aus nördlicher Richtung kommender Zug herrschte für eine
Woche, bevor man am 17. Februar, nach 31ltägiger Reise, einen Ankerplatz
nahe bei der Factory-Insel erreichen konnte.
Am 2, April verliefs „Leonore“ die Rhede von Sherbro, um nach Port
Limon in Costarica zu segeln. Die leichten nordwestlichen Winde erstreckten
sich von der Küste ab bis nach 16,5° W-Lg und 7,6° N-Br; dort drehte sich
der Wind erst nach Nord und kurze Zeit darauf in die Passatrichtung NE.
Von 27° W-Lg in 8,5° N-Br ab wurde die Fahrt von frischem Passatwinde
begünstigt. Man überschritt 30° W-Lg in 9,3° N-Br am 11. April und befand
sich schon 10 Tage später in Sicht der Insel Barbadoes.
Auch das Caratbische Meer wurde zum gröfsten Teile mit ziemlich be-
ständiger und frischer Passatbriese durchsegelt, In der Nähe von 12,5° N-Br
and 78° W-Lg setzte aber sehr flaue, meist aus südwestlicher Richtung kommende
Mallung ein, bei welcher kaum 1 Grad täglich zurückgelegt werden konnte.
Aufserordentlich häufig waren hier die Gewitter. In der Nähe des Landes,
welches „Leonore“ am 6. Mai erreichte, fand man, anstatt der erwarteten süd-
östlichen, eine stark nach NE setzende Strömung.
Am 9. Mai, nach 37tägiger Reise, erreichte „Leonore“ den Hafen von
Port Limon. Zu seiner gröfsten Enttäuschung fand Kapt. Held, der unter
Chartepartie segelte, hier weder Ablader noch Ladung vor und ging er deshalb,
nachdem er Protest notiert hatte, am 12. Mai wieder in Seo, um in Baranguilla
eine Fracht zu suchen.