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London ergiebt sich aus den Jahren 1802—1835 ein ähnliches Resultat, aller-
dings, besonders später, wesentlich unregelmäfsiger, was wahrscheinlich den in
den letzten Jahren dieser Periode ausgeführten grofsen Stromregulierungs- und
Brückenbauten zuzuschreiben ist. Es ist nämlich zwischen 1803 bis 1810 ein
Maximum des Intervalls, 1809/10 ein Minimum der Deklination, 1817 bis 1821
ein Minimum des Intervalls, 1819 ein Maximum der Deklination. Dann wächst
das Intervall, obwohl unregelmäfsig, und erreicht 1826 und 1835 ein Maximum,
in welche Periode 1828 ein Minimum der Deklination fällt. Die Höhen ver-
halten sich sehr unregelmäfsig.
Es sollte nicht übersehen werden, dafs auch die Veränderlichkeit von €
mit der Geschwindigkeit der Bahnbewegung des’ Mondes sich bemerklich machen
wird, Es wird nämlich im Laufe eines Jahres eine gröfßsere Anzahl von Tiden
auf diejenigen Deklinationen fallen, für welche die Bewegungsgeschwindigkoit
(und also auch C) die kleinere ist, und es wird daher der Mittelwert aller
K? sin 2C sin 2441* in solchen Jahren, wo die Anzahl der auf nördliche und süd-
liche Deklinationen fallenden Tiden schr verschieden ist, kleiner sein als in den
Jahren, wo diese Anzahl gleich ist. Die Verbindung der Veränderlichkeit
von C: und sin 2441? giebt vielleicht die Erklärung für die scheinbare Unregel-
mäfsigkeit in den Schwankungen des mittleren- Mondflutintervalls und der
mittleren Höhe.
Fassen wir das erste und dritte Glied zusammen, so ist:
für Hochwasser: tgl. Ungl. = + !/2K sin O0 (1 + K* cos C* sin 241”) sin 2441
(ür Niedrigwasser: tgl. Ungl. = FE !4K cos C (1 + K* sin C* sin 241°) sin 2uı
and man sieht, dafs die Wirkung des dritten Gliedes darin besteht, den Faktor
der täglichen Ungleichheit für Hoch- und Niedrigwasser verschieden zu machen.
Ist, wie wir aus den Beobachtungen in Wilhelmshaven annehmen müssen, C nahe
— 0° oder 180°, so wird der Faktor für Hochwasser beträchtlich mehr ver-
gröfßsert wie für Niedrigwasser, und kann hierin der wahre Grund für den
oben erwähnten Umstand liegen, dafs die tägliche Ungleichheit für Niedrig-
wasser nicht so grofs gefunden wurde, wie man nach der für Hochwasser er-
warten sollte, .
Es erübrigt noch die Entwickelung für die Höhen zu vervollständigen.
Setzen wir in (8) den Faktor von cos C sin 2u1 = K‘, so erhalten wir leicht:
für Hochwasser:
(15) tgl. Ungl. = . ;
* K‘ cos C (1 — Ye K? sin €? sin 2 1?) sin Zu + V2KK‘ sin 0* sin 2qu*
Jür Niedrigwasser:
(16) ‚tgl. Ungl. =
+ K“ sin € (1 — 1/4 K? cos 0? sin 24?) sin 2u1 — Yı KK“ cos C* sin Zu?
_ Auch hier ist ein Glied vorhanden, welches sich mit der mittleren Höhe
des Hoch- resp. Niedrigwassers vereinigt und diese mit der Monddeklination
im einzelnen Monat sowohl, wie in der 19jährigen Periode etwas veränderlich
macht. Diese Veränderlichkeit wird sich, wenn C klein ist, beim Niedrigwasser
mehr bemerklich machen, als beim Hochwasser. Der Faktor der täglichen Un-
gleichheit ist für Hoch- und Niedrigwasser verschieden.
Wir wollen noch bemerken, dafs die den Formeln vorgesetzten Vorzeichen
sich auf die Kulmination zur Zeit des Hochwassers der halbtägigen Tide be-
ziehen. Bei den Rechnungen sind aber die der angenommenen Deklination der
eintägigen Flut entsprechenden Kulminationen zu Grunde gelegt worden, Für
die halbtägige Flut haben wir den fünften, für die eintägige den zwölften dem
Hochwasser vorhergehenden Meridiandurchgang des Mondes angenommen; ist
daher erstere eine obere, so ist letztere eine untere Kulmination, und wir haben
daher die in der Rechnung für obere Kulmination gefundenen Werte mit den
theoretischen Ausdrücken für untere Kulmination zu vergleichen. Da nun für
Hochwasser 0. K. die tägliche Ungleichheit in Zeit positiv, in Höhe negativ
gefunden wird, während der theoretische Ausdruck für Hochwasser U. K., wo-
mit diese verglichen werden müssen, in Zeit das negative, in Höhe das positive
Vorzeichen hat, so schliefsen wir, dafs sin C und cos C beide negativ sein
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