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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 8 (1880)

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müssen, oder dafs C im dritten Quadranten und zwar näher an 180° als au 
270° liegen müsse; letztere Bedingung ist nothwendig, um die Verschiedenheit 
der täglichen Ungleichheit für nördliche und südliche Deklinationen zu erklären, 
Man wird finden, dafs unter dieser Voraussetzung die praktisch gefundenen 
Vorzeichen mit den theoretischen völlig in Übereinstimmung sind, 
Zum Schlufs mögen noch die Resültate einer Ableitung der täglichen 
Ungleichheit für Cuxhaven aus den Beobachtungen vom 15. März bis 3. Mai 1876, 
welche Herr Wasserbau-Inspektor Lentz nebst der Vergleichung zwischen 
Rechnung nnd Beobachtung dem Vf. gütigst zur Verfügung stellte, hier mit- 
geteilt werden. Dieselben sind viel zu wenig zahlreich, um exakte Werte zu 
yoben, sie bestätigen aber im allgemeinen das hier Gesagte. Es ist dazu noch 
zu bemerken, dafs bei der Berechnung der Hochwasserhöhen die tägliche 
Ungleichheit bereits angebracht ist, dieselbe sich also = 0 herausstellen sollte, 
Die Resultate sind: 
Hochwasser 
Zeit 
Deklination nördlich: 
+ 5,0° 
+14,8 
+25,7 
4.07 
Höhe 
_0,02m 
70,04 
702 
500 
TA, 
ars 
70,21 
Höhe 
- 0,08m 
0,10 
‚0.05 
Anzahl 
2 12 
120 10 
19 18 
Deklination südlich: 
— 533 22 
—150 FT 41 
954 75 59 
+0,05 - 53 
4010 —150 
2002 —9254 
+26 
42,8 
+0,07 18 18 
70,04 13 13 
5002 30 30 
Man wird aus dem Vorhergehenden auch entnehmen, weshalb diese Ab- 
hängigkeit früher übersehen worden ist. Airy’s Theorie, worauf die vorher- 
zehende Entwickelung sich gründet, ist überhaupt, aufser von ihrem Urheber, der 
aber diesen Gegenstand gar nicht bearbeitet hat, soviel dem Vf. bekannt, in dieser 
Form noch niemals streng angewendet worden; es sind vielmehr alle Unter- 
suchungen auf die Bern ouilli’sche oder die Laplace’sche Theorie mit empirischen 
Modificationen gegründet, und von diesen giebt wenigstens die erste, wie die 
Formeln (5) und (6) zeigen, keinen, Aufschlufs über die hier entwickelten Ver- 
hältnisse. Aus den Beobachtungen konnten dieselben deshalb nicht wohl erkannt 
werden, weil es mit Recht für nötig gehalten wurde, zur Ableitung solcher 
kleinen Gröfsen die Beobachtungen einer längeren Reihe von Jahren zusammen- 
zufassen. Höchstens hat man wohl die tägliche Ungleichheit in Höhe aus einer 
kürzeren Zeit abgeleitet, aber diese kann, wie wir sahen, eine Abhängigkeit 
von der Geschwindigkeit des Mondes in der Bahn nur dann verraten, wenn 
man entweder auch die Niedrigwasser bearbeitet, was häufig unterlassen worden 
ist, oder wenn für einen Ort der Winkel C nahe = 90° oder 270° ist. Über 
die Natur dieser Unterschiede würde man aber ohne Hülfe der Theorie nur 
dann haben Aufschlufs erhalten können, wenn man die tägliche Ungleichheit 
aus mehreren Jahren getrennt abgeleitet und diese mit einander verglichen hätte, 
Werden die Beobachtungen mehrerer Jahre, aber olme Unterscheidung unter 
einander geschrieben und gemittelt, wie dies wohl meistens geschehen ist, so 
heben sich die gesetzmäfsigen Änderungen im Mittel weg, und es bleibt nur 
der Betrag übrig, welcher dem mittleren Wert von C entspricht. 
Die Veränderlichkeit in dem mittleren Mondflutintervall und der mittleren 
Jöhe des Hochwassers wurde, wie erwähnt, von Lubbock erkannt, konute 
aber von ihm, da er seine Bearbeitungen auf die Bernouilli’sche Theorie 
gründete, nicht erklärt werden, weil, wie wir oben sahen, in dieser Theorie 
der Winkel C, auf dessen Existenz alle vorhergehenden Schlüsse beruhen, ver- 
schwindet. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dafs die hier behandelten 
Kigentümlichkeiten der Gezeiten yon selbst berücksichtigt werden, wenn man, 
wie in Sir William Thomson’s Methode, die beiden Wellen, aus denen sich 
die Gezeiten zusammensetzen, von einander treunt und jede mit den ihr zu- 
gehörigen Mond- und Sonnenörtern berechnet, dafs aber andererseits durch 
diese Trennung das Auftreten derselben in den gewöhnlichen Beobachtungen der 
Hoch- und Niedrigwasser-Zeiten und -Höhen nicht unmittelbar gegeben und 
erklärt wird,
	        
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