Jensen, Chr.: Neutrale Punkte der atmosphärischen Polarisation in Windhuk. 55
und dem 7. Juni nicht beobachtet werden können; für alle etwa in Frage kom.
menden Tage, für den 7., 9, 11., 12, 15.,, 18. und 20. Juni lagen allerdings
geschlossene Reihen nur ab +4-2.5° Sonnenhöhe vor. Smosarski hat allerdings
immer nur den A-Punkt verfolgt, Für Warschau sowohl wie für Nowawes ist
die verhältnismäßig große Amplitude in die Augen springend; diese ist aller-
dings für Nowawes wesentlich stärker ausgeprägt wie für Warschau, vermutlich
jedenfalls wesentlich deswegen, weil am letztgenannten Ort offenbar an den Tagen
größer Störung nicht gemessen worden war, Eingehender wurde der Verlauf
der Mai-Juni-Störung an Hand der Brandspuren von Sonnenscheinautographen
verfolgt, deren Registrierkurven mir freundlichst von einer größeren Reihe von
Observatorien aus verschiedenen Ländern Europas zur Verfügung gestellt wurden?).
Dorna meinte, daß sich die Trübung vermutlich von Süd nach Nord über das
europäische Festland verbreitet hätte. Meine Untersuchungen auf Grund der
Sonnenscheinregistrierungen scheinen diese Auffassung nicht zu bestätigen. Die
Störung wurde auch in Pawlowsk konstatiert?). In Oslo schien sie zu fehlen.
Eine vom 23, Mai 1919 bis Mitte Juni des Jahres reichende Trübung wurde auch
in den USA, konstatiert, dort aber durch meteorologisch bedingten hohen,
zarten Hitzedunst zu erklären versucht®). Rice6 meinte, die Ursache im Aus-
bruch des Stromboli im Jahre 1919 erblicken zu können. Kalitin“) hat aber
mit Recht darauf hingewiesen, daß diese Ansicht nicht richtig sein könne, da
jedenfalls der Hauptausbruch erst im Anfang des Juli stattfand, da der Beginn
der Störung schon in den Davoser Juniwerten zu ersehen war. Andererseits
erschien es ihm wohl möglich, daß sich die so gedachte vulkanische Trübung
der auf verstärkte Sonnentätigkeit zurückgeführten überlagert hat. Einig waren
Dorno und der Verfasser in der Ansicht, daß eine verhältnismäßig geringe
Höhe der Trübungsschicht in Frage kommt, Dafür scheint auch die bemerkens-
werte Tatsache zu sprechen, daß, wie die Abbildung 8 zeigt, im Gegensatz zu den
meisten durch Vulkanausbrüche bedingten Trübungen der A-Abstand wesentlich
stärker beeinflußt war als der Ba-Abstand. Über einen, wie es scheint, ganz
analogen Fall hatten Busch and ich in unserem gemeinsamen Werk von 1911
berichtet, Im Jahre 1907 traten plötzlich recht eigentümliche Verhältnisse ein.
Während bis zum 3. April d. J. die Beobachtungen einen ganz normalen Charakter
aufwiesen, insofern sich die Punktabstände jedenfalls nicht erheblich über den
Durchschnitt erhoben, waren plötzlich am 10, Mai — in der Zwischenzeit gab
es keinen günstigen Beobachtungsabend — die Werte für den Babinetschen
Punkt um etwa 2°, für den Aragoschen aber bei Sonnenhöhen von +5° bis 2°
um etwa 7° höher als vorher, und dieser Unterschied blieb bis Ende des Jahres
und bis eben in das Jahr 1908 hinein bestehen. Tabelle 14 gibt die Durch-
schnittswerte für Januar bis Mai und vom Mai bis zum Dezember (einschl.).
Tabelle 14
Zaurk
| 450
Januar bis Mai... } 15.4°
Mai bis Dezember. . [ 18.2
Januar bis Mai... } 21.2°
Mai bis Dezember. . | 261
30
15,.6°
189
20.79
260
Höhr der Sonne
+3.50° 42591 415° 40590 0089| 180] — 9,50
]. Babinet-Punkt ;
16,79 ] 17,69 | 180° 189°
19,2 | 1987 | 20.1 ı 20.1
2. Arago-Punkt.
20.4° | 20,2° 19,79 ;
25.5 25.2 24.6
| Bahbinet.- Punkt.
—_ 359 150
Januar bis Mai... 17.5 17.4
Mai bis Dezember. . 181 17.7
Jannar bis Mai... | 20.79 PR
Mai bis Dezember. . 187
m
? Arago-Punkt
4) Chr. Jensen, Zur atmosphärischen Staubtrübung im Mai und Juni 1919, Strahlentherapie 39,
685—716, 1931. -— 2) N. N. Kalitin, Die Durebsichtigkeit der Erdatmosphäre nach Beobachtungen
in Pawlowsk: Ger). Beitr, Genph. XV, 376—400, 1926 (s. vor allem 397-—399). -- 3) H. A. Kimball,
On the Question of Day -to- Day Fluctnations in the derived Values of the Solar Constant, Monthly
Weather Rer, W, Bur, 1925, 285—306 und A Statistical Analysis of Solar Radiation Dates, ebenda
1925, 343—348. — *) S. Fr. Busch und Chr, Jensen, 1. cit. Hambarg 1911. 227—230,