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Full text: 71, 1943

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1943. 
Pernter*) und Tichanowsky —, daß die Beobachtungen ohne Angabe der jewei- 
ligen Sonnenhöhe und Horizontabstände der beobachteten Punkte so gut wie 
wertlos sind. Die zwei Arbeiten von Kalitin®) und Tichanowsky beschäftigen sich 
speziell mit dieser Frage. Systematische Untersuchungen über die Beziehungen 
des Polychromismus (Farbverschiedenheit) der senkrecht aufeinanderstehenden 
Hauptschwingungs-Komponenten des Lichts sind von Tichanowsky durchge- 
führt worden). -Er zeigte, daß der Verschiedenheitsgrad der Farben insbe- 
sondere von der Temperatur und der Durchsichtigkeit der Luft abhängt. Es 
erübrigt sich nun, bevor wir in besonders eingehender Weise die durch die neu- 
tralen Punkte gegebenen Reinheitskriterien behandeln werden, kurz die Frage 
zu berühren, ob eine Beziehung zwischen den sogenannten Neutrallinien — 
geometrischer Ort aller zwischen dem Aragoschen und dem Babinetschen 
Punkt zu beiden Seiten des Sonnenvertikals liegender Punkte, deren Polarisations- 
ebene mit der Ebene des Sonnenvertikals einen Winkel von 45° einschließt — und 
dem atmosphärischen Reinheitsgrad besteht, Ein besonderer Fall dieser „Neutral- 
linien“ ist die für die Sonnenhöhe von etwa 0° geltende, von Busch entdeckte 
und nach ihm benannte lemniskatenähnliche Figur. R. Mentzel-Bremen hat 
als erster die starke Änderung der Gestalt dieser Kurve bei steigender Sonne 
konstatiert und beschrieben‘)r Es zeigte sich, daß, nachdem um die Zeit des 
Sonnenunter- bzw. -aufgangs die Azimute in den verschiedenen Höhen über dem 
Horizont für die gleichen Höhen annähernd einander gleich sind, so daß die 
Projektion eine ziemlich regelmäßige Lemniskate ergibt, sich die Kurve bei 
steigender Sonne in dem Sinne ändert, daß die Azimute auf der Sonnenseite 
immer kleiner werden und auf der Gegenseite immer breiter, derart, daß die 
der Sonne zugekehrte Schleife schmäler und kürzer und die der Gegensonnen- 
seite zugehörende immer breiter und länger wird, Wenn der Aragosche Punkt 
den Horizont erreicht, berührt die Schleife hier den Nullkreis. Von da ab gehen 
die beiden Äste auf der Gegensonnenseite immer weiter auseinander, zuletzt 
etwa bei einer zwischen 41 und 48° liegenden Sonnenhöhe, klappen die beiden 
Äste in die gegenüberliegenden Quadranten über, Am aussichtsvollsten dürfte 
es sein, zu prüfen, ob und wieweit die der Horizontstellung der Sonne ent- 
sprechende Kurve (Buschsche Lemniskate) von der atmosphärischen Transparenz 
abhängig ist. Bei größeren Sonnenhöhen treten zu leicht Störungen durch die 
topographische Gestalt des Beobachtungsorts bzw. durch die Bodenbedeckung auf®). 
Von neutralen Linien spricht man, weil die Umrandung der Figur die Abgrenzung 
zwischen der Gegend mit überwiegend positiver und derjenigen mit überwiegend 
negativer Polarisation bildet. Dorno, der ebenfalls die Linien bei den ver- 
schiedensten Sonnenhöhen verfolgt hat, kommt das Verdienst zu, der Theorie des 
Phänomens nachgespürt zu haben, wobei er zum Ergebnis gelangte, daß im all- 
gemeinen’ die beobachteten Kurven in ihrem ganzen Verlauf den theoretischen 
folgen, abgesehen von der Nachbarschaft der Sonne bzw. der Gegensonne. Da 
die Mentzelschen Messungen mit besonderer Sorgfalt ausgeführt waren, so be- 
nutzte Dorno sie zunächst, um festzustellen, ob sich ein Unterschied zwischen 
dem stark gestörten Jahre 1912 und ungestörten bzw. weniger gestörten Jahren 
ergebe. Es ergab sich für die stärkst gestörte Zeit nach dem Katmaiausbruch 
der Flächeninhalt (in flächentreuer Projektion auf die Horizontalebene ge- 
zeichnet) der auf der Sonnenseite gelegenen Lemniskatenäste um (im Innern 
Überwiegen bzw. mehr oder weniger große Annäherung an die positive Polari- 
sation) 7,5% kleiner als in normalen (bzw. weniger gestörten) Zeiten, auf der 
Gegenseite allerdings nur um 1% geringer. Da die regelmäßigen Beobachtungen 
Mentzels bereits im August 1912 begannen und jahrelang bis tief in die 
zwanziger Jahre hinein fortgesetzt wurden®), so liegt noch ein schönes Material vor, 
X M. Pernter, Denkschr. d. Math. Nat, Cl. d. Kais, Akad, d. Wiss. in Wien, 1901, 28 S, — 
23 N. N. Kalitin, Met, Z. 1926, 132—140 und J. J. Tichanowsky, ebenda S. 288—292, Es ist 
erstaunlich, daß hier die besonders sorgsamen und kritischen Unteruchungen Dornos, die gut mit 
den Pernterschen Befunden übereinstimmen, in beiden Arbeiten nicht genannt werden. — ?) C. Dorno, 
1. eit, 1919, 117—125 sowie Tafel XLVa und b und Karte X[Va des zweiten Bandes, -— *) KR, Mentzel, 
- Jahrb. Bremen 1917. — $) C. Dorno. 1. cit. 1919, 128—142. — *%) Die verschiedenen Met. Jahrb. 
ür Bremen.
	        
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